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Abenteuerfilm. USA 2008
Alternativer Titel Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
  

Regie Steven Spielberg
Drehbuch David Koepp nach einer Story von George Lucas und Jeff Nathanson
Produktion Frank Marshall
Ausführende Produzenten George Lucas, Kathleen Kennedy
Musik John Williams
Kamera Janusz Kaminski
Darsteller Harrison Ford, Cate Blanchett, Shia LaBeouf, Ray Winstone, Karen Allen,
John Hurt, Jim Broadbent, Igor Jijikine, Alan Dale, Joel Stoffer, Neil Flynn
Länge 124 Min.

US-Kinostart 22.05.2008
CH-Kinostart
22.05.2008

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 19.5.08
©  Bilder Paramount, Screenshots molodezhnaja


STORY
Professor Henry Jones (Harrison Ford) alias Indiana Jones und sein Kumpel Mac (Ray Winstone) werden 1957 von Russen gekidnappt. Die Truppe um die eiskalte Irina Spalko (Cate Blanchett) hat es auf ein Artefakt in den Lagerhallen von Area 51 abgesehen. Da sie mit dem Teil trotz Indys wackerem Einsatz entkommen können, wird Jones der Kollaboration mit den Kommunisten verdächtigt - und als Professor gefeuert. Dekan Stanforth (Jim Broadbent) tritt aus Protest auch gleich zurück. Bald darauf trifft Indy den jungen Motorradfreak Mutt (Shia LaBeouf), der ihn um Hilfe bittet: Oxley (John Hurt), ein befreundeter Professor von der Uni Chicago, hat in Lateinamerika Hinweise auf die Goldene Stadt gefunden, die einst von den spanischen Eroberern beschrieben wurde. Und nicht nur das: Wer einen mysteriösen Kristallschädel an den Ort bringt, dem sei viel Macht beschert. Indy bricht mit Mutt umgehend nach Peru auf - doch Spalko ist ihm bereits auf den Fersen.

 

REVIEW
Es schockt mich selbst, wie wenig Begeisterung ich für den neuen "Indiana Jones“-Film aufbringen konnte. Ich hab im Vorfeld die Trailer angeschaut, erste Reviews studiert, doch so richtig leidenschaftlich war ich nicht in dem Projekt. Als der Film nur als vages Gerücht oder als entfernte Hoffnung existierte, da war meine Euphorie noch ungebremst. Gefühlte hundert Skript-Änderungen, Ankündigungen und Enttäuschungen mit George Lucas’ anderer Serie später war die Erwartungshaltung gesunken. Das wäre nicht eine so grosse Sache, wenn nicht die ersten drei "Indiana Jones“-Filme zu meinen Lieblingsfilmen gehören würden. Ja, alle drei. Ich habe nie in den Chor postmoderner Geeks eingestimmt, die den zweiten und / oder dritten Teil ablehnten. Zu trashig. Zu albern. Zu was-weiss-ich. Ich find alle drei grandios, "Raiders of the Lost Ark“ sitzt sattelfest auf Platz drei meiner liebsten Filme aller Zeiten und die beiden anderen kommen, allen kleinen Mankos zum Trotz, mühelos in die Top 10. "Raiders“ ist der Film, der mich 1994 dazu bewogen hat, meine erste Kritik zu Papier zu bringen. Einfach so, weil ich dachte: "Mensch, halte deine Freude über dieses Werk doch mal fest". Was daraus wurde, sieht man ja … 

Die drei ersten Teile sind also nicht nur Filme für mich. Sie repräsentieren das, was ich am Kino liebe. Bei ihnen setzt teilweise mein rationales Kritiker-Gehirn aus - und das sehe ich positiv, denn jeder Film, der das erreicht, der uns mitreisst und packt und unterhält, der tut etwas richtig. Die brennende Frage: Schafft das der neue Film auch? Teilweise. Es ist der schwächste Beitrag zur Reihe, doch selbst der schlechteste Indy ist immer noch ein famoses Abenteuerspektakel. Im Gegensatz zur "Star Wars"-Reihe steht nicht die Frage im Vordergrund, ob man die Vorgeschichte überhaupt braucht, es ist halt einfach ein neues Abenteuer. Eines, das nicht nötig wär (der Ritt in den Sonnenuntergang war ein tolles Ende), aber trotzdem beliebig fortsetzbar ist. Und diesen Job erledigt der Film ungeheuer unterhaltsam, charmant gespielt und vollgepackt mit nostalgischen Erinnerungen, die einen Indy-Fan im Innern jauchzen lassen. Hat er Probleme? Und wie. Doch welcher Film hat das nicht. Ich bin diesmal, im Gegensatz zu den anderen dreien, auch schnell bereit, sie anzukreiden, denn sie trüben den Spass recht deutlich. Doch es reicht spielend noch immer zu einem wunderbaren Sommerfilm, der eines garantiert: gute Laune.

In Cannes fiel er durch, das könnte man schon als Qualitätssiegel anschauen. Bei Kritikern kam er mittelmässig an, das war zu erwarten. Den Teilen 2 und 3 blies auch schon ein steifer Wind entgegen. Die Geeks wiederum teilen sich in Pro- und Kontra-Lager. Ich interpretier das so: In den letzten rund 20 Jahren haben wir alle uns verändert und auch unsere Art, Filme zu schauen, mit uns. Auch Steven Spielberg hat sich verändert - nur wohl etwas anders als wir. Er hat Oscar-gekrönte Filme gedreht, entdeckte die Liebe zum düsteren Kino und holte Janusz Kaminski als sein Auge an Bord. Nun versucht er, geistig und künstlerisch an seinen Charakter von vor 19 Jahren, ja sogar von vor 27 Jahren anzuknüpfen. Das schafft er nicht immer, aber oft. Und das ist mehr, als man von manchem behaupten kann, der Film nun ablehnt. "Indy 4“ nicht zu mögen ist jedermanns Recht, ich kann es sogar ansatzweise nachvollziehen. Nur sind mir die Argumentationen teilweise etwas suspekt, weil sie mit falschen Erwartungen oder falschen Erinnerungen an die ersten drei Teile zusammenhängen. 

Und nun mal fertig Blabla, was funktioniert? Harrison Ford. Im Indy-Kostüm atmet er anders als sonst. Er wird Dr. Jones und die paar Jährchen, die er älter geworden ist, sind einem in dem Moment egal, als er erstmals seine Visage in die Kamera hält. Welcome back, Dr. Jones. Seine One-Liner mögen einige ärgern, er mag etwas weniger Stunts drauf haben, als in den ersten dreien, aber dies ist Indy, der grösste Leinwandabenteurer überhaupt - und ihn zurück zu haben, ist eine Wonne. Ebenso die Musik. John Williams ist vom Soundtrack der Fanfaren und Märsche etwas weggekommen, doch sobald sein "Raides March“ erklingt, brodelt mein Blut noch immer. Und was Williams hier bietet, ist old school. Und daher brillant. Dann die Nostalgie. Schon das Paramount-Logo am Anfang, die bekannten Schriftzüge in den Credits machen klar, dass Spielberg auf der Nostalgie-Schiene fährt. Dazu ein Brody-Bild an der Uni, Connery auf dem Schreibtisch, ein Sekundenauftritt der Lade. Kommt gut. Nur die etwas blamable Handhabe der Brody-Statue tut weh. Ein billiger Gag auf kosten einer liebgewonnenen Figur.

Die Actionsequenzen sind ein weiteres Pro. Sei es der Kampf am Anfang in Area 51, die Flucht von Indy und Mutt auf dem Mofa oder die spätere Verfolgungsjagd im Dschungel - das hat immer noch Drive. Selbst der Einsatz der Dialoge, der mich im Trailer etwas irritiert hat, klappt im Film wunderbar: Das Tempo stimmt, die Action wird nicht unterbrochen. Das ist natürlich dem erfahrenen Steven Spielberg zu verdanken, noch immer einer der besten Regisseure überhaupt, und Michael Kahns routiniertem Schnitt, der auch über die holprigeren Momente im Skript hinwegtäuscht. Letztendlich glänzen auch eine Reihe überzeugender Nebendarsteller. Doch da fängts dann auch schon an zu hapern. 

Fast uneingeschränkt gut ist Shia LaBeouf. Es ist chic, ihn zu verteufeln, aber der Junge, dessen erster Auftritt im Film an Marlon Brandos "The Wild One" erinnert, hat Talent und Charme und einem Schreihals wie Short Round ziehe ich seinen Mutt noch lange vor. Die Frage ist, ob die Figur an sich nötig war oder ob Lucas und Spielberg nur auf ein Spin-off schielen, aber Fakt ist: LaBeouf bringts. Und wenn mal nicht (Stichwort: Tarzan-Szene), dann ist nicht er schuld. Auch Jim Broadbent überzeugt als Brody-Klon. Und Karen Allen kehrt als Marion zurück. Das ist gut so und ihr Lachen ist unbezahlbar, etwa wenn sie Indy vorwirft, er habe nach ihr viele Frauen gehabt und er entgegnet „none of them were you, honey“, dann lächelt man mit ihr. Nur leider macht der Film nicht viel aus ihrer Figur, sie wirkt fast schon wie nutzloser Ballast. Und das gilt genauso für John Hurt und Ray Winstone. Letzterer ist nur ein Mittel, um die zweite Hälfte des Drehbuchs am Leben zu halten (Indy geschnappt, Indy frei, Indy geschnappt …) und John Hurts Figur des geistig verwirrten "Mr. Exposition“ ist auf Dauer mühsam, zumal Indy seine Rätsel viel zu schnell knackt.

Bleibt Cate Blanchett. Ich hatte Angst, der Part würde den Film lächerlich machen, doch ihre Over-The-Top-Performance passt perfekt. Es gab auch in den anderen Teilen übertriebene Figuren, Oberst Dietrich oder Mola Ram. Und Cate passt perfekt in dieses Schema. Zudem repräsentiert sie bestens den Bösewicht der Ära: die Sowjets. Stalin, wie Hitler, hatte obskure Ideen zum Machtgewinn und so lässt sich auch das ganze Thema um gedankenlesende Russen gut ins B-Film-Kino jener Zeit integrieren. Indy 1 und 3 spielten zur Nazi-Zeit, der neue nun zur Russki-Zeit inklusive Themen aus dem B-Kino dieser Ära, so etwa ein erhöhter Sci-Fi-Pegel (der manche irritieren wird). Die 50’s mit Kommunistenhatz, Schmierfrisur und Atombomben ist souverän getroffen. Das Bild mit Indy vor dem Atompilz hätte ich mir sogar lieber für ein Finale gewünscht: So mittendrin, wie der Film es behandelt, ist es fast „zu gross“ und verschenkt.

Und damit die Kritik nicht auf weit über 10'000 Zeichen anwächst, fasse ich mal die drei Männer zusammen, an denen ein Grossteil meiner Negativposten des Films hängen. Nicht Spielberg, der tritt manchmal daneben, inszeniert aber auf sicherem Fuss, selbst ohne die jugendliche Abenteuerlust von anno dazumal - ähnlich wie beim verhaltenen "Lost World: Jurassic Park", wo er auch nicht immer zu seinem ungestümen Ich zurückfand. Auch nicht LaBeouf oder der gealterte Ford. Nein, die drei "Schuldigen“ sind George Lucas, David Koepp und Janusz Kaminski. Lucas, weil er einige Drehbücher zurückwies, die mehr getaugt hätten, als das vorliegende. Einen Mann wie Lucas sollte man nicht einmal in die Nähe eines Skripts lassen. Ja, er hatte einst ein gutes Gespür, doch dies ist weg. Beerdigt und begraben. Man spürt in manchen Szenen regelrecht, wo Lucas die Finger drin hatte. Auf sein Konto geht auch der CGI-Exzess. "Indy 4" hat zwar weniger CGI als heutige Event-Filme, doch es ist immer noch zu viel. Wenn bei einem Kampf auf zwei offensichtlich vor Green Screen stehenden Autos CGI-Sträucher Shia LaBeouf zwischen die Beine schlagen, dann hat die Szene in dicken Lettern "Lucas" aufgedrückt. Und es gibt leider viele davon.

Damit zusammen hängt das Patchwork-Drehbuch von David Koepp. Es entstand aus der Grundidee von George Lucas, einem Entwurf von Jeff Nathanson sowie einem Skript von Frank Darabont. Koepp, ein solider Handwerker, verknüpfte die einzelnen Punkte, aber ohne das Flair, das Lawrence Kasdans Manuskript des ersten Teils ausmachte. Koepp ist schlicht der falsche Mann, ihm fehlt die Leidenschaft. Spielberg kann aus seinen Stoffen Grosses zaubern, das hat er mit "Jurassic Park" gezeigt, doch hier hemmt das Skript den Film - vor allem in der simpel konstruierten zweiten Hälfte, die gleich mehrere holprige Stellen aufweist - nicht zuletzt der Kristallschädel selbst, der zu "Wissen über alles" führen soll. Douglas Adams wäre stolz gewesen. Wie viele der etwas zähen Erklär-Dialoge und wie viele der weniger gelungenen Szenen (Mutt-Tarzan, CGI-Gewühl-Finale etc.) tatsächlich auf Koepps Konto gehen, ist unklar, doch sein Name steht unter "Drehbuch" und er muss dieses bisweilen sperrige Konstrukt ausbaden.

Doch mein vielleicht grösster Vorbehalt gilt Janusz Kaminsiki. Spielberg arbeitet gerne mit seinem eingespielten Team, darum war klar, dass er auf Kaminski zurück griff - doch dies ist ein gigantischer Fehler. Kaminski ist gut mit Licht und Schatten, mit modernem Look, mit Dreck und Düsternis. Indy dagegen war hell ausgeleuchtet, war warm und nostalgisch. Das war der eindeutige Stempel des Briten Douglas Sclocombe, der nach "Last Crusade" in Rente ging. Ihn zu ersetzen war unmöglich. Ein Roger Deakins wäre der Richtige gewesen, ein Robert Elswit oder Spielbergs "Jurassic Park"-Mann Dean Cundey - aber nicht Janusz Kaminski. Der versucht, Slocombes Stil zu kopieren, doch es wirkt wie ein Nachäffen. Es ist ihm nicht im Blut und jedes einzelne Bild wirkt matter, als es sollte. Mehr Kaminski als Slocombe. In manchen Sequenzen am Anfang fällts nicht so auf, doch eklatant wirds in der Verfolgungsszene im Dschungel. Eigentlich alles in Südamerika. Da versagt Kaminski darin, Indy den nostalgischen Look und die Wärme zu geben, die ihn so prägten.

Nichtsdestotrotz ... "Indy" gibt was her. Sicher nicht für alle. Das Finale ist Sci-Fi pur und ein Pixelsturm, der mich auch störte. Interessanterweise endet ja auch "Raiders" mit einem Trickgewitter, doch jenes war angenehm altmodisch, hier wirkt es eher wie ein Gewühl aus "Mummy Returns". Und daran alleine werden sich schon viele stören. Auch an der Unwahrscheinlichkeit mancher Szenen (Indy im Kühlschrank), an zu viel Comedy, an einer labyrinthischen Zickzack-Story mit vielen Gimmicks und an der Möglichkeit, Mutt als neuen Indy aufzubauen. Doch machen wir uns nichts vor, auch die drei Vorgänger haben auf die eine oder andere Weise ihre ähnlichen Problemzonen. Und trotzdem lieben wie sie, weil sie mit Tempo und einer grandiosen Hauptfigur das Gefühl von Abenteuer ins Kino bringen, das 99% der Filme von heute fehlt.

Indy hat den Sprung ins digitale Zeitalter nicht unbeschadet überstanden, darin geht es ihm ähnlich wie dem als Reihe schwächeren "Die Hard". Zynismus und Arroganz sind heute en vogue, einen Film schon so früh wie möglich zu verspoilern und zu verrupfen gilt als Grösstes bei vielen "Filmliebhabern" und Kritikern. Einen Unterhaltungsfilm zu drehen, den die Leute noch mit Leidenschaft mögen, ist fast unmöglich geworden - der erste "Pirates of the Caribbean" war einer der letzten, der es schaffte. Gerade auch deswegen, weil vieles repräsentierte, was auch Indy gross machte: tolle "analoge" Action, eine umwerfende Hauptfigur, etwas Romantik, episches Abenteuer, viel Tempo und Witz. Der neue "Indy" hat das alles auch. Massenhaft. Nicht annähernd so perfekt arrangiert wie "Raiders", aber wie viele Filme können schon mit einem der Besten konkurrieren? Ich habe mir einen zweiten "Raiders" gewünscht, aber nur in meinen kühnsten Träumen einen erwartet. Was Spielberg mir gab, ist ein hochgradig unterhaltsamer, etwas aufgeblasener, aber noch immer sehr angenehmer "Indiana Jones", der von mir knappe vier Sterne kriegt. Alle anderen haben das von mir nur alle paar Jahre verliehene Maximum von fünf. Wer das zuviel findet, kann beim neuen die entsprechende Stern-Zahl auch gerne abziehen und landet dann halt irgendwo bei "mittelmässig". Ich nicht. Ich habe meine Mängelliste ausführlich aufgeführt, nur ändert das wenig daran, dass ich die zwei Stunden genossen habe. Sehr genossen hab.

Shit. 12'000 Zeichen. Na ja. Indy brauchte 19 Jahre für sein Comeback, da darf ich mich ausnahmsweise lang fassen ...

 

EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (3½/4)
James Berardinelli (2/4)

 


 

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