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Historienfilm. Deutschland
1937
Alternativer Titel Fridericus - Der alte Fritz
Regie Johannes Meyer
Drehbuch Walter von Molo, Erich Kröhnke nach dem Roman von Walter von
Molo
Produktion Syndikat-Film Gmbh
Musik Marc Roland
Kamera Bruno Mondi
Schnitt Fritz C. Mauch
Darsteller Otto Gebühr, Hilde Körber, Lil Dagover, Agnes Straub, Käthe
Haack, Bernhard Minetti
Länge 98 Min.
Kinostart 8. Februar 1937
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 15.11.09
© Bilder Universumfilm,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Seit Jahrzehnten verhindern die Grossmächte die Expansion
des aufstrebenden Preussen. Mit dem Siebenjährigen Krieg wollen Frankreich,
Österreich und Russland den Preussen das eroberte Schlesien wieder abnehmen.
Anfang der 1760er-Jahre sind die Truppen von König Friedrich
(Otto Gebühr)
nahezu geschlagen. Mit Hilfe des Verschwörers Graf Wallis (Bernhard Minetti)
hecken die Franzosen einen Plan aus, um Friedrich gefangen zu nehmen. Die
Intrige scheitert, aber nun erobert die russische Zarin Elisabeth (Agnes Straub)
die Hauptstadt Berlin. Friedrich mobilisiert die letzten Kräfte für eine blutige
Rückeroberung.
REVIEW
Als erster Film über Preussenkönig Friedrich den
Grossen (1712-1786) entstand "Fridericus Rex" nach dem Ersten Weltkrieg als
reiner Propagandafilm für die Wiedereinsetzung der Monarchie. Daraus entwickelte
sich erst ein Vierteiler und später eine profitable Filmreihe, die von immer
neuen Studios aber mit den immergleichen Motiven abgedreht wurde - bis
ins Kriegsjahr 1942. Star war fast immer Otto Gebühr und unter den Regisseuren
lesen sich Namen wie Carl Froelich ("Mädchen in Unifurm") und Veit Harlan ("Jud
Süss"), beides nazitreue Filmemacher. Denn zum Ende hin war die als
präfaschistisch eingestufte "Fridericus Rex"-Reihe längst zum Spiegelbild der
Grossmachtgelüste des neuen Regimes mutiert.
Sechzehn Jahre nach dem ersten Film und vier Jahre nach Hitlers Wahlsieg erschien mit "Fridericus - Der alte Fritz" die 14. Produktion in der Reihe, wie immer basierend auf einem Roman des deutschnationales Schreibers Walter von Molo. Schon der Einleitungstext liest sich wie ein Lebensraum-Manifest: "Eingekreist von den erbeingesessenen Grossmächten Europas ringt das aufstrebende Preussen seit Jahrzehnten um sein Lebensrecht." Das baut klar auf dem von Friedrich Ratzel im 19. Jahrhundert initiierten und von den Nationalsozialisten instrumentalisierten Expansionsdogma auf, was selbst beim Filmstart dem Publikum nicht entgangen sein dürfte.
Was danach folgt, ist inhaltlich weniger brisant - als vielmehr fad. Friedrich, durchaus imposant verkörpert von Otto Gebühr (1877-1954), wird als perfekter Herrscher zelebriert, gleichzeitig volksnah und doch gebildet, versiert in der Diplomatie und als Feldherr, wohlwollend gegenüber den Armen und abweisend gegenüber den Reichen und Gottesdienern. Kurz: der ultimative Führer. Laut Filmkritiker und Soziologe Siegfried Kracauer war es der "König, der womöglich alle früheren Friedriche in seiner Ähnlichkeit zu Hitler übertraf". In der Tat ist der Führerkult schwer zu übersehen, wenngleich Gebühr um einiges sympathischer agiert als es sein kriegstreiberisches Alter Ego Hitler tat, sogar wenn er Sätze herausposaunt, wie "Ich muss Preussens Geschichte mit Blut schreiben".
Die anderen Schauspieler gehen in dieser Ein-Mann-Show beinahe vergessen, selbst Superstar Lil Dagover erscheint als Marquise de Pompadour marginal, höchstens Bernhard Minetti (als schmieriger Intrigant) und Agnes Straub (als Zarin) dürfen mit Gusto aufspielen. Nichts soll letztendlich der Glorifizierung des alten Fritz im Wege stehen, der (Filmzitat) für den Frieden Krieg führt. Und damit diese zumeist fragwürdigen Ideen dem Publikum noch angenehmer ins Gehirn dringen, ist "Fridericus" stattlich nach allen Regeln des Historienfilms inszeniert. Johannes Meyer, der 1934 seinen ersten Film für die Nazis drehte und sich während des Krieges primär mit Unterhaltungsfilmen durchschlug, setzt auf Kostüme und prunkvolle Ausstattung.
Wenn das Ganze doch nur spannender wäre. Das Geplänkel am Hof ödet weitgehend an. Friedrichs Kriegstaktik ist wenig prickelnd. Und seine langwierigen Monologe zum Zustand seines Reichs sind geprägt von fragwürdigem Pathos. Selbst 1937 dürfte all das als ziemlich steif empfunden worden sein und aus heutiger Sicht gilt dies gleich doppelt. Interessant wird das Werk primär durch seinen historischen Kontext, als Film einer Zeit, in der das rückblickend als präfaschistisch eingestufte Kino in das nationalsozialistische Propagandakino überging. Blendet man diese Einbettung aus, ist "Fridericus" nicht mehr als ein biederes Ausstattungsstück, solide primär in seiner Machart und seiner Besetzung. Der beste Satz? Als Wallis Fritz vorwirft, er sei ein Besserwisser, retourniert dieser: "Das ist eine Nationalkrankheit der Deutschen". Im Sinne schweizerisch-deutscher Freundschaft verkneife ich mir lieber einen Kommentar.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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