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Drama. Pakistan. Urdu/Englisch
Alternative Titel In the Name of God; Khuda Kay Liye: Im Namen Gottes;
Khuda Ke Liye; खुदा के िलए; خدا کے لیے

Regie Shoaib Mansoor
Drehbuch Shoaib Mansoor
Produktion
Geo TV
Songs Rohail Hyatt
Kamera Ali Mohammad, Neil Lisk, Ken Seng, David Zemay
Darsteller Shaan, Fawad Khan, Iman Ali, Rasheed Naz, Austin Marie Sayre,
Naseeruddin Shah, Hameed Sheikh, Humayun Kazmi, Alex Edwards, Angela Williams
Länge 166 Min.

Kinostart 20.7.2007 (Pakistan); 4.4.2008 (Indien)
Box office classification
Pakistan: Superhit; Indien: Average
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 10.5.08
©  Bilder Percept, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die Brüder Mansoor (Shaan) und Sarmad (Fawad Khan) wachsen in einer wohlhabenden, fortschrittlichen Familie in Pakistan auf. Beide sind begeisterte Musiker, doch während Mansoor davon träumt, in Amerika eine Karriere als Sänger zu starten, spürt Sarmad Zweifel aufkommen. Er sucht Rat beim Geistlichen Moulana Tahiri (Rasheed Naz), der ihn langsam mit radikalen Vorstellungen des Islams indoktriniert. Sarmad lässt sich einen Bart wachsen, trägt nur noch traditionelle Kleidung und will nie mehr ein Instrument anfassen, da ihm Tahiri einredet, der Islam verbiete Musik. Während Mansoor nach Chicago übersiedelt, dort ein Musikstudium beginnt und sich in seine Kollegin Janie (Austin Marie Sayre) verliebt, lässt sich Sarmnd für den Krieg gegen den Westen einspannen. Zudem nimmt er sich eine Frau: Mary (Iman Ali), die in London als Tochter einer christlichen Britin und eines moslemischen Pakistani geboren wurde. Vater Hussain Khan (Humayun Kazmi) hat mitbekommen, dass die Tochter einen Weissen, den Kommilitonen Dave (Alex Edwards), liebt, und da nur ein moslemischer Mann, nicht aber eine Frau, den Partner in einer anderen Religion finden darf, nimmt er Mary nach Pakistan - wo er sie mit Sarmad zwangsverheiratet.

 

REVIEW
Macht ein gutes Statement einen guten Film? Wenn man die teilweise euphorischen Reaktionen auf den künstlerisch eher bescheidenen "Khuda Kay Liye" anschaut, wohl eine rhetorische Frage. Natürlich spielt beim subjektiven Entscheid, ob man einen Film mag oder nicht, stets die Aussage des Werks eine Rolle. Der verächtliche Propagandafilm "Triumph des Willens" mag ein technisch virtuoser Film sein, doch kaum einer ausserhalb von Neonazi-Zirkeln würde behaupten, er möge das Teil. Und umgekehrt funktioniert das ebenso: Deckt sich die Aussage eines Films mit der persönlichen Meinung des Zuschauers, fallen negative Aspekte weniger stark ins Gewicht. Man blendet sie aus oder lässt sich beim Bewerten von seinem Herzen leiten. Alles Beweggründe, die ich nicht werten möchte, nur festhalten.

Die vielleicht zentrale Aussage von "Khuda Kay Liye" ist, dass der Islam eine Religion des Friedens und des Respekts ist, die jedoch von religiösen Scharfmachern pervertiert wird und dies wiederum den argwöhnischen Blick der ganzen Welt auf die Moslems zieht - selbst auf die, die mit Fanatikern nichts am Hut haben. Ein mehr als ehrenwertes Thema also und Regiedebütant Shoaib Mansoor, der zuvor fürs Fernsehen gearbeitet hat und als Mitglied der Band Vital Signs bekannt wurde, verdient das ganze Lob als Prophet eines neuen pakistanischen Kinos: Gleichsam offen gegen aussen und doch verankert in der Kultur des Landes. Ein wichtiger Film. Nur eben noch lange kein guter.

Ich kann bei allem Respekt nicht über die massive Überlänge hinwegschauen, die überwältigend schlechten Nebendarsteller ausblenden oder den predigerhaften Ton des ganzen Films ignorieren. "Khuda Kay Liye" ist eine meist gut gemeinte, aber teilweise richtig amateurhaft gemachte Predigt, die sich nach der Filmmitte zu allem Übel auch noch verrennt und vom ernst zu nehmenden Film zur Farce verkommt. Zur Anhäufung von Klischees, die vom zuvor noch halbwegs sachlich informierten Publikum für bare Münze genommen werden. Nach auslaugenden zweieinhalb Stunden blieb bei mir daher primär Ernüchterung. Viel Hype um einen mittelmässigen Film.

Die Defizite zeigen sich schon bei den Schauspielern. Der international bekannteste Star, der Inder Naseeruddin Shah, kommt erst gegen Schluss zum Zug und hält, durchaus eindringlich, eine lange Rede darüber, was Islam in seinen Augen ist und wie die Fundamentalisten falsch argumentieren. Löblich, aber sehr didaktisch - und ähnlich unglaubwürdig wie vergleichbare Gerichtsszenen im benachbarten Bollywood. Alle anderen Akteure, mit 3-4 Ausnahmen, spielen weniger gut. Zur kleinen Gruppe der überzeugenden Mimen gehört Iman Ali. Anfänglich wirkt sie etwas steif und ihr Englisch ungelenk, doch einmal in Pakistan angekommen, entwickelt sie Tragik und Gewicht für ihren Part. Saubere Leistung. Ähnliches gilt für Fawad Khan, dessen Rolle zwar unglaubwürdig ist (Sarmad lässt sich viel zu schnell vom radikalen Islam einlullen), der aber mit einer angenehmen Zurückhaltung spielt. Etwas ausdrucksstärker das Spiel von Shaan (nicht zu verwechseln mit dem indischen Sänger gleichen Namens) der erst gegen Schluss abgibt.

Der letzte noch halbwegs überzeugende Schauspieler ist Rasheed Naz als reaktionärer Prediger, dessen rückständige und gewalttätige Vorstellung einer chauvinistischen Einheitskultur (Religion wäre der falsche Ausdruck) Angst machen. Er spielt zwischen schmeichelnd und aggressiv, das passt zu seinem Part als Verführer leichtgläubiger Moslems. Der ganze Rest? Zwischen mittelmässig und abgrundtief schlecht. Alex Edwards als Dave ist steif wie ein Brett, zwischen ihm und Iman Ali ist kein Funken zu spüren. Die Reporterin, die am Anfang Moulana interviewt, ist so übel, das man ungläubig den Kopf schüttelt. Überhaupt sind fast ausnahmslos alle englischsprachigen Akteure hier eine Zumutung. Doch auch einige der pakistanischen Cast-Mitglieder enttäuschen - allen voran der stoische Humayun Kazmi.

Inszenatorisch ist "Khuda Kay Liye" auch nicht viel besser. Die zerstückelte Erzählstruktur macht dramaturgisch wenig Sinn, der Schnitt ist holprig, die Kamera ohne Flair. Zudem fragt man sich, warum der hässliche Grünstich im Verlauf des Films immer penetranter wird. Ich hoffe ja nicht, dies soll die schleichende Indoktrinierung durch die dominante Farbe des Islams (grün) in die Leben der Protagonisten illustrieren - wenn ja, wäre das eine künstlerisch ziemlich bescheuerte Idee. Doch welche Motivation auch immer dahintersteckt: Der ganze Film ist schludrig gemacht, nicht halb so packend, wie er sein könnte. Und eben viel zu lang, die paar Songs (von denen nur "Allah Ho" in Erinnerung bleibt) rechtfertigen sicher keine zweidreiviertel Stunden Laufzeit.

Und dann ist da eben der Inhalt. Hinter vielem kann ich stehen. Manches ist mir etwas zu naiv darin, zu vermitteln, dass Religion im Kern gut ist - doch auch als jemand, der Religion per se für etwas Fragwürdiges hält, kann ich mit der Botschaft leben. Vor allem Naseeruddin Shahs Monologe am Ende sollen einen Islam porträtieren, der mehr Freiheiten kennt, als ihn die Radikalen gerne sehen. Und Moulana Wali macht vor allem eine wichtige Unterscheidung: Kultur oder Religion. Vieles, was heute als Religion verkauft wird, ist eigentlich Kultur. Von der Art der "vorgeschrieben" Kleidung (Anekdote im Film: Wenn jemand in Alaska zum Islam konvertiert, muss er dann knielange Hosen tragen?) über die Verschleierung bis zu weiss-der-Kuckuck-was. Vieles ist entstanden aus historischen Methoden, Menschen zu kontrollieren, Frauen zu unterdrücken und Werte zu vermitteln. Jede Religion diente ursprünglich auch dem Zweck, ein Rechtssystem zu etablieren, bevor es so etwas wie Rechtsstaatlichkeit gab. Religion gab Moral vor, gab Gesetz vor und hielt Volksgruppen zusammen. Der Nachteil dessen ist, dass sie a) freiheitlichem Denken von heute darum oft widerspricht und b) in Zeiten von Staaten nicht mehr ihre eigenen Gesetze durchboxen kann. Heute übernehmen Staat und Gesellschaft diese Aufgabe, daher meine Überzeugung, dass es Religion für diesen Bereich nicht mehr braucht - aber das führt zu weit ab vom Film.

"Khuda Kay Liye" plädiert schliesslich für Religion - aber für eine, die die Freiheit des Individuums nicht völlig beschränkt. Der Glaube an Allah soll von innen kommen, nicht durch Bärte und Regeln aufgezwungen werden. So weit, so gut. Eben etwas naiv, aber vielleicht braucht es die Rückbesinnung auf das Einfache und wenn "Khuda Kay Liye" in Pakistan zum erfolgreichsten Film überhaupt avancierte, dann umso besser, dann haben viele Menschen diesen Gedankengang mitgemacht. Sie wurden aber auch Zeuge von hanebüchenen Szenen in Amerika. Nach 9/11 wird Mansoor verhaftet und in übertriebenen Verhörmethoden behandelt wie ein Tier. Ja es sollte möglich sein, Kritik an Guantanamo zu üben und daran, was die Bush-Regierung nach 9/11 getan hat - aber nicht so plakativ und unglaubwürdig. Wer dies für bare Münze nimmt, der lässt sich zu leicht manipulieren. Und das ist bei weitem nicht das einzig Unglaubwürdige am Film. Auch Marys Vater handelt abstrus und dass Marys Mutter nicht mehr unternimmt, sorgt auch nur für Kopfschütteln.

Zuviel an dem Film ist eben konstruiert und forciert. Als ob der Regisseur und Autor zuallererst seine Botschaften zusammentrug, die er vermitteln möchte - und erst dann eine Geschichte darum geschrieben hat. Aussage vor Handlung. Das führt dann zu solch mühsam hingebogenen Predigt-Momenten, in denen man das Gefühl hat, Shoaib Masoor stehe direkt mit dem Megaphon vor einem. Bin ich zu kritisch? Ich denke nein. "Khida Kay Liye" hat mich oft gelangweilt und selten gepackt. Das Ende von Marys Story ist ziemlich daneben. Und er hat zwar ein ehrenwertes Anliegen, aber bringt es technisch schlaff und inhaltlich oft bemüht an sein Publikum. Dafür verdient er kein Lob. Nur dafür, dass er in Pakistan mutig vorangeht mit einem nicht bei allen Bevölkerungsschichen populären Thema. Der Erfolg gibt ihm recht, dass es davon mehr braucht. Hoffentlich dann ohne Grünstich, Überlänge und amerikanische Buuh-Männer.

 

MEINE DVD
Percept (IND), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Urdu/Englisch 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Unscharf und oft verpixelt. Die Bilder des USA-Teils sind schwächer als die des Pakistan-Teils)

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb
Bollywood Hungama (2½/5)
Rediff.com (3/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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