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> DAS PARFUM: DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS

 


 

Drama. D/F/E 2006
Alternative Titel
Das Parfüm; Perfume: The Story of a Murderer

Regie Tom Tykwer
Drehbuch Tom Tykwer, Bernd Eichinger, Andrew Birkin nach dem Roman von Patrick Süskind
Produktion Bernd Eichinger, Andrew Berkin,
Martin Moszkowicz
Co-Produzentin
Gigi Oeri
Musik Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil
Kamera Frank Griebe
Darsteller Ben Whishaw, Dustin Hoffman, Rachel Hurd-Wood, Alan Rickman, Corinna Harfouch,
Sian Thomas, Karoline Herfuth, Franck Lefeuvre, Sara Forestier, Birgit Minichmayr

Länge ca. 150 Min.

US-Kinostart 27.12.2006
CH-Kinostart
14.09.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 6.9.06
©  Bilder Constantin


STORY
Paris
im 18. Jahrhundert: Jean-Baptiste Grenouille wird auf dem Fischmarkt von Paris geboren. Da seine Mutter ihn gleich entsorgen will, kommt sie an den Galgen und Grenouille ins Waisenhaus. Dort erkennt der Bub, dass er einen extrem ausgeprägten Geruchssinn hat. Als junger Mann (Ben Whishaw) überzeugt Grenouille den in der Kundengunst gefallenen Parfumeur Giuseppe Baldini (Dustin Hoffman) von seinen aussergewöhnlichen Fähigkeiten. Grenouilles Duftmischungen werden zur Sensation der Stadt und Baldini ein reicher Mann. Doch Grenouille hat ganz andere Ziele: Seit er eine Jungfrau (Karoline Herfuth) gerochen und sie in Notwehr erwürgt hat, ist er besessen davon, den Duft der Frauen zu konservieren und daraus ein Parfüm zu machen. Diese Obsession macht ihn zum Mörder und treibt ihn in die Stadt Grasse, wo ihm die zierliche Laura (
Rachel Hurd-Wood) in die Nase sticht.

 

REVIEW
Für Literatur-Puristen ist bereits die Idee einer Bestseller-Adaption ein Frevel. Da kann der Film danach noch so gut sein: Die "Buch ist besser"-Kritik kommt wie das Amen in der Kirche. Auch die Rede vom nicht erreichten Tiefgang der Vorlage ist vorgegeben. Dieser Unsitte verfällt selbst der kommune Leser hin und wieder, mich hat es bei meinem Lieblingsbuch "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy" auch erwischt, da der nun wahrlich schwach adaptiert wurde. Oder? Umso schöner, dass ich im Falle von "Das Parfum: Die Geschichte eines Mörders" einer der wenigen bin, die das Buch nicht gelesen haben. Statt mich in einen zermürbenden Film-Buch-Vergleich einzuklinken, kann ich mich ganz dem Kino-Erlebnis widmen. Und dieses ist genial. Tom Tykwer kreiert schon in den ersten Minuten seiner Adaption Düfte im Kopf, die man lieber nie in die Nase kriegen möchte. Es sind jene des Pariser Fischmarkts mit fauligem Fleisch und schmutzigen Böden. In dieses Drecksloch plumpst ein Baby, fast wie bei "Monty Python". Die Mama beisst die Nabelschnur durch und schiebt das zappelnde Ding emotionslos in die Gosse. Doch unerwartet schreit das Kind und wird entdeckt; die Mutter landet am Galgen. 

Mit dieser Szene hatte mich Tykwer bereits am Haken, denn sie ist teuflisch gut umgesetzt: Makaber, detailverliebt und förmlich "riechbar" bereitet der Wuppertaler Regisseur darauf vor, was kommen wird. Und ich war bereit, alles aufzusaugen. Das Bemerkenswerte ist, wie modern und zackig Tykwer manche Sequenzen realisierte. Da schöpft er von seinen Erfahrungen aus "Lola rennt", wo er eine Story in 90 Minuten gleich dreimal erzählte, und aus seinem Beitrag zur Kurzfilm-Sammlung "Paris, Je t'aime", in der er in 5 Minuten einen ausgewachsenen Plot im Schnelldurchlauf abhakt. Dieses Talent zur Komprimierung kommt in "Das Parfum" voll zum Tragen, gekoppelt jedoch mit Tykwers Fähigkeit, sich für andere Szenen Zeit zu nehmen - zuletzt gesehen etwa in "Heaven" oder "Der Krieger und die Kaiserin". Für "Das Parfum" musste er notgedrungen einige Nuancen des Buchs opfern, aber Tykwer entwickelt mit beeindruckender Sicherheit sein eigenes Tempo für den Film. Eines das passt.

Bildschön etwa die erste Annäherung an das Mirabellen-Mädchens (rot und unschuldig: Karoline Herfurth), stimmungsvoll die stilisierten Morde an den Jungfrauen, inspirierend die Wanderungen durch die duftenden Strassen. Jeder Akt kann atmen, mir gefiel die Einführung des jungen Grenouille ebenso gut wie die Episode mit dem Diva-haft tragischen Dustin Hoffman. Die gestraffte Höhlen-Sequenz im Mittelteil ist ebenso beeindruckend wie die Duft-Sammlung in der malerischen Stadt Grasse. In jeder Szene verschmelzen rabenschwarzer Humor, Sinnlichkeit und cineastische Virtuosität zu einem betörenden Werk. Die Schauwerte mögen die 50-Mio.-Euro-Verfilmung dominieren, doch diesen Schauwerten möchte ich gar nicht erst widerstehen: Die Ausstattung ist ein Hochgenuss, die Bildkompositionen sind atmosphärisch und die Besetzung ist perfekt. Neben Hoffman glänzt John Hurt als lakonischer Sprecher in der englischen Fassung, die 15-jährige Rachel Hurd-Wood ("Peter Pan") verkörpert die idealisierte Unschuld und Alan Rickman ist mal wieder eine Klasse für sich. Als wahre Entdeckung aber präsentiert sich der Theaterschauspieler Ben Wishaw, der als schweigsamer Antiheld mit Naivität und tödlichem Zielstreben glänzt. Tykwer zeichnet ihn anziehender als im Buch, macht ihn aber dennoch nicht zu sympathisch, da der Film auch von der Faszination des Düsteren lebt und vom voyeuristischen Reiz, der auf die Zuschauer abfärbt. "Das Parfum" ist schliesslich bis zum wortwörtlich zerfetzenden Schluss ziemlich wüstes Material, sinnlich und "erdig" verpackt in historisches Ambiente. Aber aus dem Mörder eine attraktivere, aber dennoch asexuelle Figur zu machen, funktioniert im Bild-Medium Film wohl sogar besser.

Obwohl man im Verlauf des Films den Titelhelden kennen lernt und seine Motivation auch mitbekommt, bleibt die Figur etwas vage, was manche Kritiker bemängelt haben. Doch der Untertitel lautet nicht "Das Seelenleben eines Mörders" sondern "Die Geschichte eines Mörders" und genau als solche ist "Das Parfum" so toll: Eine Geschichte, cineastisch ausstaffiert, temporeich präsentiert, technisch auf der Höhe der Zeit. Bis hin zum Finale, das nicht gar so sexuell-orgiastisch ausgefallen sein soll, wie im Buch, ist das eine Pracht. Auch bei diesem grosse Schlussbouquet ist Tykwers Änderung treffsicher: Die Massenszene wirkt ein wenig absurd und eher fleischig, als erotisch, was ihrer Wucht keinen Abbruch tut. Bis auf einen Statisten, der beim grossen Schwenk regelrecht in die Kamera winkte und mich in mehreren Szenen nervte, gelang Tykwer auch diese Schlüsselszene grandios. Warum? Weil das etwas Absurde, etwas Alberne den ganzen Film durchdringt. Die Ausgangslage mit dem riechenden, semi-autistischen Wunderknaben ist eigentlich Fantasy-Territorium und was Tykwer daraus entwickelt, habe ich für mich nie als psychologische Abhandlung ernst nehmen können - kein Wunder eigentlich, wenn ein Tykwer, den ich als Propheten einer Art Pop-Philosophie sehe ("Lola rennt" ist das beste Beispiel), einen Bestseller der literarischen Popkultur verfilmt.

Vielmehr ist es die ungeheure Fabulierlust, die Freude an der bildlichen Umsetzung, die mich an dem Film faszinierte - durchaus gewürzt mit ein paar Kommentaren zum menschlichen Wesen, zu Themen wie Einsamkeit und verblendeter Zielgerichtetheit. Wenn da jemand nur die Nahaufnahmen von Nasen zählt, wie geschehen bei der Kritik von "Die Zeit", schiesst er weit übers Ziel hinaus oder nimmt die ganze Sache viel zu ernst. Das "Parfum", das ich gesehen habe, ist trotz aller Schwere, aller Düsternis nämlich enorm verspielt und gerade darum so unterhaltsam.

 

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