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Stummfilmdrama. Deutschland
Alternativer Titel Die Pest in Florenz
Regie Otto
Rippert
Drehbuch Fritz Lang
Produktion Erich Pommer
Musik Bruno Gellert
Kamera Willi Hameister, Carl Hoffmann, Emil Schünemann
Darsteller Otto Manstädt, Anders Wikmann, Julietta Brandt, Marga Kierska,
Karl Bernhard, Franz Knaak, Erner Hübsch, Theodor Becker
Länge 92 Min.
Kinostart 1919
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 10.7.2015
© Bilder arte,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Florenz wird regiert von einem Ältestenrat. Dessen Anführer Cesare (Otto
Manstädt) schreibt einen asketischen und frömmelnden Lebensstil vor.
Feierlichkeiten werden unterdrückt. In dieses lustfeindliche Klima kommt die
Kurtisane Julia (Marga Kierska) aus Venedig. Da verlieben sich sowohl Cesare wie
auch sein Sohn Lorenzo (Anders Wikmann) in die Schönheit. Da sich Julia lieber
dem jüngeren hingibt, schliesst sich Cesare mit dem mächtigen Kardinal (Franz
Knaak) zusammen und verurteilt Julia der Ketzerei. Das führt prompt zu einem
Volksaufstand, angeführt von Lorenzo. Die Meute obsiegt, Kirche und Ältestenrat
müssen abdanken. Fortan regieren in Florenz der Sittenzerfall und die
Lasterhaftigkeit. Einer der davon warnt, ist der Einsiedler Medardus (Theodor
Becker). Tatsächlich hält bald die Pest (Julietta Brandt) Einzug in der Stadt.
REVIEW
Die Weimarer Republik war eine kuriose Zeit für die
Kunst. Es blühten zwar avantgardistische Strömungen auf, Expressionismus wie
Dadaismus kamen zu Stärke. Und in den Städten machte sich die Lebensfreude
breit, man denke etwa an die Goldenen Zwanziger in Berlin. Doch auf der anderen
Seite war ein Bestreben zu erkennen, wieder traditionalistischen Werten den
Vorrang zu geben, etwa die Schlichtheit zu zelebrieren in der Neuen
Sachlichkeit, und das ausgeblutete Volk zu einen unter Staat und Kirche.
Letzteres scheint denn auch der Antrieb von "Pest in Florenz" zu sein, einer
Geschichte, fast unerträglich moralistisch.
Sex und Lust, ausgehend von
einer Frau versteht sich, werden für die Pest verantwortlich gemacht. Gottes
Strafe für eine Stadt, die sich von der Moral abgewandt hat und (Zitat) "wider
der Natur" lebt. Das ist wahrlich schwer zu schlucken aus heutiger Sicht und der
Film bricht dies auch nicht etwa ironisch auf, sondern scheint das Mantra ganz
auszuleben. Wenn er doch wenigstens schizophren genug wäre, die Lasterhaftigkeit
voll auszuleben. Wir kennen das von moralistischen Filmen aus aller Welt: Sie
verurteilen zwar die Sünde, zeigen sie dann aber doch genussvoll und in aller
Dekadenz. Hier? Ein paar herumhopsende Leute.
Und mittendrin die
erstaunlich unattraktive und überschminkte Marga Kierska. Wie sie innert
Sekunden selbst einen hochgläubigen Einsiedler verführen soll, ist massiv
abwegig. Kommt dazu, dass der Film sie noch als grässlich prüde zeigt, macht
sich ein Mann an sie heran, bockt sie und zickt, ein Küsschen hier und da ist
das Maximum, was aus ihr herauszuholen ist. Das soll eine Femme fatale sein, eine
erotisierende Kurtisane? Geht nicht ganz auf.
Doch was das Drehbuch des
späteren Meisterregisseurs Fritz Lang vermissen lässt, wird zumindest
ansatzweise durch die Inszenierung von Otto Rippert (1869-1940) aufgewertet. So
heuerte der Regisseur bekannte Namen für die Bauten an, unter anderem den
Berliner Baurat Franz Jaffe und den Maler Hermann Warm. Die rekonstruierten
imposante Sets, die Florenz aufleben lassen. Und gegen Ende, wenn die Pest
Einzug hält, dürfen sie (im Verbund mit dem Kamerateam um Willi Hameister) auch
einige eindrückliche Bildkompositionen auffahren. Ein unheilvoll
dahinfliessender Fluss toter Menschen etwa. In diesen kurzen Momenten sieht man
einen Film, der hätte sein können.
"Pest in Florenz" als Ganzes ist aber
nicht dieser Film. Er ist stattlich gemacht, angenehm kurz und immerhin gegen
Ende ansatzweise visionär in seiner Bildgestaltung. Doch zu schwer wiegt die
frömmelnde Story, zu sehr chargieren die Akteure, zu wenig engagiert ist man in
dem schematischen Plot. Für Fritz Lang war es eine der letzten Arbeiten als
Drehbuchautor. Danach führte er selbst Regie und schuf Filme von weitaus
grösserem Kaliber als der hier.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit PowerDVD 12, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2
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