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Abenteuerfilm. USA/NZ 2005
Alternative Titel
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Regie Peter Jackson
Drehbuch Peter Jackson, Fran Walsh, Philippa Boyens nach Story von Merian
C. Cooper, Edgar Wallace
Produktion Peter Jackson, Fran Walsh, Carolyne Cunningham, Jan Blenkin
Musik James Newton Howard
Kamera Andrew Lesnie
Darsteller Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Andy Serkis, Jamie
Bell, Thomas Kretschmann, Colin Hanks
Länge 187 Min.
US-Kinostart
14.12.2005
CH-Kinostart 14.12.2005
Filmversion von 1933 kaufen (Code 1)
Boxset mit "King Kong", "Son of Kong", "Mighty Joe Young"
(Code 1)
Produktionstagebücher des Remakes kaufen (Code 2)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 8.12.05
© Bilder Universal
STORY
New York, 1933: Der Filmemacher Carl Denham (Jack Black) plant einen grossen
Abenteuerfilm, bekommt dafür aber kein Geld. Kurzum packt er die bereits
gedrehten Szenen ein und haut damit ab. Mit seinem Assistenten Preston (Colin
Hanks) besteigt er das Schiff "Venture" von Kapitän Englehorn (Thomas
Kretschmann), um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. Mit an Bord lockt er
auch die schöne Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts), die er kurz zuvor für
die Hauptrolle engagiert hat. Ebenso an Bord der Drehbuchautor Jack Driscoll
(Adrien Brody) und der Star Bruce Baxter (Kyle Chandler). Allen dreien hat
Denham etwas vorgemacht. Er will drehen, aber gleichzeitig auch entdecken: Sein
Ziel ist die in Nebel gehüllte Insel "Skull Island" westlich von Sumatra. Obwohl
Englehorn vor dem Ziel entscheidet, umzudrehen, ist es zu spät - das Schiff
läuft auf "Skull Island" auf Grund. Denham und seine Crew verlassen das Schiff
und treffen auf feindlich gesonnene Eingeborene. Englehorn rettet sie aus der
Todesfalle, doch die Einheimischen entführen Ann vom Schiff. Sie wollen sie der
Kreatur opfern, die jenseits der grossen Mauern lebt: King Kong.
REVIEW
[Wer das Original von 1933 nicht kennt,
trifft in dieser Kritik auf viele Spoiler. Da ich aber voraussetze, dass jeder
filmisch interessierte Mensch den Plot kennt, werde ich Plot-Spoiler nicht
kennzeichnen. Als Spoiler sind allenfalls detaillierter Schilderungen einzelner
Szenen zu betrachten - wer gänzlich jungfräulich in den Film will, sollte also
die Kritik noch nicht lesen. Aber da der Plot bekannt, der Trailer ausführlich
und die Berichterstattung mannigfaltig ist, dürfte eh niemand "jungfräulich"
sein]
Peter Jackson ist neben Quentin Tarantino der beste Regisseur für die Synthese aus modernem Kino und B-Kino vergangener Jahre. Doch während QT seine Vorbilder aus Kult- und Trashfilmen durch den Popkultur-Filter drückt, verleiht ihnen PJ Grösse. Er macht aus einem B-Film ein Epos: "King King". Ich meine B-Film nicht abwertend, schliesslich ist der 1933er-"Kong" ein Klassiker der Filmgeschichte. Seine Wurzeln liegen jedoch deutlich im B-Kino und auffälligerweise hat er unter Geek-Filmkritikern stets den höheren Stellenwert als unter vermeintlich seriösen Reviewern, die Klassiker à la "Casablanca" vorziehen.
Nicht so die Geeks, die Genre-Fans. Und Peter Jackson. Er sah "King Kong" zum ersten Mal als Kind und beschloss wegen diesem Werk, Regisseur zu werden. Die Liebe zu dem Film wuchs über die Jahre, er kam in den Besitz der Original-Stop-Motion-Modelle aus dem Film und sammelte alles, was mit dem Meisterwerk in Verbindung stand. Der Gedanke eines Remakes kam ihm erstmals 1996, als niemand sein Projekt finanzieren wollte. Doch frisch vom globalen Mega-Erfolg der "Lord of the Rings"-Trilogie lasen ihm die Studios jeden Wunsch von den Lippen ab. Und sein Wunsch war überdeutlich: Kong, King Kong.
Seine Neuverfilmung ist gleichsam Hommage und Neuinterpretation. Doch selbst dann, wenn er die Vorlage massiv umschreibt (und diesen Mut hat er zum Glück), ist die Liebe für das Material stets zu sehen. Wer sonst würde seinem Lieblingsfilm, der trotz seiner filmhistorischen Wichtigkeit bei vielen Menschen noch immer als "der Film mit dem grossen Affen und den angestaubten Effekten" angesehen wird, ein Epos gönnen? Eine 200-Millionen-Dollar-Liebeserklärung mit erstklassigen Effekten und gigantischer Promotion? "King Kong" 05 scheint nur zu existieren, um "King Kong" 33 einer neuen Generation von Fans ans Herz zu legen. Das merkt man, wenn man das Making-of des Originalfilms anschaut, das Jackson liebevoll produzierte.
Doch wollen wir mal den neuen Film nicht abwerten. Auch er steht auf eigenen Beinen - und auf höchst soliden. Es ist ein gigantisches Fantasy-Werk von impulsiver Kraft. Eine Mischung aus ironischer Neuinterpretation, grenzenloser Huldigung, schamlosem Gigantismus und einhergehendem Grössenwahn. Kritiker mit Scheuklappen können dies durchaus in den falschen Hals bekommen und erklären "jetzt dreht er durch" - doch ist es nicht das, was wir an Jackson lieben? Der Hang zum Improvisieren, die Wurzeln im Horror- und Trashkino, die Leidenschaft im Genre-Kino und den Mut, da über die Stränge zu schlagen, wo andere sich zurückhalten würden - aber da subtil zu sein, wo andere draufhauen würden.
Beispiel? Die "Spider Pit Sequenz", auf die ich später eingehe, die eine Meisterleistung der Zurückhaltung und der Übertreibung ist. Vereint in einer einzigen Szene. Doch die kommt erst im zweiten Akt. "King Kong" ist nämlich ein klassischer Dreiakter, der erste dreht sich noch gar nicht um Kong. Im Original war für mich die Auftaktphase stets etwas zu langsam. Viel erfährt man ja nicht über die Charaktere, trotzdem nimmt der Teil eine gute halbe Stunde Zeit ein. Jackson macht es anders. Er braucht fast eine Stunde und vermittelt eben gerade sehr viel über die Figuren. Muss man überhaupt etwas über sie wissen? Kann man nicht einfach gleich zum grossen Affen übergehen? Ich denke nein.
Der erste Akt mag seine Längen haben, doch da er uns Ann, Carl und Jack näher bringt, ist er essentiell. Diese drei Figuren sind beinahe so wichtig wie Kong, gerade Anns Charakter derart auszustaffieren, kommt dem Film enorm zu Gute. Mag sein, dass man den Film gerne darauf reduzieren würde "hübsche Frau in klobigen Affenhänden" - doch zu sehen, wer diese Frau ist, macht ihre Beziehung zum Affen spannender. Und das wertet den zweiten Akt auf. Insofern wird der Film ununterbrochen besser und erreicht in der Mitte seinen Höhepunkt.
Einer der grössten Schwachpunkte ist indes der Übergang von Akt eins zu zwei. Die Landung ist etwas seltsam aufgebaut und der Erst-Kontakt mit den Eingeborenen plump. Mir gefielen die Inselbewohner schon im Original nicht besonders, doch Jacksons Interpretation ist noch lästiger. Die nicht enden wollenden Zooms auf die missgestalteten Gesichter sagen nichts aus, zumal die Bewohner anders als im Original nach ihrem ersten Auftritt nie mehr vorkommen. Minutenlang kämpft man sich durch brandschwarze Leiber (ich warte auf die erste Kritik, die dem Film Rassismus vorwirft - obwohl viele unterbeschäftigte Filmanalysten das Original als Parabel auf die Angst der Weissen vor dem "schwarzen Mann" sehen) und denkt nur, die Sequenz möge enden. Im Original hatte sie Grazie, da Komponist Max Steiner mit seiner revolutionären Leitmotiv-Musik die Sache aufpeppte, doch im Remake fehlt selbst die. James Newton Howard, der Howard Shore (zu sehen in einem Cameo als Orchesterleiter) abgelöst hat, verzichtet weitgehend auf die Leitthema-Philosophie und versucht es lieber mit Berieselung. Ein schwacher Score und ein Schwachpunkt des Films. Deswegen wertet nicht einmal die Musik die von mir nicht geliebte Eingeborenen-Passage auf.
Doch danach wächst "King Kong" endlich zu wahrer Grösse. Alles zuvor war Vorspiel, Akt zwei ist der filmische Orgasmus. Der Fight mit den T-Rexes, die Brontosaurus-Flucht, die Spider-Pit-Sequenz, die Interaktion zwischen Kong und Ann - alles ist ganze Abschnitte wert. Der Rex-Kampf, gespickt mit witzigen Szenen, hat enorme Power. Mehr sag ich nicht. Die Brontosaurus-Szene hat die schlechtesten Effekte des Films, aber ungeheure Dynamik. Tricktechnisch ist das Problem, dass das Rennen zwischen den trampelnden Riesenbeinen nicht glaubwürdig und die Interaktion mangelhaft ist - doch spätestens, wenn diese Fleischmasse auf einen Abhang zusteuert, steigt der Puls ins Unermessliche.
Und er lässt nie nach. Akt zwei ist derart genial. Schon im vorangegangenen Teil hat PJ einige interssante Schnitttechniken verwendet, doch in Teil zwei wächst er diesbezüglich über sich heraus. Die Kamera ist manchmal an einem unpassenden Ort, manchmal an einer "Achterbahn"-Stelle, und alles montiert mit einer seltsam vorwärts stolpernden Montage. Es ist kein eleganter Schnitt, aber einer, der unaufhaltbar den Film vorantreibt. Ganz hab ich noch nicht raus, was mir daran gefiel - aber es gefiel zweifelsohne.
Die ruhigeren Szenen gehören Kong und Ann. Man muss sie erleben. Der Fokus liebt weniger auf sexuell aufgeladener Liebe (der kulturhistorisch interessante deutsche Titel "Kong Kong und die Weisse Frau" macht diesmal weniger Sinn), als auf Freundschaft. Es herrscht durchaus eine Form von Liebe, aber etwas plump ausgedrückt, die würde auch funktionieren, wenn Ann ein Mann wäre. Zum Beispiel Charlie Chaplin. Okay, das muss ich erläutern: Ann hält Kong bei Laune, indem sie ihre Bühnen- und Varieté-Erfahrung einsetzt. Er lernt sie schätzen, weil sie ihn unterhält. Dieser brummige Kerl hat Dutzende von Jahren alleine gelebt, nun ist jemand da, der ihn ansatzweise versteht, der die Einsamkeit mit ihm teilt. Das hat per se nichts Sexuelles und würde auch mit einer Figur funktionieren, die unter ihrem knappen Kleidchen keinen Busen hat. Aber es wirkt halt eben schon besser. Das fragile Wesen in den Händen eines monströsen Machos - das strotzt vor freudianischen Interpretationen, die ich lieber sein lasse. Genial ist das Zusammenspiel allemal.
Dies, da Naomi Watts toll spielt und Andy Serkis noch besser. Der Gollum-Schauspieler gibt die Vorlage für den CGI-Koloss und verleiht ihm ungemeine Menschlichkeit, selbst dann, wenn der Affe in ihm herausbricht. Das passiert ziemlich oft, einmal macht er sogar "richtig den Affen" und sorgt für Gelächter. Die beiden sind jedenfalls toll - und wenn ich gerade dabei bin: Der Rest des Casts auch. Adrien Brody mag ich nicht und er wäre nie meine erste Wahl gewesen, doch er macht den Wandel vom stillen Denker zum Actionhelden toll durch. Thomas Kretschmann ist rau und cool, Jack Black eine Idealbesetzung als Orson-Wells'scher Filmemacher, der in der Not auch zu Mitteln greift, die ihn alles andere als sympathisch machen.
Black hat einige der humorvollsten Dialoge, aber nicht nur. Ihm fällt der berühmte Schlusssatz zu, aber auch das schöne Quote, das über dem ersten Teaser-Trailer* zu hören war. Und ein paar der besten Insider-Gags, von denen es viele hat. Der beste: Als Carl und Preston Catsing diskutieren, meint Carl "wie wärs mit Fay?" - Preston: "Die dreht bei RKO" - "Verdammter Cooper". Im Vorbeigehen Anspielungen auf die Original-RKO-Produktion unter Merian C. Cooper mit der von Peter Jackson verehrten Fay Wray (1907-2004), die er vor dem Dreh noch persönlich treffen konnte. Unter den Akteuren gibt es nur wenige Fehlgriffe. Jamie Bell brauchts zum Beispiel gar nicht, seine Figur ist zu deutlich fürs Publikum gemacht. Er liest "Heart of Darkness" und diskutiert mit dem ersten Offizier (in einer der peinlichsten Szenen des Films) wieso Marlowe ins Dunkle vorstiess - die Analogien sind zu plump, die Diskussion zu aufgesetzt.
Aber zurück zur nun schon mehrfach angesprochenen Spider-Pit-Sequenz. Die sollte im Original schon drin sein, doch Merian C. Cooper schnitt sie heraus. Oder drehte nur Teile davon. Sie findet statt, als Kong die Verfolger vom Baumstamm schüttelt und sie in eine Grube fallen. Dort wartet Gruseliges. Jackson hat für den DVD-Release die ominöse Szene im 1933er-Stil mit Stop Motion rekonstruiert - eine herrliche Hommage, die zeigt, wie viel Respekt und Liebe der Mann für den Film hat. Und natürlich durfte sie beim Remake nicht fehlen.
Sie dauert vielleicht etwa 10 Minuten und funktioniert fast ohne Musik. Alle Töne kommen von den krabbeligen und schmierigen Kreaturen. An dieser albtraumhaften Sequenz werden sich die Geister scheiden. Für viele dürfte sie "too much" sein, für mich beweist gerade sie, dass Jackson bei allem Epik-Anspruch nicht vergessen hat, dass er einen Monsterfilm dreht. Dass er alle Musik dabei abwürgt, verleiht dem Szenario einen andersweltlichen Touch, der fulminant ist. Einige der widerlichsten "Dinger" des Films tauchen auf und ich will sie nicht spoilern ...
Und da ich tippe wie ein Irrer: Zum dritten Akt. Der lässt wieder etwas nach, bietet wunderbar romantische Szenen und das legendäre Finale. Punkt. Ja, mehr will ich nicht sagen. Es gäbe Details zu diskutieren, Fehler zu analysieren (wieso erfriert die halbnackte Ann nicht auf dem Empire State Building?), doch all dies würde den Reiz schmälern. Mann muss es erleben. Jacksons Faux-Kitsch, sein immer wieder kurz auftauchender Hang zur Melodramatik ist herrlich. Auch hier: Er rührt mit grosser Kelle an und huldigt ununterbrochen. Sein Kong ist indes etwas netter als das Original, das in einer Sequenz eine Frau aus dem Hochhaus holt und sie, nachdem er gemerkt hat, dass es nicht Ann ist, in den Tod schmeisst. Der neue Kong geht auch grob um, doch ob die Frauen, die er "wegwirft" auch sterben, ist weniger deutlich. Der Kong unserer Generation ist zwar auch ein Rüpel, aber ein einsichtiger. Und einer mit gigantischem Herz. Aber eben: Lassen wir weitere Ausführungen und finden mal zum Schluss ...
"King Kong" ist ein orgiastisches Geek-Fest. Dem Film fehlt die Tiefe und das Genie eines "Lord of the Rings", aber es ist herrlicher, grandios ausgestatteter und gefilmter Abenteuerspass mit Langzeitgarantie. Interessant besetzt und eindrücklich gespielt, gespickt mit grandiosen Effekten und einigen Szenen für die Ewigkeit. Ein Film, der sich nicht immer darum schert, was Kritiker in ihren Filmvorlesungen gelernt haben, sondern seinen Impulsen freien Lauf lässt. Manchmal tritt er dabei ins Fettnäpfchen, doch meistens resultieren daraus Bilder und Szenarien, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen. Grosses Kino eben um einen grossen Kerl. Und ein Film, der irgendwie für Leute wie mich gemacht scheint. Mehr kann man aus dem dünnen Stoff nicht herausholen und die Maximalbewertung bleibt nur deswegen verwehrt: Es ist ein dünner Stoff. Das hinderte Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack nicht, daraus ein Meisterwerk zu machen. Und Peter Jackson auch nicht.
* "And lo, the beast looked upon the face of beauty. And beauty stayed his hand and from that day forward he was as one dead." (Arabisches Sprichwort)
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