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Fantasyabenteuer. D 1943
Alternative Titel
Baron Münchhausen; Münchausen
Regie Josef von Báky
Drehbuch Berthold Bürger (Erich Kästner)
Nach der Geschichtensammlung von Gottfried August Bürger und Rudolf Erich Raspe
Produktion Eberhard Schmidt
Musik Georg Haentzschel
Kamera Konstantin Irmen-Tschet, Werner Krien
Darsteller Hans Albers, Hermann Speelmans, Brigitte Horney, Wilhelm Bendow, Michael Bohnen,
Hans
Brausewetter,
Marina von Ditmar, Andrews Engelmann, Käthe Haack, Waldemar
Leitgeb
Länge 110 Min.
Kinostart 5.3.1943
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 23.8.09
© Bilder Universumfilm,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Baron von Münchhausen (Hans Albers) sitzt mit seiner Frau (Käthe Haack) im
Garten und erzählt einem jungen Paar von seinem berühmten Vorfahren - dem
Lügenbaron Münchhausen (Hans Albers). Der besucht im 18. Jahrhundert im Auftrag
des Herzogs von Braunschweig (Michael Bohnen) die russische Zarin Katharina die
Grosse (Brigitte Horney). Am Hof rettet er den gesuchten Zauberer Cagliostro
(Ferdinand Marian) vor der Verhaftung und bekommt dafür ewiges Leben. Zudem gibt
er sich einer Liebelei mit der Zarin hin, die ihn als Regimentskommandeur in den
Krieg gegen die Türken schickt. Bei der Belagerung von Otschakow nimmt
Münchhausen den Schnelläufer (Walter Lieck) in seine Dienste auf und gelangt auf
einer Kanonekugel ins Schloss des Sultans Abd ul Hamid (Leo Slezak). Der macht
Münchhausen zum Diener und wettet mit ihm, dass er es nicht schafft, binnen
einer Stunde eine Flasche Tokajer vom Hofe Maria Theresias in nach
Konstantinopel bringen zu können. Mit Hilfe seines Dieners Christian (Hermann
Speelmans) und des Schnelläufers schafft er es doch - und bekommt dafür die
Freiheit. Er nimmt auch gleich die Prinzessin Isabella d'Este (Ilse Werner) mit,
die er aus dem Harem rettet. Das Quartett landet in Venedig.
REVIEW
Das Erstaunlichste an "Münchhausen" ist seine
Entstehungszeit: Mitten im Zweiten Weltkrieg liess
Reichspropagandaminister Joseph
Goebbels anlässlich des 25. Jubiläums des deutschen Filmstudios UFA ein
Spektakel drehen, das es mit ausländischen Grossprojekten wie
The Thief of Bagdad aufnehmen sollte. Dafür
stellte er 6.6 Millionen Reichsmark zur Verfügung und liess sogar zu, dass der
mit einem Berufsverbot belegte Erich Kästner unter Pseudonym das Drehbuch
schrieb. Prompt geizte das Skript nicht mit Ironie und Freizügigkeit. Goebbels
war nicht glücklich und schob die Schuld seinem Filmintendanten Fritz Hippler
zu, den er zur Strafe an die Front schickte ...
Goebbels Verlust ist unser Gewinn, denn anders als nahezu alle Filme der Weltkriegsjahre ist "Münchhausen" frei von nationalsozialistischer Propaganda. Wenn schon, dann schaffte es Kästner, leise Spitzen gegen die Nazis in die Story einzubauen. "Sie wollen herrschen. Ich will leben", sagt Münchhausen, als Cagliostro davon träumt, "Polen zu schlucken". Doch im Vordergrund steht stets ein Fantasyspektakel um Schmunzeln. Es basiert auf der Geschichtensammlung des in England lebenden deutschen Gelehrten Rudolf Erich Raspe, die 1876 vom deutschen Dichter Gottfried August Bürger übersetzt und ausgeschmückt wurde. Darin geht es um Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen (1720-1797), der tatsächlich gelebt hat, dessen Abenteuer aber mit Lügen und Märchenelementen immer weiter verfremdet wurden.
Und so kommen wir in den Genuss jener legendären Lügengeschichten: der Liebelei mit der Zarin, dem Ritt auf der Kanonenkugel, den Flug zum Mond. Regisseur Josef von Báky (1992-1966) hängt eine Episode schwungvoll an die nächste, hält sich nie lange mit Details auf, sondern setzt alles auf die Karte "Unterhaltung". Dies beinhaltet üppige Kostüme, ausladende Sets, Aussendrehs in Venedig und solide Spezialeffekte - abgebildet auf farbigem Agfafilm, was das Werk zum vierten deutschen Spielfilm machte, der es zu Farbehren brachte. Und wo wäre Farbe schon besser aufgehoben als hier? Das kunterbunte Design verlangt regelrecht danach.
Das wusste auch Terry Gilliam, der 1988 eine Neuverfilmung drehte, noch wilder, noch bunter - und damit einen herben finanziellen Flop landete. Der deutsche "Münchhausen" hingegen ging durchaus als erfolgreiches Werk in die Filmgeschichte ein. Auch künstlerisch. Neben den fraglos beeindruckenden Schauwerten überzeugt auch die Frivolität des Stoffes. So flirtet Münchhausen keck mit den Damen und im Harem des Sultans tummeln sich Nackedeis mit blankem Busen. Solch unsittliche Bilder würde man nicht in einer Mainstreamproduktion des Jahres 1943 erwarten! (Einige Szenen wurden denn auch von Goebbels Zensoren entfernt und erst nach der Wende anhand einer ostdeutschen Kopie wiederhergestellt. 15 Minuten fehlen aber immer noch).
Nicht vergessen gehen dürfen die Schauspieler: Hans Albers gibt einen manchmal angeberischen, manchmal charmanten, aber stets süffigen Baron ab. Er spielt mit Gusto und machte den "Münchhausen" zu einer Paraderolle. Unterstützung bekam er von allem, was im UFA-Kino Rang und Namen hatte, von Brigitte Horney über Ilse Werner bis Wilhelm Bendow und Hubert von Meyerinck. Ein bemerkenswertes und vor allem spielfreudiges Ensemble, das massgeblich zum Gelingen des Films beiträgt.
"Münchhausen" mag manchmal etwas holprig montiert sein, er ist emotional eher kalt und auch ziemlich angegraut. Und ihm hängt ein latentes Unwohlsein an, wenn man bedenkt, wer das Geld zur Verfügung stellte - und dass er entstand, während das Volk bereits Hunger litt und Krieg mit dem im Film vorkommenden Russland herrschte (die Nazis gaben die Schlacht um Stalingrad einen Monat vor der Premiere auf). Doch nichtsdestotrotz strotzt dieses cineastische Märchen vor visuellem Einfallsreichtum, ausstatterischer Pracht und süffigen Anekdoten. Das macht ihn auch heute noch sehenswert.
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EXTERNE REVIEWS
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