REVIEW
Viele von uns führen ein Leben in der "unteren Mitte". Vielleicht nicht gar so allumfassend wie die Protagonistin von "Sawako Decides" - aber zwischen Arbeit, Beziehungsalltag und langsam bröckelnden Lebensträumen ist es einfach, sich dem Mittelmass hinzugeben. Es fällt also nicht schwer,sich in die Not von Sawako hineinzuversetzen. Was jedoch eher ungewöhnlich wirkt, ist ihre Reaktion darauf: Nehmen sich die meisten Menschen wenigstens vor, etwas zu ändern, zuckt sie nur mit den Schultern und folgert: "Es lässt sich halt nicht ändern". 

Beste Voraussetzungen für ein Drama. Aber Regisseur Yuya Ishii behält die komischen Aspekte solch einer Unter-Mittelmass-Existenz stets im Auge und drehte eine Tragikomödie, die angenehm zwischen leiser Tragik und absurdem Humor pendelt. Manchchmal schlägt er sogar ins Groteske aus, wie etwa gegen Filmende, wo Sawako eine Melone verspeist, die sie mit dem eigenen Kot gedüngt hat. Yummi. 

Gespielt wird die Titelheldin von der famosen Hikari Mitsushima (Love Exposure), die auch beim stillen Trübsal Blasen stets interessant anzuschauen ist. Sie strahlt eine gewisse Distanziertheit zu den Wirren dieser Welt aus, und bleibt doch stets menschlich. Auch die anderen Akteure zeigen hier mit ruhigem Schauspiel Solides. Ishii gibt allen genügend Platz, sich zu entfalten, ohne den Fokus zu sehr von Hikari Mitsushima abzulenken. 

Letztendlich ist alles aber vielleicht doch eine Spur zu trocken, zu dünn, ja sogar zu schleppend. Selbst dass Sawako sich irgendwann mal zusammenreisst und wenigstens ein Bisschen was in Griffbekommt, kann so nicht richtig Euphorie auslösen, sondern eher ein Schulterzucken. Böse gesagt eben typisch für unteres Mittelmass. Aber "Sawako Decides" da anzusiedeln wäre zu dreist. Es ist ein angenehmer, humorvoller und manchmal rührender Film über das Leben. Nichts Grosses, aber allemal ... oberes Mittelmass. Mit Potential nach oben.