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Sci-Fi-Komödie. GB/USA 2005
Alternative Titel H2G2; Per Anhalter durch die Galaxis

Regie Garth Jennings
Drehbuch Karey Kirkpatrick und Douglas Adams nach dem Roman von Douglas Adams
Produktion Jay Roach, Nick Goldsmith, Gary Barber, Roger Birnbaum, Jonathan Glickman
Ausführende Produzenten Douglas Adams, Derek Evans, Robbie Stamp
Musik Joby Talbot, Neil Hannon, Bernie Leadon
Kamera Igor Jadue-Lillo
Darsteller Martin Freeman, Mos Def, Sam Rockwell, Zooey Deschanel, Bill Nighy, John Malkovich,
Anna Chancellor, Stephen Fry, Alan Rickman, Helen Mirren, Warwick Davis, Simon Jones
Länge 110 Min.

US-Kinostart 29.04.2005
CH-Kinostart
09.06.2005

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 12.5.05
©  Bilder Buena Vista, Screenshots molodezhnaja


 

REVIEW
Ich habe nur sieben Bücher in meinem Leben mehr als einmal gelesen. Fünf davon sind die "Hitchhiker's Guide to the Galaxy"-Trilogie in vier Teilen vom unsterblichen aber leider 2001 verstorbenen Douglas Adams. Ich weiss, sein Stil ist nicht jedermanns Sache, da er quasi auf väterlich-vorwitzige Art direkt mit dem Leser kommuniziert und mehr Wörter und Wortspiele erfindet als Lewis Carroll. Doch alle, denen ich das Buch empfohlen habe, lieben es. Ich natürlich auch. Adams war Sketch-Schreiber und das wird einem bewusst beim Lesen. Es geht weniger um den Plot, nur ein wenig um Charaktere - es geht jedoch um Worte, um Anekdoten und besonders um die kleinen Umwege, die sonst bei einem Roman als "unnötige Nebenhandlungen" abgetan würden. H2G2, wie ich das Buch nun mal der Einfachheit halber nenne, lebt davon. Ohne die Abschweifungen wäre das Ganze nur halb so genial.

Wie verfilmt man das? Etwas, was böse gesagt kaum Handlung hat, was eine episodenhafte Struktur besitzt, kein Ende hat (jedenfalls der erste Teil), primär von Worten lebt und endlose Nebenhandlungen aufweist? Die Antwort lieferte die BBC, die daraus eine TV-Serie machte. Deren Effekte sind grottig, das Erzähltempo teilweise sehr gedrosselt, aber die Serie bekommt den Ton von Adams perfekt hin. Das Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" spricht immer wieder direkt mit den Zuschauern. Das Durchbrechen der Meta-Ebene macht die Serie genauso genial wie das Buch. Und davor die Radioserie. Es ist unter Adams-Freunden auch kein Geheimnis, das jede Inkarnation des Stoffes zur vorhergehenden Änderungen aufweist, oder ihr schlicht widerspricht. Deshalb darf sich ein Film viel erlauben. Doch wie viel?

20 Jahre war er in der Vorbereitung. Adams selbst schrieb ein Drehbuch, Jay Roach war mal als Regisseur vorgesehen, Jim Carrey als Zaphod - doch erst nach Adams Tod 2001 machte Disney Druck, drückte Roach in den Produzenten-Job und heuerte den Werbefilmer Garth Jennings an. Und der präsentiert uns also die bekannte Geschichte von Arthur Dent (Martin Freeman). Der lebt in einem kleinen Haus in England und ist meistens schlecht gelaunt. Besonders an diesem Morgen, als ein paar Bulldozer vor seinem Haus stehen. Sie sollen es abreissen, um eine Umfahrungsstrasse zu bauen. Arthur legt sich vor die Maschinen, als sein Freund Ford Prefect (Mos Def) herbei eilt. Er lenkt die Arbeiter ab und jagt mit Arthur in eine Bar, wo er ihm erzählt, dass er nicht von Guildford kommt. Er ist ein Ausserirdischer vom Betelgeuse-System. Und er weiss, dass die Erde in einigen Minuten von den Vogonen zerstört wird, die Platz für eine intergalaktische Umfahrungsstrasse machen wollen! Als galaktische Anhalter beamen sie sich an Bord eines Schiffs und überleben die Zerstörung der Erde. Doch die Vogonen schleudern sie bald darauf wieder ins All - wo das Raumschiff "Heart of Gold" sie auffängt. Am Steuer sitzt der Präsident der Galaxis, Zaphod Beeplebrox (Sam Rockwell), begleitet von zufriedenen Türen, einem manisch-depressiven Roboter namens Marvin (Alan Rickman / Warwick Davis) und der hübschen Trillian (Zooey Deschanel), die auch von der Erde stammt.

Doch eben, der Plot selbst ist nicht gigantisch. Schon in diesem Abschnitt hat es aber Szenen, die einfach göttlich sind. Die legendär schlechte vogonische Poesie etwa, die Erklärung des Babelfischs, der Beweis für die Nicht-Existenz Gottes, Fords Dialog mit dem Bauführer, die Dialoge mit dem Vogonen, der sie aus dem Schiff schmeisst ... Moment, nein, drei dieser Szenen sind gar nicht im Film. Es ist beängstigend mit welcher Konsequenz die Filmemacher die Rosinen des Buches eliminiert haben. Das ist eines der grössten Probleme. Das andere ist, dass sie nicht einmal die Dialoge hinbekommen. Dass viele Scherze im Film visuell sein müssen und nicht alle sprachlich, das kann ich verstehen. Aber bei Dialogen ist es doch simpel, sie zu übernehmen. Beispiel:

Der Bauführer erklärt, dass die Pläne für den Abriss des Hauses einzusehen waren: "The plans were on display", worauf Arthur antwortet: "On display? I eventually had to go down to the cellar to find them." "That's the display department" "... with a torch..." "Ah, well the lights had probably gone" "... so had the stairs..." "But look, you found the notice, didn't you?" "Yes, yes, I did. It was on display in the bottom of a locked filing cabinet stuck in a disguised lavatory with a sign on the door saying Beware of the Leopard".

Klar, das ist aus dem Zusammenhang gerissen, aber es ist ein schlicht komischer Dialog. Im Film? "But the plans were on display" - ""I eventually had to go down to the cellar to find them." - "But you found the plans, didn't you?" Sorry, aber wer die Dialoge derart kürzt, hat von Adams' Genie wenig verstanden. Es gibt noch dutzende ähnliche Stellen, vor allem am Anfang, wo der Film keine Sekunde still steht, um den Humor einsinken zu lassen. Fords Argumentation mit dem Bauführer geht im Buch im Stile davon, dass er erklärt, man könne davon ausgehen, dass Arthur vor der Baumaschine liegen bleibt. Da man dies ja annehmen kann, macht es sicher nicht aus, wenn Arthur und Ford ins Pub gehen - und bis sie zurück sind, soll sich der Bauführer als Ersatz hinlegen. Im Film verteilt Ford Bier an die Arbeiter. Das geht halt schneller.

Die Filmemacher rasen derart durch die Anfangsphase, dass sie vergessen zu erklären, wozu die Handtücher (immerhin ein Kultobjekt der Bücher) sind oder wieso Arthur Bier trinken muss. Die Kürzungen sind einfach schwer zu schlucken. Ich habe mir immer wieder gesagt "don't panic" - aber es klappte nicht ganz. Auf dem Vogonen-Schiff, wo der Babelfisch erklärt wird, bricht der Guide an der Stelle ab, wo die Menschen Gott erklären, dass es ihn nicht geben darf. In der BBC-Serie läuft die Szene etwa 15 Sekunden. Hatte es dafür keinen Platz mehr?? Es ist einfach zum Heulen, dass einige der besten Passagen geopfert wurden - und dafür Platz für neue Handlungsstränge war. Der Autor hat nämlich versucht, den Plot dramaturgisch stringenter zu machen und mehr Handlung reinzutun - und erreicht damit das Gegenteil durch unnütze, nirgends endende "Plots". Deshalb gibts eine Liebesgeschichte, einen von Douglas Adams ins Drehbuch geschrieben Trip zu John Malkovich und einen zum Vogonen-Planeten sowie eine "Point-of-View"-Gun, deren Idee ebenfalls von Adams ins Skript gekommen sein soll. Alles gut und recht, aber unnötig. H2G2 ist kein linearer Plot, es ist ein Sketch-Plot. Selbst den Teil um die "Ultimative Frage" und ihre legendäre Antwort (42) kriegen die Macher nicht richtig hin: Aus den Wissenschaftern wurden unnötigerweise Kinder, die auf Deep Thoughts Rechnungs-Verzögerung von siebeneinhalb Million Jahren gar nicht gross eingehen. Das so herrlich Python-eske "What, not till next week?" ist genauso weg.

Also was schaffen sie denn? Von dem, was Douglas vorgab, leider zu wenig. Aber die Guide-Einträge sind geil. Stephen Fry, ein alter Freund von Douglas, spricht die bizarrsten Einträge in dem Online-Führer mit herrlicher Nonchalance. Er kommt in der zweiten Hälfte leider kaum mehr vor, aber wenn er kommt, ist er genial. Mos Def ist als Ford Prefect erstaunlich gut. Es gab im Vorfeld Diskussionen über seine Hautfarbe, doch es ist eigentlich egal, welche er hat, wichtiger ist, dass er wie ein intergalaktischer Reisender rüberkommen muss. Das einzige, was im Film mit Ford nicht klappt: Auf Betelgeuse kennt man bekanntlich keinen Sarkasmus - und Arthur ist extrem sarkastisch. Das sorgt für manches Missverständnis im Buch. Nicht im Film.

Ach ja, auch die Anfangssequenz, die mit einer Musical-Nummer auf die Delphin-Episode in einem späteren Buch anspielt, ist witzig. Es hat sowieso recht viele Insider-Gags, die die Fans natürlich amüsieren. Und Hommagen wie einen Auftritt von BBC-Arthur, Simon Jones, als Hologramm und BBC-Marvin in einer Warteschlange. Ach, Marvin. Er ist im Buch und in der Serie die wohl beliebteste Figur. Und obwohl Alan Rickman sich Mühe gibt wirkt er im Film wie eine fade Beigabe. Zu wenig depressiv, zu wenig in der Handlung. Zu unwichtig. Dafür bekommt Zaphod viel Platz, der zu albern gespielt wird von Sam Rockwell - ich mochte die Figur im Buch schon nicht besonders, im Film nervt sie sogar. Und ihre zwei Köpfe, die unter, statt nebeneinander sind, sind richtig missraten.

Martin Freeman ist okay, aber blass im Vergleich zu einem Simon Jones, der eben immer so schön grantig ist. Der einzige, den ich wirklich genial fand im Cast, war Bill Nighy, der den Slartibartfast sein Eigen machte und einfach herrlich amüsiert. Auch die Mäuse sind witzig, der Wal, die Vogonen, die Erschaffung von "Earth, Mark II". Der Film setzt all dies aber eher als Insider-Gags um, denn als echt verdiente Pointen. Oder dann als Slapstick der schrägen Art. Die, die das Buch nicht kennen, werden den Film deshalb als sowas wie Brit-Comedy im All à la "Monty Python light" anschauen und so funktioniert er auch halbwegs. Deshalb drei Sterne. Ich habe auch oft geschmunzelt, manchmal gelacht, manchmal gestaunt. Aber ich war meistens "slightly depressed". Das Material gäbe so viel mehr her. Alleine die Dialoge und die Guide-Einträge, die beide ohne grossen Aufwand in die Handlung rein hätten getan können.

H2G2 ist keine schlechte Sci-Fi-Komödie, aber eine miese Adaption und das stimmt mich traurig. Letztendlich ist es ernüchternd, wenn die Verfilmung eines Lieblingsbuches "mostly harmless" ausfällt. Wo wir gerade dabei sind: "mostly harmless" beschreibt im Guide den Planeten Erde. Nur die zwei Worte, ein witziger Einfall. Aber denkste, die zwei Wörtchen hätten Platz im Film? Pah. Vieles ist drin, eben die pan-dimensional beings, der Gargleblaster, die Jatravartids, die Titelmelodie der BBC-Serie, die Delphine, der (schlecht erklärte) Unwahrscheinlichkeitsantrieb, (der nie gross erklärte) Planet Magrathea, der Wal, das Abwehrsystem, das Ravenous Bugblatter Beast of Traal, vieles - aber nicht genug. Ich will mehr Guide, mehr Adams, mehr Genie, mehr Witz! Als Ersatz dafür gibts unnötige, meist öde Nebenhandlungen. Schade. Ich mag den Film auf gewisse Art. Auf eine andere verabscheue ich ihn, weil er dieses unglaubliche Quellenmaterial derart verhunzt hat. Die drei Sterne können das kaum in Worte fassen - deshalb die lange Kritik. Anschauen? Unbedingt. Er ist funny und hoffentlich greift ihr danach zu den Büchern, wenn ihr sie nicht schon gelesen habt.

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Und für alle, die die Gott-Argumentation doch noch lesen wollen, hier ist sie (ich empfehle auch die BBC-Serie, die die Stelle wunderbar rekonstruiert):

The Babel fish is small, yellow and leech-like, and probably the oddest thing in the Universe. It feeds on brainwave energy recieved not from its own carrier but from those around it, It absorbs all unconscious mental frequencies from this brainwave energy to nourish itself with. the practical upshot of this is that if you stick a Babel fish in your ear you can instantly understand anything said to you in any language.

Now it is such a bizarrely improbable coincidence that anhthing so mind-bogglingly useful could have evolved purely by chance that some thinkers have chosen to see as a final and clinching proof of the non-existence of God. The argument goes like this : "I refuse to prove that I exist", says God, "for proof denies faith, and without faith I am nothing."

"But", says Man, "the Babel fish is a dead giveaway isn't it? It could not have evolved by chance. It proves you exist, and so therefore, by your own arguments, you don't. QED."

"Oh dear", says God, "I hadn't thought of that," and promptly vanishes in a puff of logic.

"Oh that was easy" says Man, and for an encore goes on to prove that black is white and gets himself killed on the next zebra crossing.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com
Roger Ebert (2/4)
James Berardinelli (2½/4)
BBC (4/5)
Slant Magazine (1½/4)

 


 

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