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Fantasyfilm. GB/CAN/F 2009
Alternativer Titel
The Imaginarium of Dr. Parnassus; Das Kabinett des Dr. Parnassus

Regie Terry Gilliam
Drehbuch Terry Gilliam, Charles McKeown
Produktion Terry Gilliam, Amy Gilliam, Samuel Hadida, William Vince
Musik Jeff Danna, Mychael Danna
Kamera Nicola Pecorini
Schnitt Mick Audsley
Darsteller Heath Ledger, Christopher Plummer, Lily Cole, Andrew Garfield, Tom Waits,
Verne Troyer, Colin Farrell, Jude Law, Johnny Depp, Peter Stormare, Paloma Faith
Länge 122 Min.

Kinostart CH 07.01.2010
Kinostart CH
25.12.2009

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 30.9.09
©  Bilder Pathé, Screenshots molodezhnaja


STORY
Dr. Parnassus (Christopher Plummer) zieht mit seinem Wandertheater "Imaginarium" durch England, begleitet von seiner 15-jährigen Tochter Valentina (Lily Cole), dem zwergwüchsigen Percy (Vern Troyer) und dem Handlanger Anton (Andrew Garfield). Die Attraktion der Show ist ein Spiegel, durch den Menschen in ihre eigene Fantasiewelt eintauchen können - gelenkt vom übersinnlich begabten Parnassus. Doch das Geschäft läuft schlecht, und dies ausgerechnet jetzt, wo Lily 16 Jahre alt wird. Parnassus hat nämlich mit dem Teufel (Tom Waits) eine Reihe von Abmachungen getroffen. Die erste brachte ihm vor 1000 Jahren die Unsterblichkeit. Die zweite gefährdet nun Lily. Parnassus kann sie nur retten, wenn er fünf Seelen seiner Kunden gewinnt. Kann ihm dabei vielleicht der zwielichtige Tony (Heath Ledger) helfen?

 

REVIEW
"Ein Film von Heath Ledger und seinen Freunden" steht im Abspann. Gelogen! Dies ist ganz und gar ein Terry-Gilliam-Projekt, von der konfusen Story über die hysterischen Akteure bis zu den überbordenden Tricks und dem Trip in Fantasiewelten. Es sind Elemente früherer Gilliam-Filme auszumachen, vor allem "Fisher King", "Munchhausen" und "Brazil", was jeden Fan dieses Exzentrikers glücklich machen sollte. Doch mit Gilliams Visionen kommen auch immer seine Schwächen, vor allem im narrativen Bereich. Und da liegen denn auch die gröbsten Defizite von "The Imaginarium of Doctor Parnassus".

Doch bevor man überhaupt über den Film reden kann, muss man das Thema schlechthin behandeln. Heath Ledger. Dies, und nicht wie Warner Brothers damals glaubhaft machen wollte, The Dark Knight, ist sein letzter Film. Er starb noch während dem Dreh an einer Medikamenten-Überdosis. Der notorisch problemgeplagte Gilliam, der schon zuschauen musste, wie seine Filme radikal gekürzt wurden ("Brazil"), weichgespült wurden ("Brothers Grimm"), übel floppten ("Munchhausen") oder gar nicht fertig gestellt werden konnten ("Don Quixote"), schien einmal mehr die Arsch-Karte gezogen zu haben.

Doch dank des intensiven Einsatzes von Gilliams Frau Amy konnten drei Schauspieler gewonnen werden, um die noch fehlenden Ledger-Szenen zu drehen. Das klingt nach einem Flickwerk, doch der Zufall wollte es, dass alle Szenen im Diesseits abgedreht waren. Die drei Akteure mussten also jene Sequenzen drehen, die in der Traumwelt spielen. Das funktioniert blendend und es ist Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell hoch anzurechnen, dass sie so selbstlos einsprangen für ihren Freund. Depp, Gilliams Star in "Fear and Loathing in Las Vegas", kopiert Ledger am genialsten. Farrell präsentiert ihn mit den düstersten Facetten und man ist fast froh, ist es nicht Ledger selbst, der sich als solches Ekel entpuppt.

Apropos düster: "The Imaginarium of Doctor Parnassus" ist kein leichter Stoff. Heaths erste Szene etwa zeigt ihn am Galgen hängend. Schocker! Und auch später spielt das Thema Tod eine wichtige Rolle. Der Teufel in Person (genial schmierig: Tom Waits) tritt sogar auf. Trotz der angerissenen Depro-Themen ist der Film stets flott und witzig, auch dank Gilliams schrägem Witz und den spielfreudigen Akteuren. Wer sticht heraus? Sicher Ledger, alleine schon wegen den Umständen. Dann auch Christopher Plummer als grantiger und nicht immer sympathischer Parnassus. Tom Waits sowieso. Und Model Lily Cole, die mit ihrem Manga-Gesicht alleine schon optisch in die Gilliam-Welt passt.

Diese Welt kennen wir: viel Müll, zerfledderte Klamotten, kuriose Landschaften, ungeheuerliche Geschöpfe - alles umgesetzt mit Modellen und grossartigen CGI-Kreationen. Was wir hier zu sehen kriegen, ist wahrhaft einem genial durchgeknallten Geist entsprungen. Und dass nicht wenige Kreationen an Gilliams Schaffen während seiner "Monty Python's"-Zeit erinnern, bildet das Tüpfchen auf dem "i".

Leider nur ist eben der Kitt, der das alles zusammenbindet, etwas löchrig. Die konfuse Story macht zwar nicht immer Sinn, aber man kann sie sich immerhin zusammenreimen. Schlimmer ist, dass es zu viele offene Fragen gibt, auch bei der Figurenzeichnung oder was genau mit den Seelen passiert, die gesammelt werden. Einiges ist vage gehalten, wohl weil es nicht wichtig ist. Anderes, weil es zu anstrengend wäre, Lösungen zu erklären. Und so wirkt der ganze Film etwas zusammengeschustert. Sehr fragmentarisch auch, was durch den Wechsel zwischen Realismus und Fantasie noch verstärkt wird.

Und es ist nicht alleine die Handlung mit ihren Aufs und Abs (es hat am Anfang bevor Heath Ledger ins Spiel kommt einige recht öde Szenen), auch Gilliams Inszenierung ist nicht niet- und nagelfest. So verhalten sich seine Charaktere stets zu überspannt, sie zappeln herum und tun unlogische Sachen. Sie haben dieses typisch Gilliam'sche Hyper-Getue drauf, das sie leicht von uns distanziert. Man lacht über sie, man leidet vielleicht sogar mal mit ihnen, aber viele Emotionen investiert man in diese Exzentriker nicht. Und das ist in den vermeintlich dramatischen Szenen ziemlich schlecht.

Doch all seine Probleme machen "The Imaginarium of Doctor Parnassius" noch klarer zu einem Gilliam-Film. Der wilde Regisseur war nie ein aufgeräumter Mann, ein Filmemacher mit Ordnung und System. Bei ihm wirkt immer alles etwas handgestrickt, etwas improvisiert, etwas ungehobelt. Gerade das verleiht seinen besten Filmen auch ihr Flair. Dieser hier gehört nicht zu seinen allerbesten, die Positionen nehmen "Monty Python and the Holy Grail", "Brazil" und "12 Monkeys" ein. Doch einen durchgeknallten Trip in fantastische Welten bietet er allemal. Zudem kriegen wir Heath Ledgers letzte Darbietung zu Gesicht, und das alleine schon macht ihn speziell.

Also reingehen, den Geist öffnen und sich berauschen lassen. Dann lacht man, staunt man, kratzt man sich am Kopf. Aber auf alle Fälle wird man nicht von weichgespültem Kino eingelullt. Mir ist ein kantiger Gilliam-Film noch allemal lieber als ein plattgebügelter "New Moon". Dass jener zehnmal mehr Geld einspielen dürfte, gehört zu den Schattenseiten der Filmindustrie. Doch auf alle Fälle wird "Parnassus" wegen des Ledger-Bonus' ein paar Millionen machen als bei Gilliam üblich. Und wenn er so einen neuen Film dieses Querkopfs finanziert, dann bin ich happy.

 

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EXTERNE REVIEWS 
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