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Historienfilm. CH/D
Alternativer Titel Trilogie 1848: Der Galgensteiger
Regie Xavier
Koller
Drehbuch André Kaminski, Xavier Koller
Produktion Bernard Lang
Musik Hardy Hepp
Kamera Hans Liechti
Schnitt Fee Liechti
Darsteller Hilmar Thate, Angelica Domröse, Mathias Gnädinger, Heinz
Bühlmann,
Günter Lamprecht, Hans Heinz Moser, Paul Müller, Sigfrit Steiner,
César Keiser
Länge 103 Min.
Kinostart 1979
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 21.6.2019
© Bilder SRF,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Am 31. März 1845 ziehen liberale Freischärler aus allen Teilen
der Eidgenossenschaft gegen Luzern, dem Machtzentrum der Konservativen und
Wirkungszentrum der ertkatholischen Jesuiten. Der Zug scheitert und es gelingt
den Luzernen, den einheimischen liberalen Arzt und Politiker Robert Steiger
(Hilmar Thate) zu verhaften. Der konservative Führer Leu (Hans Heinz Moser)
strengt einen Prozess an, bei dem Steiger denn auch wegen Hochverrats zum Tode
verurteilt wird. Liberale Politiker aus dem Rest der Schweiz aber auch Steigers
Frau (Angelica Domröse) versuchen alles, um ihn freizubekommen.
REVIEW
Zum 150-jährigen Jubiläum des europäischen
Revolutionsjahres 1848 schlossen sich die drei Fernsehanstalten ZDF, ORF und DRS
für ein Projekt zusammen: Aus jedem der drei Länder soll ein Film rund um die
Revolutionen und Staatsgründungen entstehen. Für Österreich ging Reinhard
Schwabenitzky mit "Feuer!" an den Start, die Deutschen steuerten "Die
Pauluskirche" bei und die Schweizer wiederum offerierten den Fernsehzuschauern
"Der Galgensteiger".
Unter der Regie des späteren Oscarpreisträgers
Xavier Koller erzählt "Der Galgensteiger" die Geschichte der Jahre 1845-48, die
in der Schweiz vom Konflikt der liberalen und konservativen Kräfte geprägt
waren, und zum Sonderbundskrieg führten, aus dem der moderne Schweizer Staat
hervorging. Im Fokus steht dabei der liberale Luzerner Armenarzt Robert Steiger
(1801-61), doch der Film gibt ihm wenig Hintergrundgeschichte, vielmehr bietet
er Einblicke in allerlei andere Szenarien: Gerichtsäle, Zeitungsredaktionen,
Märkte, Stammtische.
So sollte ein breites Bild jener Schicksalsjahre
entstehen. Der Nebeneffekt dessen ist jedoch eine starke Fragmentierung. Von
"Pfefferweibern" bis Politikern verbringt man nie genug Zeit mit den Figuren und
es entsteht dementsprechend kaum Bindung. Auch inszenatorisch wirkt alles etwas
bruchstückhaft und ein wenig plump, von der bisweilen unnatürlichen Klangkulisse
bis zum holprigen Schnitt. Die Schauspieler sind nicht übel, dürfen sich aber
vor allem mit Politparolen herumschlagen. Und warum ostdeutsche Stars wie Hilmar
Thate und Angelica Domröse die Hauptrollen verkörpern musste, wird auch nicht
richtig klar. Ein kleines Highlight ist immerhin der Soundtrack von Musiker
Hardy Hepp, der zwischen volkstümlich, rockig und atmosphärisch pendelt.
"Der Galgensteiger" wirkt so mehr wie Schulfernsehen: Historische Bildung in
Form einer etwas biederen Rekonstruktion. Dabei ist das Thema fraglos spannend
und lehrreich, auch heute noch. Dass der Film die Seite der liberalen
Siegerkantone einnimmt, ist nicht überraschend, schliesslich ging aus dem
Sonderbundskrieg die heutige Schweiz hervor. Angesichts der Aggression der
liberalen Freischärler handelte es sich technisch um einen Verteidigungskrieg,
doch so richtig will man die konservative Opferkarte nicht gezückt sehen: Die
rückschrittlichen Ideen der Sonderbündler standen im Gegensatz zur Entwicklung
in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, und ihre Aktionen, vor allem die
Unterstützung der ultrakonservativen Jesuiten, ein gewollter Provokationsakt.
Nicht zuletzt übernahm nach der Ermordung des Bauernführers Josef Leu 1845
Constantin Siegwart-Müller die Macht und betrieb aktive Kriegsvorbereitungen.
Der Film lässt sich indes nicht gross auf die feineren politischen
Diskussionen ein und hakt am Ende den eigentlichen Krieg sehr schnell ab. Doch
immerhin taucht er in diese komplexe Zeit ein, in der Religion und Staatswesen,
Volk und Oligarchie, Arbeiter und Industrielle, Bauernkantone und
Industriekantone in komplexer Wechselwirkung standen. Dass dies nach einem
vergleichsweise kurzen Krieg in ziemlich stabiler Weise in einen Staat überführt
werden konnte, ist vielleicht bis heute eines der grösseren Wunder in der
eidgenössischen Geschichte. Eines, das mindestens so viel patriotisch
Feierlichkeiten verdient hätte wie deutlich mythischere Angelegenheiten à la
1291 oder Schlachten bei Sempach und Morgarten.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
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