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Fantasyfilm. USA 2006
Alternativer Titel Das Mädchen aus dem Wasser

Regie M. Night Shyamalan
Drehbuch M. Night Shyamalan
Produktion M. Night Shyamalan, Sam Mercer
Musik James Newton Howard
Kamera Christopher Doyle
Darsteller Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard, Jeffrey Wright, Bob Balaban,
Sarita Choudhury, Cindy Cheung, M. Night Shyamalan, Freddy Rodriguez
Länge 110 Min.

US-Kinostart 21.7.2006
CH-Kinostart
31.8.200
6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 17.8.06
©  Bilder
Warner Bros.


STORY
Der verschlossene
Cleveland Heep (Paul Giamatti) arbeitet als Abwart in einem Apartmentkomplex. Eines Tages taucht aus dem Pool die Nymphe Story (Bryce Dallas Howard) auf. Sie stammt aus der "Blauen Welt" und erklärt Cleveland, er müsse ihr helfen, die Menschheit zu retten. Dazu soll er einen Menschen finden, dem sie Erleuchtung geben kann - und er soll sie vor dem Scrunt schützen, einer furchtbaren Kreatur, die im Rasen lauert, und nur von drei affenartigen Kreaturen gestoppt werden kann: den Tartutic.

 

REVIEW
Auch als treuer Fan von M. Night Shyamalan muss ich konsterniert feststellen: Mit seinem Fantasy-Humbug «Lady in the Water» hat der Regisseur versagt. Das Traurigste dabei ist, er scheitert als Geschichtenerzähler. Seine Gutenachtgeschichte, wie er den Film umschrieb, missachtet einfachste dramaturgische Regeln und lässt fast jede Wendung von einer Figur erklären. Alles wird aufgetischt, vorgetragen, eingetrichtert. Der ganze Plot wird sogar durch die "überlieferte" Geschichte der Narfs, wie sie die chinesische Mutter bis ins kleinste Detail erzählt, schon vorweggenommen - und damit nicht alle Karten gleich auf dem Tisch liegen, entschliesst sich diese Mutter praktischerweise dazu, die Story Stückchenweise zu offenbaren. Nur eine von vielen erzählerischen Plumpheiten, die der sonst so versierte Erzähler hier einsetzt. Ich hoffe nun schwer, er verliert seine Carte Blanche bei den Studios, so dass seine Skripts nun besserer Prüfung unterzogen werden. Sonst wird Shyamalans Egotrip bald einmal bedenklich. 

Schon hier feiert er sich grösstenteils selbst. Er spielt eine zentrale Nebenrolle, qualitativ zwar etwas besser als in früheren Filmen, doch so zieht er die Augen unnötig auf sich. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den missionarischen Eifer seiner Figur: Shyamalan spielt als Schauspieler den Retter, haut als Regisseur plump auf seinen Kritikern herum (in Form eines Filmkritikers im Film) und vermittelt seine Weltvorstellung naiv-offensichtlich. Es scheint, als habe der Mann eine sehr dünne Haut und «Lady in the Water» lege sein Herz und seine Seele offen für ein Publikum, das ihn dafür eher auslachen wird, als mit ihm mitzufühlen. Shyamalan will Frieden, Shyamalan will seine Filme nicht überanalysieren, Shyamalan will Gemeinschafts-Gefühl - das alles ist ja nett gemeint, aber in dieser Verpackung, in der er alles bemüht in Metaphern stopft, in der er offensichtlichste Ideen schwerfällig vorgetragen lässt, wird alles unfreiwillig komisch. Ebenso die langen Flüster-Dialoge über Wesen wie Nymphen, Narfs und Scrunts. «Lady in the Water» ist vielleicht Shyamalans persönlichster Film, einer, der zeigt, wie es in ihm aussieht - doch als emotionale Zustandsanalyse eines Auteurs ist der Film zu kindisch. Eine Kombination, die in die Hosen geht.

In dieser profanen Umgebung scheitern auch die talentiertesten Mitarbeiter. Christopher Doyle etwa, der zu den besten Kameramännern der Welt gehört, müht sich richtig ab, doch auch er schafft es nicht, den öden Setups Leben einzuhauchen. Eine Szene, in der etliche Leute vor der Dusche stehen und hineinblicken, während sie über den Fortgang der Story sinnieren, kann auch ein Chris Doyle nicht mehr spannend umsetzen. James Newton Howard kommt etwas besser weg, seine Kompositionen blühen aber nie richtig auf. Erst zum Schluss schwellen sie, analog zur besseren Bildgestaltung, an. Eine Sequenz etwa, in der Story (was für ein doofer Name) hinter Cleveland steht, er sich langsam bückt und der Regen auf ihn niederprasselt, ist grandios - erinnert an "Unbreakable" und ruft für ein paar Sekunden in Erinnerung, welche unglaubliche Power Shyamalan aus Szenen herausholen kann. Wenn er kann.

Nicht zuletzt scheitern auch die Akteure an dem plumpen Material. Paul Giamatti tritt noch halbwegs überzeugend auf, doch die in "The Village" noch vielversprechende Bryce Dallas Howard bleibt schwach, ob sie nun hilflos in die Welt guckt oder an einer Stelle unmotiviert gestikuliert, da sie nicht sprechen kann - ein durchsichtiger Versuch von Shyamalan, eine seiner saloppen Szenen "spannender" zu machen. Wie gerade er seine Schauspieler so verheizt, ist rätselhaft. Bislang schaffte er es grandios, einfache Menschen in Situationen zu manövrieren, in denen sie sich extremen Ereignissen stellen müssen. Aliens. Tod. Der Erkenntnis, ein Superheld zu sein. Hier hingegen sind die meisten Figuren lachhafte Abziehbilder oder schlicht und einfach unglaubwürdige Freaks. Die nimmt man von Beginn weg nicht ernst, schon gar nicht, weil sie keine der Ideen von Cleveland jemals in Frage stellen. Und wenn es darum geht, dass eben jede Person ihre Aufgabe hat, wird deutlich, wieso Shyamalan sie so gezeichnet und arrangiert hat. Ein sehr mechanisches, uninspiriertes Vorgehen.

Letztendlich kann man auf dem Film rumhacken, bis er blutet. Er bietet ein Ziel, das besser nicht sein könnte. Und ein paar Filmkritiker waren wohl zusätzlich blutgeil, weil ihre Zunft hier nicht gut wegkommt - mir gefielen die Szenen mit Bob Balaban als Filmkritiker aber eigentlich noch gut und es ist ja auch nur gerecht, dass ein Filmemacher (auch so offensichtlich) mal zurück schlagen kann. Viele Kritiker, die das Genie seiner früheren Werke nicht erkennen wollten, haben es auch nicht anders verdient. Doch "Lady in the Water" ist zu viel Prügel nicht wert. Eben weil einem Shyamalan so leid tun kann. Da öffnet er sein Herz für seine kindlich-naive Fantasy-Bettgeschichte mit ihrem unsteten Mix aus Märchen und realistischer Weltangst - und fällt derart auf die Nase. Er verdient dafür eher unser Mitleid. Und ein wenig Spott. Doch vor allem die besten Wünsche für die Zukunft, auf dass er einen Schritt zurück macht, vielleicht mal ein Script nicht selber verfasst, und uns mit seiner unzweifelhaft genialen cineastischen Kraft mal wieder aus den Socken haut. Wenn er das schafft, schaue ich "The Lady in the Water" gerne als seine (unfreiwillige) Komödie an und tu sie als ambitionierten Ausrutscher mit Kuriositäten-Wert ab. Narf.

 

EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

BBC (2/5)
James Berardinelli (1½/4)

 


 

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