Regie Im Kwon-taek
Darsteller Ju Seon-tae, Ha Myeong-jung, Han Hye-suk, Choi Nam-hyeon, Kim Shin-jae

Länge 108 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

Humor	Spannung	Action	Gefühl	Anspruch	Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 27.3.2013
©  Bilder Korean Film Archive, Screenshots molodezhnaja

STORY
Während der japanischen Besatzung der koreanischen Halbinsel ordnen die neuen Machthaber an, dass koreanische Familien ihren Nachnamen ändern müssen: damit er japanischer klingt. Der traditionsbewusste Sul Jin-young (Ju Seon-tae) weigert sich, dieser Anordnung Folge zu leisten. Also schicken die Japaner den jungen Beamten Tani (Ha Myeong-jung) in das Dorf bei Suwon, um Sul umzustimmen. Doch schon bald gerät Tani in einen Konflikt zwischen seiner Pflicht - und dem Respekt für den stolzen Sul und seine Tochter Ok-sun (Han Hye-suk). Die beiden wollen nämlich auf keinen Fall ihr über 700 Jahre gewonnenes Ansehen und ihre Traditionen opfern, die sich in ihrem Namen widerspiegeln.

REVIEW
Die Zeit der japanischen Besatzung bot schon vielen koreanischen Filmemachern Stoff für Dramen und gesellschaftskritische Historienfilme. Regisseur Im Kwon-taek holt das Ganze auf eine selten beleuchtete Ebene, indem er den Versuch der Ausmerzung der koreanischen Kultur ins Zentrum rückt. Nicht über Kunstdiebstahl oder dem Abmurksen von Führungspersonen, sondern über etwas auf den ersten Blick Banales: die Änderung des Namens. Stärker noch als im Westen ist jedoch in Korea alle Vergangenheit mit dem Namen verknüpft. Tradition und Ehre, welche die Vorfahren angesammelt haben. Eine Umbenennung käme also einem Frevel gleich - und dem Verlust der Identität (freilich genau das, was die Japaner vorhatten).

Im erzählt also eine sehr patriotische Geschichte, zeichnet die Japaner primär als böse und lässt Koreaner als Inbegriff von Traditionsbewusstsein und Tugendhaftigkeit erscheinen. Das macht "Genealogy" etwas schematisch. Aber Ims Story ist zu kraftvoll und seine Inszenierung zu überzeugend, um den Film einfach als plump abzutun. Und so offenbaren sich immer spannendere Facetten. Sols Verpflichtung den Traditionen gegenüber erscheint bisweilen verbissen, während um ihn herum die Welt sich modernisiert. Sein patriarchalisches System, in dem die Frauen unterwürfig sind und beim Reden stets nach unten schauen, seine Werte mit vollem Fokus auf Ehre und Vergangenheit: das alles ist im Bröckeln - nicht nur, weil die Japaner da sind.

Im Kwon-taek ist sicher nicht der Mann, der alles Moderne verteufelt und alles Althergebrachte vorbehaltlos in den Himmel hievt, aber er bringt diese alternative Deutung durchaus ins Spiel. Im Zentrum stehen dennoch die beiden Männer: Sul und Tani. Ersterer ist die tragische Figur, ein stolzer Mann, der auf keinen Fall nachgeben will, aber auch seine Familie nicht in Gefahr bringen möchte. Dass dieses Dilemma nicht in einem Happy End münden kann, ist schnell klar. Tani auf der anderen Seite macht den Wandel durch, ist die Figur im Film, die den Lernprozess absolviert, die Kultur schätzen lernt und sich dadurch gegen die Willkür seiner japanischen Vorgesetzten wehrt.

Die Schauspieler Ju Seon-tae und Ha Myeong-jung (der später auch als Regisseur arbeitete) verkörpern dieses Personal kraftvoll, aber unaufgeregt, unterstützt von ebenso überzeugenden Co-Stars. Doch es ist Im Kwon-taek, die dem Ganzen richtig Grösse verleiht. Edle Bildkompositionen verwöhnen das Auge, Szenen im Haus der Suls sind geprägt von klassischen Motiven, Schriftzeichen und Büchern. Sie strahlen Kultur aus, während das japanische Beamtenbüro unpersönlicher und abweisender Natur ist. Form und Inhalt also geglückt: Das macht "Genealogy" zu einem der besten Werke Ims aus jener Zeit Ende der 70er, als er seinen Stil fand und sich dem anspruchsvollen Kino zuwandte.

MEINE DVD
Südkorea, Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Koreanisch mono mit englischen und koreanischen Untertiteln

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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 12, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2

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