REVIEW  

The One Ring

Quick-Links: Intro, Shire, Saruman, Rivendell, Moira, Lothlorien, Boromir, Schluss, Bilanz, Jackson, Schauspieler

 

Ok, ich habe den Film zum zweiten (14.12.2001) Mal gesehen. Diesmal auf grosser Leinwand, mit top Soundsystem - und ohne überbordende Erwartungen. Und ich liebe ihn. Nicht perfekt, aber ein Epos, das sich Zeit nimmt und mit visueller Kraft protzt. So etwas hat man selten zuvor gesehen und obwohl der Film erzähltechnisch eher konservativ daher kommt, ist er in meinen Augen der beste Fantasyfilm aller Zeiten mit einfach einmaligen Bildern. Unten lest ihr meine Kritik, die ich nach dem ersten Mal Anschauen (auf kleiner Leinwand mit mono-Sound ...) geschrieben habe. Viele Kritikpunkte sind geblieben, aber der Gesamteindruck ist in einem Wort zusammengefasst: Wow.


Film gesehen: 5.12.2001 (exklusive Vorpremiere)

Dies ist der Film, auf den ich das ganze Jahr sehnsüchtig gewartet habe. Die Adaption eines Buches, das ich nach harzigem Start regelrecht verschlungen habe. Bei solchen Voraussetzungen kann ein Film eigentlich nur enttäuschen. Das tat er nicht! Deshalb zuerst die kürzeste Einschätzung: "The Lord of the Rings" ist eine lange (173 Minuten), opulente, manchmal etwas kitschige, manchmal sehr langsame, aber stets faszinierende, blendend adaptierte und gespielte Einführung in J. R. R. Tolkiens Fantasywelt mit Bildern, die man selten zuvor gesehen hat. Wer meine chronologische Kritik nicht lesen will, springt hier zur Schlussbilanz.

Die Adaption von Peter Jackson ("Braindead", "Heavenly Creatures") beginnt mit einem schlicht genialen Prolog, der die Vorgeschichte des Rings erklärt. Darin sehen wir den düsteren Lord Sauron [Sala Baker], als er noch Gestalt hatte, und Krieg gegen Menschen und Elfen [ich nenn sie Elfen, weil dies die korrekte Übersetzung des englischen "Elves" ist - Elben, die Übersetzung in den deutschen Büchern, ist nur altmodisch, aber alles andere als zwingend - obwohl Tolkien persönlich "Elben" "Elfen" vorzog. Ich werde generell nur die englischen Namen gebrauchen, die ich gewohnt bin. Die deutschen sind oft doof! Bruchtal??] führte. Die Bilder sind düster, dreckig und unterschwellig blutig. D. h. man sieht kaum Blut, aber Gewalt, Gemetzel und Krieg sind allgegenwärtig. Dies ist die Einstimmung auf das, was passiert, wenn der Ring, der Ring der Macht, wieder zu Sauron zurückkehrt. Dieser Ring bescherrte ihm damals nämlich den Sieg, bis der Menschenkönig Isildur [Harry Sinclair] ihm den Ring mitsamt Finger abschnitt und für sich behielt. Der Ring ging verloren und landete in den Händen der Kreatur Gollum (ich kürze hier etwas, wie der Film, der Gollums Geschichte [noch] nicht erzählt). Der lebt mit dem Ring ("my precioussssss") jahrelang in einem Berg bevor der listige Hobbit Bilbo Baggins [Ian Holm] (siehe Tolkiens Buch "The Hobbit") ihm den Ring abnimmt.

Was genau ist der Ring? Nun, kurz gesagt "One ring to rule them all. One ring to find them. One ring to bring them all, and in the darkness bind them". Der Ring der Macht eben. Na ja schaut den Film oder lest das Buch. Bilbo jedenfalls gibt den Ring auf Druck des Zauberers Gandalf [superb: Ian McKellen] an seinen Neffen Frodo [Elijah Wood] weiter und macht sich auf Wanderschaft.

Frodo, der Hobbit Diese frühen Szenen spielen alle im Shire, der idyllischen Heimat der Hobbits. Ebenso idyllisch sind die Bilder, die Jackson zeigt. So idyllisch, dass mancher sie als kitschig anschauen könnte. Diese Passage ist auch in Tolkiens Buch problematisch. Sie ist lang, eher gemächlich und zeigt allerlei Verflechtungen im Hobbit-Dorf Bag End. Jackson kürzt gewaltig, aber die ganze Einführung dauert ca. 40 Minuten. Trotzdem kriegen wir kaum mit, dass die Hobbits (kleiner als Zwerge, haarige, grosse Füsse) Genusswesen sind, den halben Tag essen und faulenzen. Schade, denn die Zuschauer müssen überzeugt sein, dass dies das Idyll ist, nachdem sich Frodo & Co. den Rest des Films sehnen! Aber die Passage erfüllt ihren Sinn.

Bevor ich mit der Geschichte weiter mache ein Wort zu den Grössenunterschieden: Grandios! Die Hobbits sind tatsächlich etwa halb so gross wie die Menschen, was sich 100% glaubwürdig durch den ganzen Film hindurch zieht. Dies wirkt nie wie ein billiger Effekt. Die "forced perspective", wie sich die Technik nennt, ist schlicht grossartig!

In diesen frühen Sequenzen wird auch gezeigt, welche Macht der Ring auf den Träger ausübt. Charaktere verändern sich, Seelen werden düster, Herzen werden schwarz. Jackson lässt sich nicht nur bei solchen Szenen Zeit. Der Ring zieht die dunklen Mächte, die nun wieder aktiv sind, magisch an. Dies wird sehr gut gezeigt, das Böse ist omnipräsent. In der Form von Lord Sauron. Er ist nicht tot, hat aber keine physische Form mehr, sondern wurde zum "alles sehenden Auge" - für einen Film sehr schwer darzustellen, aber gut gelöst.

Gandalf schickt Frodo und seine drei Freunde Sam [Sean Astin], Merry [Dominic Monaghan] und Pippin [Billy Boyd] letztendlich aus dem Shire hinaus. Sie sind hier nicht mehr sicher: Die Ringwraiths, die untoten Träger der neun Menschenringe, die Sauron unter seiner Gewalt hat, haben den Ring aufgestöbert und jagen nun Frodo. Das ist der Beginn des Abenteuers, aber in diesen frühen Szenen passieren Jackson ein paar Fehler:

Merry und Pippin stossen durch Zufall zu Sam und Frodo - und werden im Lauf des Films fast zum Comic Relief. Auch im Buch sind sie witzig, aber hier sind sie nur witzig. Keinerlei Tiefgang. Zudem baut Jackson die Spannung mässig auf: Die dunklen Reiter, die Ringwraiths, sind fantastisch, haben enorme Präsenz [Anblick und Schrei gehen durch Mark und Bein!] - lassen die Hobbits aber billig entwischen. Dies raubt ihnen die Gefährlichkeit, die sie brauchen. Dies sorgt dafür, dass die konstante Stimmung der Bedrohung im Film abnimmt. Das alles, überhaupt die kleinen Mängel, die ich erwähne, sind nie gravierend, aber mindern das Vergnügen. Die Hobbits

Bevor ich weiter mache mit der Ankunft in Bree ein paar Worte über die Aufnahmen generell. Peter Jackson ist ein wahrer Magier der Bilder und fängt jede Einstellung perfekt ein. Als Bilderband wäre "The Lord of the Rings" etwas vom Schönsten, was man je gesehen hat. Er zeigt seine Heimat Neuseeland im besten Licht - einfach atemberaubend und gespickt mit digitalen Zusätzen, die zusammen Mittelerde ergeben: Viele Bilder scheinen direkt den Illustrationen Tolkiens entnommen. Seht euch z.B. mal Tolkiens Zeichnung von Rivendell an (hier) - der Film hält sich nahe daran, macht es aber fast noch schöner :) Weitere Illustrationen findet ihr unter http://granavenida.com/tolkien/mordornuevo.htm.
Kleinere Räume stellt Jackson klaustophobisch dar, in vielen Szenen gibt es Schmutz, Dreck und Regen. Alles sehr real - dieser Kontrast "Real - Fantasie" zieht sich durch den ganzen Film und macht seinen speziellen Reiz aus. Zudem ist CGI hier perfekt integriert. Die Shots von Sarumans [Christopher Lee] Schloss oder von Mount Doom (Saurons Heimat in Mordor) sind phänomenal. Nur wenn im Vordergrund jemand steht wirken die Blue Screen Effekte nicht ganz so lupenrein. Dies ist in den Szenen in Rivendell und Weathertop offensichtlich - doch dazu später. Erst also Bree:

Die Hobbits Die vier Hobbits betreten das Pub, Frodo hat eine Begegnung der intimen Art mit dem Ring (wenn er ihn ansteckt wird die Welt um ihn verzerrt und das Böse richtet sein Auge auf ihn - sehr schön gemacht). So treffen die vier den Strider alias Aragorn [Viggo Mortensen], zukünftiger König von Gondor. Ich kürze hier etwas, jedenfalls sind die 5 bald auf dem Weg nach Rivendell, der Elfen-Hochburg von König Elrond [genial: Hugo Weaving], verfolgt von den Reitern - aber ohne Gandalf, denn der ist bei Saruman.

Saruman ist wie Gandalf ein Zauberer. Ein mächtiger obendrein - und früher als im Buch wird im Film klar, dass [Achtung, diese Wendung möchte ich nicht verraten, deshalb ist der Text in weiss! Macht ihn mit der Maus schwarz und ihr könnt ihn lesen!] Saruman gemeinsame Sache mit Sauron macht! Saruman verbannt Gandalf auf die Spitze seines Turmes, während er unten beginnt, eine Armee von Orcs zusammenzustellen, die einen neuen Orc züchten: Lurtz [Lawrence Makoare] - ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieses Ding im Buch vorkommt. Soweit ich gelesen habe, ist es eine Neu-Schöpfung. kann mich aber auch irren. Apropos Neu-Schöpfung: Arwen [Liv Tyler], Elronds Tochter, soll im Film eine Fusion von Arwen mit einer anderen Person sein, die erst später in den Büchern vorkommt. Ich bin mir nur nicht mjehr sicher, mit wem. Dagegen wurde der bei vielen beliebte Tom Bobadillo komplett herausgeschnitten - in meinen Augen eine weise Entscheidung, da er die Einführung (ja wir sind immer noch bei der Einführung) verlängert hätte. Wer will schon eine Viertelstunde lang einen Holzfäller sehen, der mit Hobbits singt? :)

Also weiter mit Aragorn. Auf Weathertop verletzen die Nazgul (noch ein anderer Name für die Ringwraiths) Frodo mit einem verseuchten Schwert (sehr dramatische Szene). Bevor er nun auch ein Untoter wird, müssen sie nach Rivendell gelangen. Mithilfe von Arwen tun sie das auch. In Rivendell heilt Elrod Frodo, Bilbo ist auch wieder da - und auch Gandalf (ihr seht dann, wie er frei kam). Hier wird nun beschlossen, den Ring zurück zum Mount Doom zu bringen, wo er zerstört werden kann. Frodo übernimmt diese Aufgabe, die anderen Hobbits begleiten ihn. So auch Gandalf, Aragorn, der Zwerg Gimli [John Rhys-Davies], der Elfen-Krieger Legolas [fantastisch: Orlando Bloom] und Boromir [auch toll: Sean Bean] aus Gondor. Dies ist "The Fellowship", dies sind "Die Gefährten" - und hier beginnt das Abenteuer erst richtig, könnte man denken. Iwo, die Vorgeschichte ist auch geil - aber vielleicht nur für Fans ... ?

In Sachen Story möchte ich nun nicht mehr viel erzählen. Die Vorgeschichte habe ich ausführlich dokumentiert, das sollte reichen. Nun widme ich einzelnen Szenen und ihrer Qualität: Die Minen von Moria, Lothlorien, Das Ende. Bevor ich das Ende bespreche, gebe ich eine ausführliche SPOILER-Warnung, also keine Angst. Nun sind die Gefährten also unterwegs und Jacksons Kamera begleitet sie atemberaubend. Sie werden gezwungen, die Minen von Moria zu durchwandern - was im besten Teil des Films resultiert: Gimli, der Zwerg

Das Monster im Teich gut animiert, die Stimmung in in Khazad-dûm ist grandios. Und als die Orcs angreifen, kriegt der Film ein Tempo, das er nie wieder hat. Legolas' Bogen ist einmalig. Mit Eleganz und unglaublichem Tempo schiesst er die ekligen Orcs tot, Gimlis Axt schwingt sich durch die angreifenden Körper - da spritzt wenig schwarzes Blut (PG-13-Rating), aber es ist doch recht deftig. Der Höhlen-Troll: Super CGI-Monster. Dem "Harry Potter"-Troll eine Liga voraus. Die Interaktion mit den Darstellern ist bislang unerreicht.
Dann die unterirdischen Säle, enorm imposant, geniale Musik - und ... der Balrog. Diese Sequenz ist göttlich. Der animierte Feuer-Dämon (mit Flügeln übrigens, um die lange Diskussion zu beenden) [Spoiler]
, der Gandalf in den scheinbaren Tod reisst, ist eine wahre Wucht. Der Balrog ist ein Highlight des Films. Gandalfs "You cannot pass!!" mit solcher Energie gebrüllt. Wow!! Und die zusammenbrechenden Treppen. Einfach eine Sequenz zum Schwärmen. Und danach [Spoiler] die Trauer über Gandalfs Tod. Sehr emotional.

Galadriel, Königin der Waldelfen von Lothlorien. Aragorn führt die Gefährten in die Wälder von Lothlorien - und in eine Sequenz, die mir Mühe macht. Lothlorien ist Elfenland, regiert von der ebenso schönen wie angesehenen (und gefürchteten?) Galadriel [Cate Blanchett]. Wie Rivendell krankt auch diese Sequenz an ihrer eigenen Schönheit. Elfen sind nunmal erleuchtet und edel - aber darum auf der Leinwand ziemlich einschläfernd und kitschig. Fantasy hat nun einmal seine kitschigen Seiten, und je eher man sich das eingesteht, umso mehr hat man vom Genre allgemein - und eben auch von diesem Film. Dennoch denke ich, diese Sequenz wegzuschneiden, wäre im Film am besten gewesen.

Ich weiss, Tolkien würde sich im Grab umdrehen, aber so wie die Szene im Film gezeigt wird, gibt sie dramaturgisch nichts her! Die Gefährten erholen sich und Frodo sieht in Galadriels Spiegel die Vergangenheit / Zukunft. Zudem wird Galadriel durch den Ring in Versuchung geführt - das hatten wir alles zuvor schon. Es wurde genügend gezeigt, dass der Film auch die Unschuldigen verführt und zum Bösen leitet. Im Buch bietet die Lothlorien-Sequenz mehr, aber im Film ist sie Füllmaterial. Sorry, eine gute Adaption muss auch bereit sein, überschüssiges Material loszuwerden. Dass Jackson das kann, hat er mit Toms Story bewiesen. Aber eben: Lothlorien ist heilig ...

Von den Waldelfen aus gehn die Gefährten auf eine superbe Bootsfahrt. Peter Jackson filmt wieder völlig in die Landschaft verliebt - wie es auch Tolkien war, der jeden Schritt der Hobbits im Detail beschrieben hat. Vorbei an den grossartigen Statuen (so muss CGI sein) ins Land Gondor. Hier rasten die Gefährten zum letzten Mal. Im folgenden Abschnitt hat es ein paar Spoiler. Wer sie nicht lesen will, klicke hier, um zur Schlussbilanz zu kommen. Während der Rast läuft Frodo in den Wald. Er weiss, dass Boromir von Anfang an versucht hat, den Ring als Waffe gegen Sauron einzusetzen. Aragon, alias Strider, der Abkömmling der Könige von Gondor

Boromirs Volk, die Männer von Gondor, sind im Krieg mit Sauron. Menschen sterben dort bereits und Boromir ist verzweifelt. Er kann nun, da sie in Gondor sind, nicht akzeptieren, dass eine solch mächtige Waffe in den Händen eines Hobbits bleiben soll. Er stellt Frodo nach und will ihm den Ring entreissen. Einmal mehr zeigt Jackson die Macht des Rings, der auch Boromir, wenn er ihn einmal tragen würde, zu einem bösen Wesen machen würde. Diese Sequenz hat mir sehr gut gefallen - auch wie Boromir danach seine Tat bereut. Für Frodo ist es jedoch das Zeichen, alleine nach Mordor, das Land von Sauron, zu reisen. Während er aufbricht, tauchen Lurz und die Orcs auf, die von Saruman den Auftrag haben, den Ring und Frodo zu fangen. Die Orcs stellen Merry und Pippin, da taucht Boromir heldenhaft auf, um seine Tat wieder gut zu machen, und verteidigt die Hobbits mit seinem Leben. Eine sehr gute Szene - inklusive Legolas' einmaliger Kampftechnik ... Merry und Pippin werden trotzdem von den Orcs entführt, Legolas, Gimli und Aragorn folgen ihnen. Dies wird zur einen grossen Geschichte in "The Two Towers". Die andere ist Frodos Weg nach Süden - zusammen mit Sam, der sich nicht abschütteln liess. Und Gollum - der ist ihnen die ganze Zeit gefolgt! So endet der Film! So offen! Denn "Fellowship of the Ring" ist kein allein stehendes Werk sondern Teil einer Trilogie! Ob "normale" Zuschauer das verstehen werden?

Boromir von Gondor Der offene Schluss wird von Jackson eigentlich ziemlich gut und mit einer Prise Melancholie gemeistert. Ich jedenfalls wollte sehen, wie es weiter geht und muss darauf wie alle anderen ein Jahr warten. Ich denke jedoch, dass vielen der offene Schluss missfällt - insbesondere solche, die "Lord of the Rings" einfach für einen Blockbuster halten. Sei es wie es wolle, die beiden Gruppen sind unterwegs - beide in ihr eigenes Schicksal. "The Two Towers" kann kommen.

Meine Schlussgedanken sind ebenso ausführlich :) "Lord of the Rings" ist endlich auf der Leinwand und das alleine ist Grund zur Freude. Doch der Film wurde kein Blockbuster as der Konserve: Peter Jackson hat einen Film für die Fans gemacht. In jeder Einstellung werden Fans etwas entdecken, was ihnen gefällt. Jede Einstellung ein Gemälde - eines, aus dem LOTR-Kenner viel mehr saugen können, als andere. Funktioniert es auch für LOTR-Laien? Ja, aber eben: Viele werden es langweilig finden. Jacksons Einleitung im Shire ist auch Tolkiens Einleitung: Ausführlich, etwas kitschig, lang. Aber es braucht diese Einführung - und es braucht "Fellowship of the Ring" als Einleitung der Trilogie. Das Problem ist, dass diese Einleitung nur einen wirklichen Höhepunkt hat (die Moria-Höhlen)  und ansonsten eben nur einführt, erklärt und Grundsteine setzt, für das, was danach kommt. Zuschauer, die damit nichts anfangen können, wird somit aber der zweite Teil nicht schmackhaft gemacht - ein komplexes Dilemma, das Jackson aber meiner Meinung nach befriedigend gelöst hat. Ich jedenfalls freue mich auf "The Two Towers" - auch, weil in Buch 2 und 3 einach mehr passiert: Krieg an allen Fronten und epische Schlachten.

Generell hat mir Jackson Regie gut gefallen, auch wenn er mit "Böse" stilistisch viel besser zu Rande kam als mit "Gut". "Gut" heisst bei ihm oft wie bei Tolkien einfach nur kitschig - dafür ist "böse" eben einfach geil. Jacksons Ansatz, Reales und Fantasy zu mischen, geht blendend auf. Seine Einführung in die LOTR-Welt funktioniert und wie er die Geschichte erzählt packt trotz Überlänge. Einzig die Spannung kann er nicht über 3 Stunden halten. Nicht nur in den wirklich langsameren Szenen, sondern auch in Actionsequenzen wie dem ersten Kontakt zwischen Ringwraiths und Hobbits. Hier schnitt er nicht einwandfrei, die Ringwraiths sind so einfach keine riesige Gefahr mehr, trotz ihrer bedrolichen Präsenz. Aber eben: Ansonsten alles routiniert. Man merkt, dass Jackson in das Buch und in Neuseeland verliebt ist. Er war der ideale Mann für den Job - vielleicht auch, weil er mit Bart und Bierbauch-Ansatz aussieht wie ein gemütlicher Hobbit? Peter Jackson, Herr der Ringe


Weitere Komponenten:

Musik: Super. Howard Shore hat einen düsteren, gothisch angehauchten Soundtrack geliefert, der meist recht subtil im Hintergrund bleibt.
Kamera: Toll. Jackson ist verliebt in seine Kamera genauso verliebt wie er in das Land ist. Man merkts. Sehr beweglich.
Schnitt: Bis auf ein paar Patzer (eben: Ringwraith-Verfolgung) gut.
Effekte: Ich finde sie alles in allem brillant. Viel organischer als etwa in "Star Wars: Episode I". Moira ist ein "Show Stopper".
Mut: Ich hasse es in den meisten Filmen, wenn Heldenmut porträtiert wird, aber Jackson macht das brillant: Dies sind nicht Helden, alle werden durch die Begleitumstände auf die Reise nach Mordor getrieben - und nehmen sich auch oft Zeit, zu zweifeln, zu weinen oder zu leiden. Frodo etwa hat wirklich Angst, aber nimmt das Übel auf sich. Mut und Freundschaft sind omnipräsent - aber eben auf schlichte und darum umso überzeugendere Art gehandhabt.

 

Rivendell Die Schauspieler:
Ian McKellen: Er ist Gandalf. Einfach fantastisch. "You cannot pass!!!"
Elijah Wood: Seine blauen Augen alleine sind genug, um ihn zur Idealbesetzung zu machen.
Viggo Mortensen: Etwas blass, aber OK. Wird ab Teil 2 wohl besser.
Sean Bean: Top. Sein Boromir ist das, was man sich gewünscht hat. Nur etwas jung :)
Orlando Bloom: Wow, Legolas stiehlt vielen die Show als agile Kampf-Elfe.
John Rhys-Davis: Ein Zwerg, wie er im Buche steht. Was will man mehr?
Ian Holm: Ein guter, solider Bilbo. Wird mit Fortauf des Films besser.
Sean Astin: Huch, der Goonie hat zugenommen - ist aber als Frodos Freund ganz gut.
Liv Tyler: Kurze Rolle. Keine Chance, gross einen Eindruck zu machen.
Cate Blanchett: Ditto, sehr kurze Rolle.
Hugo Weaving: Der Matrix-Bösewicht macht auch als Elfenkönig eine geniale Figur. Jedes Wort ein Genuss.
Christopher Lee: Diabolisch, unheimlich & weise. Ideal.
Billy Boyd & Dominic Monaghan: Die 2 Hobbits wirken etwas blass und kommen selten zum Zug!
Bilbo, Frodos Onkel


Was bleibt zu sagen? Der Film wird weniger Kasse machen, als ich oder viele andere gedacht haben. Für das wichtige Alterssegment von 15-25 ist der Film schlicht  zu langsam. Ich denke sogar, dass in dieser Altersgruppe bald die Frauen, nicht die Männer, den Film am ehesten mögen. Ansonsten ist zu hoffen, dass die (älteren) Tolkien-Leser den Film würdigen können und das Sequel ehrenvoll und mit ebenso grossem Trara wie der erste Teil ins Kino kommen kann. Das Risiko, das NewLine mit der Verfilmung der Trilogie am Stück eingegangen ist, sollte man schätzen können. Alle wussten, dass "Fellowship of the Ring" ein schwieriger Einstieg werden würde.

Poliert euer Sitzleder, lasst den Zynismus am Eingang und schaut euch dieses Mammut-Werk an. Es lohnt sich trotz der minumalen Mängel auf jeden Fall. Ein Epos, das man sich nicht entgehen lassen darf.

Frodo  Legolas, der Elf

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