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Fantasyfilm. USA
Alternativer Titel -
Regie Darren
Aronofsky
Drehbuch Darren Aronofsky, Ari Handel
Produktion Darren Aronofsky,
Arnon Milchan, Mary Parent, Scott Franklin
Musik Clint Mansell
Kamera Matthew Libatique
Schnitt Andrew Weisblum
Darsteller Russell Crowe, Jennifer Connelly, Emma Watson, Logan Lerman,
Douglas Booth,
Ray Winstone, Anthony Hopkins, Mark Margolis, Frank Langella
(Stimme), Nick Nolte (Stimme)
Länge 138 Min.
Kinostart (USA)
28.3.2014
Kinostart (CH) 3.4.2014
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.4.2014
© Bilder Paramount,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die Nachfahren Kains haben die Ressourcen der Welt verbraucht, die Böden sind
verseucht, die Menschen hungern. Noah (Russell Crowe), einer der letzten
Nachfahren von Kains Bruder Set, lebt mit seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly)
und den drei Kindern einsam im Einklang mit der Natur. Da schickt ihm der
Schöpfer die Vision einer tödlichen Flut. Noah ist klar: Es wird eine Sintflut
kommen, die die Menschen ausrottet. Er reist zum Berg seines Grossvaters
Methusalem (Anthony Hopkins) für Rat. Ihm wird klar, dass er eine Arche bauen
muss, um seine Familie und ein paar jeder Tierart auf der Welt zu retten. Der
Rest wird untergehen. Hilfe bei seinem Bau bekommt Noah von Steingiganten, den
gefallenen Engeln. Doch es dauert nicht lange, bis der Menschenführer Tubal-Kain
(Ray Winstone) auf den Arche-Bau aufmerksam wird, und Noah mit Krieg droht.
REVIEW
"Noah" ist ein potentielles Minenfeld, das fängt wohl
schon beim Genre an. Ich hab Fantasyfilm genommen, nicht per se weil für mich
die Bibel Fantasy ist, sondern weil Machart und Inhalt am ehesten dort ansetzen
- egal welche Vorlage da herhalten musste. Darren Aronofsky verfilmte ein mehr
als phantastisch anmutendes Segment eines bekannten Buches, filterte es durch
ein eigenes Set an Ideen und Weltsichten, gab noch etliche Spektakel-Elemente
dazu und präsentiert es im Stile eines Epos. Also Fantasyfilm. Passt für mich.
Und ein guter noch dazu. Es ist bemerkenswert, dass "Noah" für einen
Ungläubigen genauso gut funktionieren kann wie für einen einigermassen
weltoffenen Gläubigen. Denn die Themen und Motive der Bibelvorlage haben es
durchaus in den Film geschafft, auch wenn das Wort Gott nie ausgesprochen wird
und vieles eben so anderweltig anmutet. Nicht von Religion geleitete Zuschauer
indes dürfen bei diesen Ideen auch mitfiebern und bekommen dazu noch einen oft
visionären, stets kraftvollen Film geboten.
Überraschen sollte das
niemanden, denn mit Darren Aronofsky stand einer der mutigsten und
einfallsreichsten Filmemacher Hollywoods hinter der Kamera. Viele seiner Filme
sind nicht perfekt - aber sie fahren ein, sie bleiben hängen, sie haben eine
klare Sprache. Sei es die drogeninduzierte Dynamik von "Requiem for a Dream",
der spirituelle Eintopf in "The Fountain", die delirische Opernhaftigkeit in
"Black Swan", die bittere Tragik in "The Wrestler", das fiebrige Zahlenspiel in
"Pi". Was viele dieser Filme auch verbindet ist Aronofskys Glaube.
Er
selbst mag sich als agnostisch angehauchter
Spiritualist mit jüdischer Familie
bezeichnen, und in der Tat wirkt er spirituell, wenn man seine Filme anschaut.
Beim esoterischen "The Fountain" ist das am offensichtlichsten, aber auch "The
Wrestler" ist voller christlicher Motive. Und bei "Pi" kommt Aronofskys
Faszination für den jüdischen Mystizismus des Kabbala zum Zug. "Noah" bedient
sich dort ebenfalls. Die Bibel mag das Grundgerüst bieten und manche Verse
tauchen 1:1, aber auch der Kabbala-Text der Zohar diente ihm als wichtige
Inspiration. Leuchtende Adam und Eva etwa. Oder Naamehs Talente als Kräuterhexe.
Und so dürfen sich nun alle möglichen Glaubensrichtungen drum streiten, ob
"Noah" ihnen gehört oder ihre Überzeugung durch den Dreck zieht. Mir zum Glück
egal.
Denn was "Noah" propagiert, kann ich durchaus unterschreiben, sieht
man mal vom radikalen Vegetarismus ab. Der ist fast schon peinlich plakativ,
indem die Fleischfresser die Bösen sind, ihre Nahrung gern zerfetzen und roh in
sich hineinstopfen. Noah und seine Sippe dagegen essen nur, was die Pflanzenwelt
ihnen gibt. Gute Leute. Aber für mich als Liebhaber eines feinen Chicken Curries,
leckeren Burgers oder triefenden Frühstücksspecks ist das natürlich Humbug.
Dafür find ich Noahs Engagement für das Gute erstrebenswert, das Öko-Fundament
der Story ist auch ganz ansprechend. Nicht alles ist Gut/Böse, wenn etwa gegen
Ende Noah selbst herüberkommt wie einer dieser religiös Verblendeten, aber der
Film bleibt doch von der Überzeugung getrieben, dass das Gute und Unschuldige
überleben soll. Dass das nicht unbedingt so herauskam ist sich Aronofsky
bewusst, angedeutet etwa in der Genesis-Montage.
Diese kommt etwa Mitte
Film und ist eine von zwei genialen Zeitraffer-Sequenzen. In gloriosen Bildern
und begleitet vom noch glorioseren Soundtrack von Clint Mansell geht Aronofsky
die Entstehung der Erde im Schnelldurchlauf durch, durchaus basierend auf dem
7-Tage-Kreationismus,aber visuell getrieben vom Darwinismus. Herrlich. Auch
sonst ist der Film optisch ein Genuss, 2D bevorzugt, weil die 3D nach
Postproduction aussieht. Selbst die CGI-Tricks sind überzeugend, die Tiere nicht
immer, aber etwa die Flut inklusive dem Auseinanderbrechen des
Pangaea-Superkontinents. Und die Steingiganten. Die was? Ja es gibt gefallene
Engel, die aussehen wie Stop-Motion-Steinkreaturen. Die passen in diese Welt
bestens und auch sie sind vage bibelbasierend - wenn auch Aronofskyesk
übertrieben. So meint Genesis 6:4 "In jenen Tagen waren die Riesen auf der
Erde". Das hat halt einer etwas wörtlich genommen ...
Russell Crowe erdet
das ganze phantastische und überirdische Zeug bestens, hat er doch die
sanftmütige Väterlichkeit ebenso drauf wie die etwas bedrohlichere Seite, die
ihn in dieser Version der Story zum potentiellen Babymörder macht! Seine
"Beautiful Mind"-Partnerin Jennifer Connelly ist anfänglich zu passiv, wird aber
im letzten Drittel wichtiger. Die Kids, unter ihnen die "Perks of Being a
Wallflower"-Stars Emma Watson und Logan Lerman, agieren solide, wenn auch nicht
immens kraftvoll. Im Verlauf des Films wachsen jedenfalls alle besser in ihre
Rollen und kriegen gute Szenen. Aber Crowe dominiert, selbst neben Trick-Giganten
und Trick-Viechern.
Nach über zweieinviertel Stunden wurde ich nicht
religiös, war nicht erhaben, nicht erleuchtet. Eher schon erschlagen - aber im
positiven Sinne. "Noah" fährt alles auf, was der talentierte Regisseur zu bieten
hat, unterhält wunderbar, ist kraftvoll und mutig, ist Fantasy der düsteren und
nachdenklichen Art, ohne auf Spektakel zu verzichten. Und wenn dazu noch der
Soundtrack des stets brillanten Clint Mansell dröhnt, fühlt man sich sowieso
alttestamentarisch durchgeschüttelt. Zwischen all dem Getöse gibt es aber auch
bewegende und menschelnde Szenen, die das Gleichgewicht zwischen persönlichem
Drama und globalem Katastrophenfilm wiederherstellen. "Noah" findet die Balance
recht gut, all seiner dramaturgischer Stolpersteine oder der offenen Fragen (Wo
sind die Giraffen? Wie konnte Noah so schnell Wein anbauen? etc etc) zum Trotz.
Sollen andere die Kontroverse suchen, ich für mich fand einen imposanten Film.
EXTERNE REVIEWS
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