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> NATHAN DER WEISE
Stummfilmdrama. Deutschland
1922
Alternativer Titel -
Regie
Manfred Noa
Drehbuch
Hans Kyser nach
dem Roman von Gotthold Ephraim Lessing
Produktion
Erich Wagowski
Kamera
Gustave Preiss,
Hans Karl Gottschalk
Darsteller
Werner Krauss, Fritz Greiner, Carl de Vogt, Lia Eibenschütz,
Bella Muzsnay,
Margarete Kupfer, Rudolf Lettinger, Ferdinand Martini, Ernst Schrumpf, Max
Schreck
Länge 128 Min.
Kinostart 1922
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 9.9.10
© Bilder arte,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Im 12. Jahrhundert: Die Frau und sieben Kinder des jüdischen
Kaufmanns Nathan (Werner Krauss) kommen bei einem Angriff der Sarazenen ums
Leben. Der bislang gläubige Mann will gerade Gott abschwören - als ihm ein
Tempelritter ein Baby zum Schutze überreicht. Es handelt sich um Blanda, die
Tochter des vom Islam abgefallenen Assad von Filneck: dem Bruder von
Sarazenen-Sultan Saladin (Fritz Greiner). Jahre später erstürmen Saladins
Truppen Jerusalem. Blanda ist mittlerweile unter dem Namen Recha (Bella Muzsnay)
gross geworden und sieht Nathan als ihren Vater an. Der wird wegen seines
Reichtums aber vom Sultan festgenommen und mit der Frage konfrontiert, welche
Religion er für die beste halte.
REVIEW
Die Geschichte des Films ist beinahe spannender als das Werk
selbst: Regisseur Manfred Noa (1893-1930) verfilmte Lessings im Jahr 1779
erschienenen Gedichtroman als aufwendiges Ausstattungskino für die Münchner
Bavariafilm. Daher wurde er auch in der bayrischen Hauptstadt zur Zensur
vorgelegt - und erst in zweiter Instanz durchgewinkt. Doch nun hatte die damals
noch als reine Protestgruppe organisierte NSDAP unter Adolf Hitler bereits Wind
bekommen und bekämpfte das angebliche "jüdische Propagandawerk" mit Hilfe
anderer völkischer Gruppierungen.
Während sie in München einen Erfolg erzielen konnte und "Nathan der Weise" aus den Kinos verschwand, wurde er im Rest Deutschlands mit meist wohlwollenden Kritiken gezeigt. Doch spätestens mit der Machtergreifung der Nazis war der Film wieder auf der schwarzen Liste und die Kopien wurden vernichtet. Er galt als verschollen, bis 1996 in Moskau eine Schwarzweisskopie gefunden wurde. Nach der Restauration und Einfärbung lief die Romanadaption auf Arte. Was lange währt, wird endlich gut. Doch darf man sich über ein wiederentdecktes Meisterwerk freuen?
Nicht ganz, aber allemal auf ein spektakuläres Epos mit imposanter Ausstattung, wohl komponierten Bildern und eindrücklichen Massenszenen. Es ist aber immer wieder erstaunlich, zu sehen, welche Fortschritte das Stummfilmkino von den 1920er-Jahren bis in seine Schlusszeit Ende des Jahrzehnts gemacht hatte. Gegen die Stummfilmklassiker jener Übergangsphase zum Tonfilm wirkt dieses nur ca. 10 Jahre vorher entstandene Werk richtig alt und antiquiert. Doch es hat seinen Reiz, für Filmhistoriker wie für Kinofans.
Wo es am meisten hapert, ist bei der Story: Gegen die Toleranzbotschaft à la Lessing ist freilich nichts einzuwenden, doch das Drumherum entwickelt sich etwas holprig und manchmal gar schleppend. Langeweile schleicht sich rasch an, man wird durch Theatralik und redundantes Beiwerk abgelenkt. Die eingefügte Romanze will nicht richtig zünden. Auch das Schauspiel gehört noch klar zum Übertreibungs-Trend jener Zeit, sowohl Stummfilm-Vielfilmer Werner Krauss wie auch seine Co-Stars machen sich des Öfteren des Chargierens schuldig.
Schlimm sind diese übertriebenen Gesten indes kaum: Der ganze Film rührt mit grosser Kelle an, dazu passt diese Art von Spiel. Es sind denn auch die gebotenen visuellen Reize, die "Nathan der Weise" dennoch sehenswert machen. Was Noa auf die Beine gestellt hat, verdient Respekt, von den Kompositionen her ebenso wie vom Spektakel-Wert des Ganzen. Wirklich lieben kann man diesen Nathan, der bis heute die einzige Kino-Adaption von Lessings Klassiker ist, vielleicht nicht. Ihn bestaunen allemal. Und auch wenn sich das Werk kaum in die Liste grosser deutscher Zwischenkriegs-Produktionen einreicht, so ist es für Stummfilmfans allemal eine Entdeckung wert.
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amazon.de (Liefert aus D)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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