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Horrorfilm. Spanien
Alternativer Titel -

Regie Narciso Ibáñez Serrador
Buch Narciso Ibáñez Serrador nach dem Roman von Juan José Plans
Musik Waldo de los Ríos
Kamera José Luis Alcaine
Schnitt Antonio Ramírez de Loaysa, Juan Serra
Darsteller Lewis Fiander, Prunella Ransome, Antonio Iranzo, Miguel Narros, María Luisa Arias,
Marisa Porcel, Juan Cazalilla, Luis Ciges, Antonio Canal, Aparicio Rivero, Fabián Conde
Länge 106 Min.

Kinostart 1976

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 11.1.2011
©  Bilder Eureka, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die englischen Eheleute Tom (Lewis Fiander) und Evelyn (Prunella Ransome) machen Ferien in Katalonien. Um ganz ungestört zu sein, bevor Evelyn ihr drittes Kind zur Welt bringt, fahren sie auf die kleine Insel Almanzora. Das Eiland scheint kurioserweise entvölkert zu sein, die Häuser stehen leer, die Geschäfte wurden wohl fluchtartig verlassen. Die beiden Touristen treffen lediglich auf ein paar Kinder. Als sie endlich einen älteren Mann erblicken, folgt der Schock umgehend: ein Mädchen schlägt den Senior lachend tot! Nun wird Tom und Evelyn klar, dass die Kinder der Insel sich gegen die Erwachsenen verschworen haben. Auch ihnen droht ein brutaler Tod durch den Mob der kleinen Monster - wenn sie nicht selbst zurückschlagen.

 

REVIEW
Er gehört zu den erst verstümmelten, dann wiederentdeckten und gefeierten spanischen Horrorfilmen der 70er-Jahre: "¿Quién puede matar a un niño?", zu Deutsch erschienen als "Ein Kind zu töten". Schon der Titel macht deutlich, worauf die Kontroverse abzielt. Es geht um die Frage, ob man unter drastischen Umständen ein Kind töten kann. Und drastisch sind die Umstände allemal, denn hier laufen die putzigen kleinen Sprösslinge buchstäblich Amok. Einfach so. Und gerade das beinahe völlige Ausblenden des Warums macht diesen Horror so beängstigend.

Es gibt sicherlich Ansatzpunkte bei der Interpretation: Der sechsminütige Vorspann zeigt Gewalttaten an Kindern in verschiedenen Kriegen und während des Holocaust. Unterbrochen immer wieder von leicht hysterischem Kinderlachen, einem Tonmotiv, welches auch während des Films immer wieder zu vernehmen ist. Suggeriert wird ein Zusammenhang zwischen den Greueltaten Erwachsener und dem Zurückschlagen der Kinder. Die deutsche Fassung indes postulierte über den Titel "Tödliche Befehle aus dem All" Science-Fiction-Einflüsse.

Doch allfällige Deutungsversuche zielen wohl übers Ziel hinaus. Auch die in manchen Kritiken hervorgehobene Gesellschaftskritik ist hier eigentlich nicht erkennbar. Psychologische Dichte im Stile eines "Lord of the Flies" sucht man vergebens. Der Vorspann ist das einzige, was in diese Richtung zielt - als eine Art Antikriegs-Montage. Der Rest ist Exploitation: Die Kinder sind Zombies. Sie wollen die Gesellschaftsordnung kippen, aber nicht aus revolutionärer Absicht, sondern weil sie spielen möchten. Es geht um die Pervertierung der Idee von der kindlichen Unschuld. Plakativ, subversiv auf jeden Fall. Aber kritisch? Eigentlich nicht.

Das schwächt den Film aber nicht ab. Auf der Spannungs- und Verstörungsebene funktioniert "¿Quién puede matar a un niño?" schliesslich formidabel. So treibt der in Uruguay geborene Regisseur Narciso Ibáñez Serrador das Kinder-als-Mörder-Motiv aus Filmen wie "Village Of The Damned" (1960) oder später "The Omen" (1976) auf die Spitze und überzeichnet es fast ins Groteske. Einmal schaut ein Bub ein Mädchen nur an und scheint es mit seinem Gedankengut zu infizieren. Die Erwachsenen indes stehen vor dem grossen Dilemma, ob sie angesichts der Bedrohung mit noch mehr Gewalt zurückschlagen können. Eben: Wer könnte schon ein Kind töten?

Bemerkenswert ist, dass dies der zweite und letzte Kinofilm von Serrador ist, der in seiner Karriere mehrere Dutzend Fernsehfilme und Serien inszenierte. Er nutzt die Kamera stets brillant, erzeugt unheimliche Winkel selbst dann, wenn ein idyllisches Dorf gezeigt wird. Die Musik orientiert sich immer mal wieder bei John Williams' klassischem Leitthema des zwei Jahre zuvor entstandenen "Jaws", entwickelt aber rasch ihre eigene Kraft. Und die gemächliche Montage spitzt den Grusel geschickt zu bis hin zu immer krasseren Szenen am Ende. Der Tabubruch als Gipfel.

Alles das ist freilich stilisiert. So bleiben etwa die Kinder selbst vor dem Angesicht einer Waffeeinfach stehen, obwohl sie wissen, was so ein Ding anrichten kann. Und die Touristen bleiben erstaunlich ruhig, obwohl rasch klar ist, dass auf dieser Insel vieles nicht stimmt. Das sorgt dafür, dass man die Kinder nicht wirklich als echte Wesen anschaut, sondern als cineastische Bedrohung im Stile eben von Zombies. Mag sein, dass die Romanvorlage von Juan José Plans das anders angepackt hat, aber der Film bleibt da betont vage und distanziert uns ein wenig vom wahren emotionalen Einschlag, den ein Kindermord eigentlich haben müsste.

Auch wenn der Film deshalb nicht ganz der geniale Klassiker ist, den manche Reviewer im Zuge der Wiederentdeckung des Films zu erblicken glaubten, so ist er allemal muy bien: ein stimmungsvolles Albtraumszenario, famos gefilmt, solide gespielt und schön asozial. Kinder zu Mördern zu machen, ist ein immer wieder gerne genommener Trick, um zu schockieren, doch hier wird dies in bestechender Konsequenz gemacht. Ohne Rücksicht auf die Gefühle der Zuschauer. Gerade weil dies heute in solcher Weise wohl nicht mehr machbar wäre und der Film ganz deutlich seine Siebzigerjahre-Atmosphäre verströmt, ist "¿Quién puede matar a un niño?" so sehenswert.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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