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Fantasyfilm. USA 2005
Alternativer Titel Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia

Regie Andrew Adamason
Drehbuch Andrew Adamson, Ann Peacock, Christopher Markus, Stephen McFeely
Produktion Mark Johnson, Philip Steuer
Ausführende Produzenten Andrew Adamson, Perry Moore
Musik Harry Gregson-Williams
Kamera Donald McAlpine
Darsteller William Moseley, Skandar Keynes, Georgie Henley, Anna Popplewell, Tilda Swinton
James McAvoy, Jim Broadbent sowie die Stimmen von Liam Neeson, Rupert Everett, Ray Winstone
Länge 140 Min.

US-Kinostart 09.12.2005
CH-Kinostart
08.12.2005

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 1.12.05
©  Bilder Walt Disney


STORY
Während des Zweiten Weltkriegs beschliesst die Witwe Pevensie, ihre vier kleinen Kinder aus London heraus zu bringen. Auf dem Land sollen der älteste Peter (William Moseley), der rebellische Edmund (Skandar Keynes), die liebevolle Susan (Anna Popplewell) und die kleine Lucy (Georgie Henley) vor deutschen Bomben sicher sein. Unterschlupf finden sie im abgelegenen Landsitz von Professor Kirke (Jim Broadbent). Da es dort ziemlich langweilig ist, spielen sie einmal Verstecken. Dabei huscht Lucy in einen riesigen Wandschrank. Der ist jedoch hinten offen und sie landet in einem mysteriösen Schneeland. Dort freundet sie sich mit dem Faun Tamnus (James McAvoy), einem Mann mit Hufen, der ihr erklärt, sie sei in Narnia gelandet. Wieder zurück wollen ihr ihre Geschwister nicht glauben. Doch Ed gelangt, als er seine Schwester verfolgt, ebenso in das magische Land. Er trifft jedoch auf ein anderes Wesen: Die Eishexe (Tilda Swinton), die selbst ernannte Königin von Narnia, die es anscheinend auf die Menschenkinder abgesehen hat, da diese Teil einer Prophezeiung sind. Sie bringt Ed dazu, seine Geschwister nach Narnia zu locken. Tatsächlich stehen bald alle Pevensie-Kinder in Narnia und geraten mitten in einen Krieg zwischen den Kräften des Bösen um die Eishexe und den Truppen des Guten um den Löwen Aslan (Stimme: Liam Neeson).

 

REVIEW
(Achtung, langer Text. Wer nicht so viel lesen will, ist mit dem letzten Wort gut bedient)

Ich bin ein leidenschaftlicher Fantasy-Fan. Nur darum bekommt der Auftakt zur siebenteiligen "Chronicles of Narnia"-Reihe überhaupt drei Sterne. Alle anderen können glatt einen halben bis einen ganzen abziehen. So durchschnittlich ist der Film. Und so enttäuschend. Dabei hat Walt Disney grosse Hoffnungen in das Fantasy-Epos gesetzt, immerhin gehört die "Narnia"-Reihe des britischen Schriftstellers C.S. Lewis (1898-1963) zu den meisterverkauften Büchern der Welt. Dazu kommt, dass die "Lord of the Rings"-Trilogie von Lewis' Oxford-Kollege JRR Tolkien weltweit die Kassen sprengte. Wann, wenn nicht jetzt, würde also ein schlauer Geschäftsmann "Narnia" lancieren?

Nun ist er lanciert. Etwa 150 Millionen Dollar hat er gekostet, für Effekte und Masken zeichnen u.a. ILM, Rhythm & Hues ("Babe") und WETA ("The Lord of the Rings") verantwortlich und hinter der Kamera stand der Neuseeländer Andrew Adamson. Der machte sich einen Namen als Regisseur von "Shrek" 1 & 2 und gibt mit "The Lion, the Witch and the Wardrobe" sein Realfilm-Debüt. Gedreht hat er es weitgehend in seiner Heimat Neuseeland - Parallelen zur grossen Fantasy-Trilogie seines Kiwi-Kollegen Peter Jackson drängen sich also nicht nur dadurch auf, dass die Autoren der Vorlagen sich kannten und die Filme in gleichen Genres angesiedelt sind, sondern auch dadurch, dass Maskenbildner und Drehorte Überschneidungen aufweisen.

Doch einen Vergleich mit LotR hält "Narnia" niemals stand. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe in den Bereichen Filmkunst und Ambitionen. Um Adamson nicht noch mehr zu schaden, versuche ich, die Vergleiche zu minimieren. Doch welche Vorsicht ich auch immer walten lasse, das Fazit ist unumstösslich: "The Chronicles of Narnia" ist ein mittelmässiger Film, inszeniert ohne Visionen und mit bescheidenem Resultat. Genre-Fans und Kinder werden dem Epen-Auftakt etwas abgewinnen können, doch der Streifen hat nie dieselbe Nachhaltigkeit wie "Harry Potter" und schon gar nicht wie "The Lord of the Rings".

Ein paar Dinge macht er aber richtig. Zum einen die Bösewichtin. Independent-Schauspielerin und Derek-Jarman-Muse Tilda Swinton ist die Idealbesetzung der eisigen Hexe. Schon ungeschminkt wirkt sie unterkühlt, ihre grossartige Robe verstärkt den Effekt noch. Wenn sie zu Beginn des Films Ed umschwärmt, macht sie dies so süffisant, dass das angebotene "Turkish Delight" (Nougat in den Schweizer Untertiteln) schon fast einen sexuellen Beigeschmack bekommt - der (keine Angst) natürlich nie sichtbar wird. Ich will damit nur andeuten, wie facettenreich Swintons Spiel ist. Es macht Freude, ihr bei ihren diabolischen Aktionen zuzusehen. Und Adamson geniesst es sichtlich, sie bei den Kampfszenen heroisch in Zeitlupe ins Bild schreiten zu lassen. Die Frau ist umwerfend.

Auch die anderen Akteure sind mindestens okay. James McAvoy gefiel mir als schüchterner Tamnus, Jim Broadbent kommt kaum vor, ist aber wie immer sehr charmant. Und Liam Neesons Stimme hat genau die Schwere, die sie für diesen Part braucht. Und die Kinder? Die sind erstaunlicherweise wirklich gut. Das Problem sind denn auch nicht sie, sondern ihre blassen Rollen - dazu später. Sie agieren meist natürlich, oft staunend. Einzig William Moseley ist etwas blass, besonders in den späteren Filmszenen, in denen er Führungsqualitäten beweisen muss. Sein Bruder, der "Judas" Ed, ist spannender und wird von Skandar Keynes auch stark gespielt. Das bereits angedeutete Zusammenspiel mit Tilda Swinton ist klasse. Das kann man von vielen anderen Interaktionen nicht behaupten - aber auch dazu gleich.

Zuerst noch die Kurzfassung dessen, was ebenso gut ist: Die beinahe künstlich wirkenden Sets erzeugen eine anderweltige Atmosphäre, die Neuseeland-Locations sind zwar abgenutzt, aber eindrücklich, die Musik von Harry Gregson-Williams geht etwas unter, ist aber okay - sieht man von den seltsamen Liedern ab. Und ich mag die Biber. Das Biber-Ehepaar gehört zu den wenigen Charakteren, die etwas ausgearbeitet sind. Kommt dazu, dass sie drollig sind. Ihre Animation ist nicht der Knüller, aber das trifft auf fast alle Tricks zu. Sobald sich die Viecher bewegen, wirken sie künstlich. Besser kommen die nur teilweise per CGI animierten Figuren weg. Gänzlich misslungen ist indes Greenscreen. Manche dieser Greenscreen-Szenen sind richtig mies.

Und damit bin ich bereits aus der Abteilung "gut" herausgerutscht. Die "schlecht"-Liste ist leider länger. Und dies ärgert mich, denn als Genre-Fan möchte man so einen Film nicht verrupfen. Ich kenne Kritiker-Kollegen, die in Schadenfreude ausbrechen, wenn eine so grosse Produktion (fast) scheitert, mich enttäuscht es. Sei es, wie es wolle, an "Narnia" gibt es viel auszusetzen. Einiges ist bereits angesprochen. Einer kam bisher jedoch ungeschoren davon: Regisseur, Autor und Co-Produzent Andrew Adamson. Ich mag seine "Shrek"-Filme, doch im Realfilm-Bereich muss er sein Engagement nochmals überdenken. Er hat keine Ahnung davon, Bilder richtig zu gestalten, er montiert Szenen unbefriedigend, drosselt das Erzähltempo an den falschen Stellen und macht den ganzen Film un-episch. Oft sogar einfach langweilig. So ist es schon dramaturgisch nicht sehr schlau, den "Aaaaah, das ist Narnia?"-Effekt gleich dreimal mit verschiedenen Kids durchzuspielen. Adamson versagt meiner Ansicht nach auf fast ganzer Linie.

Aber die Vorlage macht es ihm auch nicht einfach: Die sieben Bücher sind nur lose verbunden. Der jetzt verfilmte Teil kam als erster heraus (1950) und bildet in der Chronologie den zweiten Teil (Link). Das heisst, es gibt eine Vorgeschichte, die man zu diesem Zeitpunkt nicht kennt. In Buchform ist das egal, in Filmform auch - wenn man es richtig anpackt. Doch genau das schafft Adamson nicht. Er bietet keinerlei Hintergrundinformationen und schleudert einem die Ereignisse einfach vor die Nase. Als ob er es eilig hätte, ein kurzes 100-Seiten-Buch in weit über zwei Stunden zu verfilmen, rast er durch die Ereignisse, ohne ihnen viel Wichtigkeit oder Zeit zu gönnen. Nichts wird gross entwickelt, stattdessen stapfen wir mit den Kids durch Narnia und entdecken das Land langsam.

Aber dies passiert nicht in der Art, wie wir Mittelerde kennen lernen. Da werden mit der Zeit Grenzen klar, es werden Allianzen deutlich, die Geografie wird erläutert, die Natur beschrieben, Geschichte offenbart. Und Karten illustrieren alles. Man ist also wirklich da in dieser fremden Welt. Nicht so in Narnia. Durch die Eile und den willkürlichen Charakter des Ganzen springen wir nur von Ort zu Ort und von Ereignis zu Ereignis, ohne den Kontext zu verstehen. Damit meine ich nicht den Kontext als Teil der siebenteiligen Serie - der findet eh nie ganz statt, da die Bücher lose verbunden sind. Vielmehr fehlt die Einbindung innerhalb dieses einen Werks, dieses Films. Wer kämpft mit der Königin und warum? Was macht Aslan so mächtig? Warum kämpfen diese und jene Rassen mit ihm? Was zeichnet die Rassen aus? Wer sind ihre Führer? Was sind ihre Ambitionen, was ihr Gesellschaftssystem? Klar: "Narnia" richtet sich an Kinder - aber ich wollte solche Dinge auch als Kind gerne wissen. Je mehr wir über Kulturen, Allianzen, Geschichte und Geografie wissen, desto besser werden die einzelnen Ereignisse. Sie lassen sich einordnen in einen Kontext und werden automatisch besser. In "Narnia" sind alles bloss lustlos aneinander gehängte Szenen.

Dies umso mehr, da ein Ziel fehlt. Die Königin stürzen und die Kids auf den Thron setzen? Das ist etwas mager. Was ist die Motivation der anderen Rassen, diese Ziele zu verfolgen? Und was würde aus diesen beiden Zielen folgen? Ein "freies Narnia", das ist alles, was wir erfahren. Das hört sich nach viel an - doch letztendlich ist es eine deus ex machina. Wir kämpfen, weil wir kämpfen. Solche sich selbst bedingenden Teile gibt es viele - man denke an das Auftauchen des bärtigen Kerls zur Filmmitte, der praktischerweise die Waffen verteilt, die die Kinder brauchen. Das passiert in "The Two Towers" auch, aber da wissen die Gefährten nicht genau, wofür die Geschenke sind. Und sie verdienen sie sich als Resultat einer Szene. In "Narnia" geht es nach dem Motto: Mann kommt, übergibt Waffen, Mann geht.

Die Kinder brauchen die Waffen natürlich, um zu kämpfen. Auch dies kommt plump daher: Die Kinder, von denen wir nicht wirklich viel wissen, sind Teil einer Prophezeiung, von der wir nicht viel wissen, wonach sie Narnia "befreien" werden. Deshalb müssen sie kämpfen. Nach ein paar Stunden Training sind sie dazu bereit. Stimmt, Kinder gehen ja gerne in den Tod. Mit ein paar Stunden Training. Doch schau an: Die kämpfen wie Conan und hauen ganze Minotauren tot. Klasse Typen. Oder schlechtes Drehbuch.

Die grosse Schlacht, bei der das passiert, ist eh enttäuschend. Da marschiert eine Freakshow von Kreaturen (über die wir nebenbei nichts wissen) auf und wirft sich ins CGI-Getümmel. Sogar drei Riesen sind mal dabei - was aus diesen doch recht auffälligen Kolossen wird, erfahren wir nie. Und so schnell, wie die Schlacht begonnen hat, ist sie fertig. Ganz ohne Blut, selbst wenn Peter mal einen Feind niedersticht und gleich das Schwert rauszieht, klebt daran märchenhafterweise kein Tropfen Saft. Disney wollte halt einen PG-Film, einen Kinderfilm. Einen cleanen Film. Kein Vergleich zu den Schlachten in "Lord of the Rings".

Ein Wort noch zur Religion: Viel wird geschrieben über C.S. Lewis' Bibelzitate, darüber, dass "The Lion, the Witch and the Wardrobe" eine Allegorie auf die Jesusgeschichte sei. Da ist "Jesus" Aslan, da ist "Judas" Ed, da sind die Jünger, das Opfer, Auferstehung - doch all dies ist nicht Teil einer Aussage, sondern Teil des Konstrukts. Das gibts selbst bei "Star Wars". Dem Film christliche Propaganda zu unterstellen (was garantiert passieren wird) ist etwas verfehlt. Wer dennoch eine Allegorie darin erkennen will, darf das gerne tun und sich darüber freuen. Auf die Qualität des Films hat dies aber keinen positiven oder negativen Einfluss. Vielmehr sind manche der "christlichen" Elemente einfach schlecht. Besonders genervt habe ich mich über die Idee der Auferstehung. Wenn Leute nicht echt sterben, ist die Dramatik weg. Kann ja sein, dass eine Figur irgendwann wieder aufersteht. Und das passiert in "Narnia" nicht nur einmal.

Ohne Spannung, ohne Einbettung, ohne Dramatik, ohne visuellen Esprit ist dieser Film dazu verurteilt, seine Chancen nie auszuschöpfen. Er bietet was fürs Auge, er sieht teuer aus (obwohl nie wie 150 Mio.) und er ist szenenweise gut. Doch ich wollte mehr. Mehr von Narnia erfahren, mehr Hintergründe. Mag sein, dass der Film in dieser Form zu lang ist, aber für solche Infos hätte ich gerne eine halbe Stunde länger ausgeharrt - und wenn Adamson sie aus anderen Büchern hätte nehmen müssen. Insofern ist "Narnia" zu kurz (da alles zu hastig abgehandelt wird) oder zu lang (da für 140 Min. zu oberflächlich) - aber nicht richtig. Und bevor ich hier 20'000 Zeichen abtippe höre ich mit dem Wort auf, das ich schon eingangs benutzt habe und das den Film trotz solider 3-Stern-Bewertung eben am besten umschreibt: enttäuschend.

 

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