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Sci-Fi-Horror. USA
Alternativer Titel Prometheus - Dunkle Zeichen

Regie Ridley Scott
Drehbuch Damon Lindelof, Jon Spaihts
Produktion
Ridley Scott, David Giler, Walter Hill
Musik Marc Streitenfeld
Kamera
Dariusz Wolski
Schnitt Pietro Scalia
Darsteller Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Idris Elba, Logan Marshall-Green,
Guy Pearce, Sean Harris, Rafe Spall, Emun Elliott, Benedict Wong, Patrick Wilson
Länge
124 Min.

Kinostart (CH) 30.5.2012 (F), 9.8.2012 (D)
Kinostart (USA) 9.6.2012

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 29.5.2011
©  Bilder 20th Century Fox, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Jahr 2089 entdecken die Forscher Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) auf der Isle of Sky uralte Höhlenmalereien. Diese zeigen dieselbe Konstellation von Sternensystemen wie andere Malereien aus vergangenen Epochen. Für sie ist klar: Das ist eine Sternenkarte, erschaffen von den intelligenten Wesen, die das Leben auf die Erde brachten. Um das Rätsel zu lüften, finanziert die Firma des Multimilliardärs Peter Weyland (Guy Pearce) einen Trip zum auf den Karten verzeichneten Mond LV-223, auf dem erdähnliche Bedingungen herrschen sollen. Mit an Bord des Raumschiffs "Prometheus" sind unter anderem der Captain (Idris Elba), Shaw und Halloway, die kühle Weyland-Managerin Miss Vickers (Charlize Theron) und Weylands hochentwickelter Roboter David (Michael Fassbender). Das Team landet auf dem Mond und entdeckt eine künstliche Struktur unter der Erde. Darin verbergen sich aber nur die Leichen einiger der humanoiden Wesen, nach denen Shaw suchen wollte. Und Räume voller Kanister, in denen David eine Art DNA-Ursuppe entdeckt.

 

REVIEW
Vorweg zwei Warnungen: Die Bewertung ist etwas grosszügig. Und ich werde in der Kritik auf einige Dinge genauer eingehen müssen, weshalb eine Spoiler-Warnung angebracht ist. Nicht lesen, wenn ihr unverbraucht an den Film gehen wollt. Allerdings verraten die Trailer fast alles - das ist einer der bedauerlichsten Aspekte des Films. Ihr seid also ungewollt bereits spoiled ...

Ridley Scott. Weltall. Und schon jauchzt der Sci-Fi-Freund. 33 Jahre nach seinem meisterhaften und Genre-prägenden "Alien" kehrt Ridley Scott in die Welt zurück, die er mit Hilfe von H.R. Giger und Drehbuchautor Dan O'Bannon damals erschaffen hat. Nunmehr über 70 und etwas festgefahren in seinen grundsoliden historischen Filmen, packt Scott also wieder etwas Phantastisches an. Keine Vorgeschichte zu "Alien", wie er und sein Drehbuchautor Damon Lindelof ("Lost") nicht müde wurden, zu betonen, sondern ein eigenständiger Film mit der DNA von Alien. Das macht den Film gleichzeitig aufregend - und hemmt ihn etwas.

Denn, und das zeigt sich bald, Scott und seine Crew haben etwas Mühe damit, gleichzeitig eine Vorgeschichte von "Alien" abzuliefern - und eben doch nicht. Das ganze Projekt wirkt etwas schizophren. Dabei ist es fraglos die Vorgeschichte des Klassikers, das merkt man immer wieder. Es tauchen Firmennamen auf, die man kennt, etwa Weyland, der Vorgänger der späteren Weyland-Yutani-Corporation. Der Space Jockey, also der grosse tote Astronaut aus dem Original, kommt wieder vor - schliesslich diente der als Aufhänger für den ganzen Film. Und die letzten Filmminuten sind dann klipp und klar Prequel-Material.

Allerdings verweigert uns Scott einen echten Facehugger und er verweigert uns die Aliens, zumindest die, die wir kennen. Auch gibts neue Figuren, neue Maschinen, ja es spielt sogar alles auf einem anderen Mond (hier LV-223, dort LV-426). Alles tatsächlich mit der angekündigten Alien-DNA, aber der Film fühlt sich neu und unabhängig an. Und da beginnt der Spass. Denn dieser Story folgt man gerne. Sie bewahrt konstant das Gefühl von Mystery. Viele Fragen bleiben ungelöst, aber das trägt zur allgemeinen Atmosphäre durchaus bei. Schon die ersten Filmminuten, in denen eines der "Gründerwesen" auf einem Planeten zu Staub zerfällt und seine DNA hinterlässt, kann potentiell verwirren. Wir sind auf der Erde, das ist sozusagen die Geburtsstunde allen Lebens. Aber klar definiert wird wenig, selbst die Absicht des Wesens bleibt etwas nebulös.

Später wird es etwas prekärer, denn es werden Andeutungen gemacht, aber wenig ausformuliert. Weyland will mit Hilfe der Wesen die Sterblichkeit austricksen, aber wie genau er vorgehen will, ist sehr vage. Ebenfalls nur angedeutet ist die Frage, warum diese Wesen, die uns erschaffen haben, nun plötzlich wieder ausrotten wollen. Und was ihr gigantisches Lager an gefährlicher DNA eigentlich soll. Der Captain meint, es handle sich um ein Biowaffen-Versuchslabor, das ausser Kontrolle geriet, aber das ist nur eine Vermutung, und sicher keine wissenschaftliche. "Prometheus" weicht oft den gestellten Fragestellungen aus und lässt uns rätseln. Das kann stimulierend sein, aber auch etwas unausgereift.

Am Ende bleibt trotz aller aufgegleisten Fragen alles etwas simpel. Die Lösungen werden im Nu umgesetzt. Schlimmer noch: Man kennt fast alles schon aus dem Trailer, der echte Schlüsselszenen vorweg nimmt, und so das Mysterium der Schlussminuten vorzeitig auflöst. Doch auch ohne das Vorwissen wäre das Skript etwas faul. Da hätte mehr drin gelegen. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass es eine 3-Stunden-Fassung des Films gibt (oder zumindest geben sollte), welche die Crewmitglieder von Stereotypen zu echten Figuren erhebt, welche Ideen ausformuliert und dem Schluss mehr emotionales Gewicht gibt. Und auch Guy Pearce stärker einbindet, denn wir sehen ihn nur unter Make-up! Als jüngerer Weyland war er lediglich in der Werbekampagne vor Filmstart zu sehen, im Film selbst nur unter Make-up. Das Casting macht so keinen Sinn, wenn nicht eine Szene existiert, in der Pearce jünger war.

Pearce ist auch nicht der einzige, der nicht immens gut wegkommt. Auch einige Nebendarsteller werden unterverkauft. Dafür schlagen sich die wichtigsten bestens. Noomi Rapace ist sackstark als Heldin mit Herz, sie zeigt in einigen wichtigen Momenten eisernen Willen und sorgt so für eine der besten Szenen im ganzen Film. Ich sag nur: Operation. Auch Michael Fassbender überzeugt vollumfänglich als Android, der zwar nicht absichtlich Böses tut, aber mehr als nur dubios handelt. Eine seiner Taten ist wirklich fies, kommt aber nur zustande, weil sein Gegenüber in typisch menschlicher Übertreibungswut ihn fast dazu einlädt.

An Fassbenders David sind denn auch einige der spannenderen Fragen über Evolution und das Wesen des Menschen angehängt. Nicht nur: Wer hat uns erschaffen? Sondern vor allem: Wozu hat man uns erschaffen? Langsam schleichen sich spirituelle Aspekte ein, wenn etwa die Wissenschafterin erkennen muss, dass ihr Metier nicht immer alle Antworten liefert, die sie hören will, und daher fast feige zurück in den Glauben flüchtet. An etwas muss man sich ja festhalten. Und Rapace sorgt dafür, dass diese Szenen ihre Vieldeutigkeit bewahren, ohne zu sehr in religiöses Geplänkel abzurutschen.

Nach so viel inhaltlichen Aspekten sei es auch mal gesagt: Der Film macht verdammt viel Spass. Nicht nur wegen den überzeugenden Schauspielern, zu denen auch Charlize Therons eiskalte Miss Vickers zählt, sondern vor allem wegen der Inszenierung als Ganzes. Die Spezialeffekte sind astrein und in 3D schlicht eine Wucht. Man taucht in diese düstere Welt ein und saugt doch jedes Bild fasziniert auf. Der Giger-Schleim ist diesmal weniger ausgeprägt, alles wirkt noch etwas properer als in "Alien" (der spielte auch auf einem Arbeiterschiff, dieses hier ist ein Wissenschaftsschiff), aber nichtsdestotrotz unheimlich.

Die Katakomben auf LV-223, das unheilvolle Leben, das überall einmal war oder in einer Art Ursuppe wieder werden könnte, sorgt für ein stetig gruseliges Gefühl. Dazu der knackige Schnitt und die heroische Musik - auch das noch durchaus passend, weil hier noch wissenschaftliche Aufbruchsstimmung herrscht, nicht Untergangsstimmung à la "Alien". Keine Frage, die Soundtracks zu den ersten zwei "Alien"-Filmen blasen jenen zu "Prometheus" weg wie nichts, aber der neue ist ganz nett anzuhören.

Für mich als "Alien"-Fan, der den ersten zwei Teilen uneingeschränkt 5 Sterne verleiht, ist dieser Halb-Nezugang eine ebenso superbe wie ernüchternde Angelegenheit. "Prometheus" ist der Film, den ich erwartet habe. Aber er ist nicht der Film, den ich erhofft habe. Man hätte mehr heraus holen können, mehr Horror, mehr Story, mehr Hintergrund, mehr Laufzeit - weil man einfach gerne länger in dieser Welt verweilt. Nie und nimmer kommt er auf das Niveau von Ridley Scotts schaurig-schleimig-genialem "Alien" von 1979 und James Camerons kinetisch-pumpend-brillantem "Aliens" von 1986, die beide den Rang von Kinoklassikern haben. Aber er liefert eine mehr als gelungene Vorgeschichte, die Lust auf mehr macht.

Und darum bewerte ich, wie eingangs erwähnt, etwas gar grosszügig. Realistisch gesehen wärs vielleicht ein halber Stern weniger. Und wenn man zu sehr auf den Story-Problemen herumreitet, dann wohl noch weniger. Aber ich liebe Sci-Fi, ich liebe diese Welt. Und ich habe mich wahnsinnig gern in diesem Universum aufgehalten, in seinen düsteren Ecken, seinem Schleim, seiner drohenden Gewalt. Ridley Scott ist älter geworden, das merkt man. Er inszeniert gepflegter, nicht mehr so schnoddrig draufgängerisch wie im Original, mehr Erich von Däniken als H.R. Giger. Das ist bedauerlich. Andererseits ist er immer noch ein Filmemacher mit einem grossartigen Gespür für wirkungsvolle und kraftvolle Umsetzung. So einen kann man im Sci-Fi-Genre immer gebrauchen.

 

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