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I LIVE IN FEAR
Drama
Japan 1955
Alternative Titel
Ikimono no kiroku; Ein Leben in Angst; Bilanz eines Lebens;
Records of a Living Being; What the Birds Knew;
生きものの記録
Regie
Akira
Kurosawa
Drehbuch Shinobu Hashimoto,
Hideo Oguni nach einer Story von
Akira
Kurosawa
und Fumio Hayasaka
Darsteller Toshiro Mifune, Takashi Shimura, Minoru
Chiaki, Eiko Miyoshi, Kyoko Aoyama, Haruko Togo
Länge 103 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 5.5.08
© Bilder Criterion,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Japan nach dem Krieg: Die Bevölkerung lebt in Angst vor Atombomben, nachdem die
US-Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki das Land traumatisierten. Für den
Giesserei-Besitzer Kiichi Nakajima (Toshiro Mifune) ist diese Angst noch
deutlich stärker. So sehr fürchtet er sich vor Radioaktivität, dass er plant,
nach Brasilien auszuwandern. Das wiederum schockiert seine Kinder und die ganze
Familie. Lediglich Ehefrau Toyo (Eiko Miyoshi) und Tochter
Sue (Kyoko Aoyama) erkennen die wahren Motive von Kiichi. Die anderen
wollen den alten Mann für unzurechenbar erklären,
damit sie sein Vermögen verwalten können und der Umzug abgewehrt wird. Ein
städtisches Schlichtungsteam soll über den Antrag entscheiden. Zu dieser
Laienbehörde gehört auch der Zahnarzt Dr. Harada (Takashi Shimura), der sich
aber nicht sicher ist, ob Nakajima wirklich so verrückt ist.
REVIEW
In vielen seiner Nachkriegsfilme verarbeitete Akira
Kurosawa die Traumata Japans. Krieg, Besatzung, Atombomben - alles Themen, die
in der Bevölkerung für heftige Emotionen sorgten. Selbst seinen Klassiker
"Rashomon", der in der Vergangenheit spielt, sah er als Parabel auf seine
Entstehungszeit. Eine neue thematische Richtung schlug er erst Mitte der
50er-Jahre ein, als es mit Japans Wirtschaft langsam bergauf ging, aber auch
neue Themen wie Korruption ins Zentrum rückten. Einer der letzten "typischen
Nachkriegsfilme" war "I Live in Fear", ein emotionales Drama, in dem die Angst
vor der
Atombombe
zwar zentraler ist, als in allen anderen
Kurosawa-Filmen, aber diese wiederum nur Katalysator für ein Familiendrama ist.
Dieses dreht sich ganz um den alten Nakajima, eindrücklich gespielt vom auf greis geschminkten Toshiro Mifune. Als ich vor vielen Jahren meine ersten Kurosawa-Filme sah, war Mifune für mich das Äquivalent für den impulsiven, fast cholerischen, extrem energiegeladenen Schauspieler. Erst mit der Zeit bekam ich neue Facetten dieses grossen Künstlers zu sehen und in "I Live in Fear" zeigt er mir wieder eine ganz neue Seite. Obwohl die Frage im Raum steht, warum Kurosawa nicht einen wirklich alten Mann für den Part gecastet hat, so bleibt danach doch nur noch Bewunderung für ein Spiel, in dem das Ego Mifunes zurücksteht und nur der Charakter zum Leben erwacht.
Am anderen Ende der Schauspiel-Skala, aber qualitativ ebenbürtig, ist Takashi Shimura. Er agiert einmal mehr mit leiser Kraft, zurückhaltend und fast unscheinbar, aber mit anschwellender Dramatik. Wenn er in den letzten Einstellungen des Films zum alten Mann hält, dann geht das ans Herz. Überhaupt sind diese letzten Sequenzen des Films von stiller Wucht, grossartig komponiert und formidabel inszeniert. Das gilt freilich für den ganzen Film. "I Live in Fear" mag noch etwas didaktischer sein, als manch anderer Kurosawa-Film, doch auf seine eigene Art ist er durchaus subtil. So ist Kiichi, für den uns der Film vordergründig zwingt, Sympathie zu entwickeln, nicht der Saubermann - immerhin unterhält er mehrere Mätressen und zeugte ausserhalb seiner Ehe mehrere Kinder. Doch trotz seiner charakterlicher Fehler erwärmen wir uns für ihn und es stellt sich die Frage, ob er wirklich verrückt ist oder doch eher die ganze Welt.
Letzteres ist sicher der Fall. Atomkrieg ist die ultimative Manifestation der menschlichen Verrücktheit. "Wie kann man so etwas nur erfinden" meint Kiichi einmal und spricht dem Publikum aus dem Herzen. Angst herrscht in allen Köpfen, unerträgliche Hitze bringt alle zum Schwitzen, Unsicherheit und Neid bedrohen eine Familie. Eigentlich rationale Überlegungen eines wirtschaftlich erfolgreichen und familiär fürsorglichen Mannes werden in diesem Klima zu Hirngespinsten erklärt. Seine Sprösslinge teilen bereits das Erbe auf, die Ängste des Vaters nehmen sie gar nicht mehr ernst - obwohl er weniger sich selber schützen will, als seine geliebte Sippe. Inklusive unehelichen Kindern.
Das ist letztendlich eine zutiefst menschliche Geschichte. Zugänglich inszeniert, einfühlsam gespielt und ebenso tiefgründig wie subtil erzählt. Wie der kollektive Wahnsinn einer Nation, der sich bis in den Soundtrack zu ziehen scheint, dessen fiebrigen Theremin-Kompositionen im Vor- und Abspann an die Sci-Fi-Filme der Ära erinnert, einem einzelnen Mann angelastet wird, um diesen praktisch wegzuschliessen und so von den eigenen paranoiden Ängsten abzulenken, birgt viel Gesellschaftskritik. Während wie vermeintlich gesunden Menschen gelernt haben, mit der atomaren Bedrohung zu leben, wird derjenige, der dagegen rebelliert, für verrückt erklärt. Wie Kurosawa dazu steht, ist fast in jeder Einstellung spürbar.
"I Live in Fear" ist der fünfte Film der Eclipse-Box "Series 7: Postwar Kurosawa", die vom DVD-Label Criterion veröffentlicht wurde.
MEINE
DVD (Ecplise)
USA, Code 1, NTSC
Bild: 4:3
Ton: Japanisch mono mit englischen Untertiteln.
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