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2013
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Drama
Südkorea 2013
Alternativer Titel 한공주
Regie, Buch Lee Su-jin
Darsteller
Chun Woo-hee, Jung In-sun, Chae So-young, Kwon Bum-taek, Kim So-young, Lee
Yeong-ran, Jo Dae-jee
Zuschauer 225'200
Länge 112 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 11.9.2017
© Bilder Third Window,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Han Gong-ju (Chun Woo-hee) wird gegen ihren Willen an eine neue Schule
transferiert. Lehrer Lee (Jo Dae-jee) bringt das Mädchen bei seiner Mutter (Lee
Yeong-ran) unter, die über den Neuzugang zuerst wenig erfreut ist. In der neuen
Schule bleibt die verschlossene Gong-ju eine Aussenseiterin. Auch die
lebensfrohe Klassenkameradin Eun-hee (Jeong In-seon), die sich mit ihr
anfreunden will, behandelt sie immer mal wieder brüsk. Doch die Liebe zur Musik
schweisst die beiden langsam zusammen. Da wird an der Schule bekannt, waum
Gong-ju versetzt wurde.
REVIEW
Ich habe ein Problem mit dem Film, mehr aber noch
damit, ihn zu besprechen. Denn er basiert teilweise auf einem realen Fall und
diesen Fall anzudeuten, geht als Spoiler durch. "Han Gong-ju" macht ein
Geheimnis drum, was mit seiner Protagonistin nicht stimmt. Und mein Problem ist
eben, dass man recht schnell kapiert, was los ist. Vielleicht hätte die
Enthüllung früher kommen sollen, nicht erst am Schluss, damit man Gong-ju noch
mehr mitfühlen kann, und nicht den Eindruck bekommt, es folge nun eine "grosse
Enthüllung"™.
Doch das schwächt den Film nicht gross, denn die
zauberhafte Hauptdarstellerin Chun Woo-hee, die mysteriöse Frau aus dem Hit
The Wailing, schafft es auch ohne Hintergrundwissen
über ihre Figur, die nötige Empathie aufzubauen. Das grössere Problem ist
also eben meines bei der Besprechung des Films, schliesslich möchte ich nicht
spoilern. Also versuchen wirs erst einmal ohne ...
"Han Gong-ju" ist ein
nuanciertes und einfühlsames Porträt, eines das voll und ganz die Sichtweise
eines Opfers einnimmt, ohne aber eine klassische Opferrolle aufzubauen. Gong-ju
versucht, ihrer Introvertiertheit zum Trotz, ein normales Leben als Teenager zu
führen, Freundschaften aufzubauen, am Schwimmunterricht teilzunehmen, Musik zu
machen. Nur fällt ihr alles schwer, da sie den Zugang zu Menschen nicht mehr
findet und wegen ihrer Traumatisierung oft als forsch rüberkommt.
Regisseur Lee Su-jin, der hiermit ein beachtliches Langfilmdebüt abliefert,
versteht es wunderbar, Leid spürbar zu machen, ohne massiv auf die
Melodrama-Schiene zu kommen. Und das ist nicht selbstverständlich, denn ein
anderer Filmemacher wählte eher jenen Weg - Lee Chang-dong mit
Poetry. Wer jenen Film gesehen hat, kann nun vielleicht
zusammenrechnen, welches Ereignis beiden Filmen zugrunde liegt. Fortan nun also
wohl oder übel ein Spoiler ...
Es handelt sich um eine über Monate
dauernde Massenvergewaltigung, die im Jahr 2004 in Milyang stattfand. Mindestens
41 Schüler missbrauchten damals einige Schuldmädchen und kamen trotz der Schwere
der Tat erstaunlich milde weg. "Poetry" griff dieses Thema aus Sicht der
Grossmutter eines Täters auf. "Han Gong-ju" geht ganz auf die Opferseite und
bringt die Rückblenden eben das traumatisierende Erlebnis ins Spiel. Diese
Rückblenden sind völlig nüchtern eingewoben, am Anfang realisiert man sogar
kaum, dass es sich um Rückblenden handelt.
Doch was damals passiert wird,
legt der Film erst ganz gegen Ende offen, und dann eben auch sehr nüchtern und
distanziert - und nichtsdestotrotz schockierend. Die Jungs sind sich der
Bösartigkeit ihres Tuns anscheinend nicht bewusst. Und auch die Behörden und die
Eltern der Täter suchen (oder Vermuten) Schuld bei den missbrauchten Mädchen.
Damit hält der Film auch einer Gesellschaft den Spiegel vor, die immer zuerst
Schuld bei der Frau sucht (die Klassiker "sie hat sie verführt" oder "sie hat
sich aufreizend gekleidet"). Und einer Gesellschaft, in der Chauvinismus noch
immer seinen traditionellen Platz hat.
Als sozialkritisch oder
gar politisch geht "Han Gong-ju" trotzdem nur schwer durch. Dazu wird das Thema
eben zu spät und zu nonchalant hinzugefügt. Vielmehr handelt es sich bei dem
Film um ein voll menschelndes Drama, ganz fokussiert auf die emotionale,
facettenreiche Hauptfigur. Intimes, sensibles Kino, das trotz seiner
naturalistischen Präsentation einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
EXTERNE LINKS
imdb.com
Hancinema
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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