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Stummfilmdrama. UdSSR
Alternative Titel Das Neue Babylon; Новый Вавилон

Regie Grigori Kozintsev, Leonid Trauberg
Drehbuch Grigori Kozintsev, Leonid Trauberg
Produktion Sowinko Studio, Leningrad

Musik Dmitri Shostakovich,
Kamera Andrei Moskvin

Darsteller Yelena Kuzmina, Pyotr Sobolevsky, Sergei Gerasimov, Vsevolod Pudovkin
Länge
93 Min.

Kinostart 1928

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 27.10.2011
©  Bilder arte, Screenshots molodezhnaja


STORY
Paris 1871: Die gebeutelten Arbeiter schliessen sich zur Commune zusammen, deren Ziel es ist, bessere Bedingungen für die unteren Klassen zu schaffen und die Stadt autonom von den Preussen und dem französischen Adel zu regieren. Auch Louise (Yelena Kuzmina) kämpft an vorderster Front für diese Rechte. Ihr Freund Jean (Pyotr Sobolevsky) steht derweil an einer anderen Front im Einsatz: jener des Krieges. Als die Obrigkeit dem Treiben der Commune nicht mehr länger zuschauen will, setzt sie die Armee ein – unter anderem auch Jean.

 

REVIEW
Dass sich ausgerechnet die Sowjets dieses Themas annahmen, erstaunt nicht: Was 1871 in Paris abging, gilt gemeinhin als eine der ersten echt sozialistisch geprägten Umstürze, ein Vorbild für die Herrschaft des Proletariats. Das sowjetische Regime betrachtete den Kampf der Arbeiter gegen Adel und Bürgertum daher als filmisch umsetzbar. Den Job wiederum übernahmen die jungen Regisseure Grigori Kozintsev (1905-1973) und Leonid Trauberg (1902-1990).

Sie gründeten 1921 die "Fabrik des exzentrischen Schauspielers" (FEKS), erst fürs Theater, später fürs Kino. Ihr avantgardistisch-agitatives Kino passte perfekt in seine Zeit. Erst 1946 überwarfen sich die beiden Filmemacher mit dem Zentralkomitee und gingen getrennte Wege. "Novyy Vavilon" alias "Das neue Babylon" hingegen ist noch Klassenkampf-Kino mit dem ideologischen Segen von Oben: Alleine die Montage, die immer wieder das dekadente Verhalten der Reichen in Kontrast mit der Arbeit der Armen in Kontrast stellt, birgt bereits revolutionären Gehalt.

„Wir arbeiten für uns, nicht mehr für die Besitzer. Wir arbeiten nicht mehr Nachts. Unsere Kinder sind nicht mehr Kanonenfutter für die Reichen.“ Das sind drei der Mottos, die der Film denn auch herzhaft ans Publikum bringt. Gerade visuell leisten Kozintsev und Trauberg dabei bemerkenswerte Arbeit: Die Montage setzt Kontraste und peitscht die Handlung mit hohem Tempo voran. Derweil setzt die Kamera auf prägnante Nahaufnahmen und einen kuriosen Verfremdungseffekt, der den Vordergrund scharf und den Hintergrund unscharf erscheinen lässt.

Dies macht aus den Szenen der Reichen albtraumhaft anmutende Orgien, bei denen die Protagonisten des Öfteren zu Fratzen degenerieren. Der Film arbeitet sowieso exzessiv mit Karikaturen und Überzeichnungen. Nichts ist hier sonderlich echt, alles ist lediglich das übertriebene Abbild der Realität - im Dienste der satirischen und politischen Absicht des Films. Vor allem technisch bleibt "Das neue Babylon" denn auch heute noch faszinierend, während der schablonenhafte Inhalt eher unfreiwilliges Amüsement hervorrufen kann.

Die Filmmusik, die Stummfilmkompositionen mit mehr oder weniger verfremdeten Aufnahmen der Marseillaise kombiniert, ist die erste Kino-Arbeit des 22 Jahre jungen Dmitri Shostakovich, der später zu einem der wichtigsten Komponisten des Landes avancierte, sah sich für den satirischen Gehalt der Musik auch einiger Kritik ausgesetzt. Doch auch seine Arbeit wertet aus heutiger Sicht den Film auf: Leitmotive sind geschickt eingesetzt, klassische Musikrichtungen ironisch aufbereitet.

"Das neue Babylon" ist daher weniger ein ergreifendes Drama über die Niederschlagung der Commune, als eine Satire auf die Bourgeoisie und eine manchmal leicht ironische Betrachtung des Klassenkampfs. Da gerade letzteres natürlich in der UdSSR nicht sein durfte, wurde der Film von 125 Minuten auf 93 Minuten herunterzensiert, fürs Ausland sogar auf 84 Minuten. Filmhistorisch bedauerlich, aber vielleicht gar nicht so desaströs, denn gerade dadurch ergibt sich das erquickend hohe Erzähltempo.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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