Eternal Sunshine of the Spotless Mind (2004)

US-Start: August 2004 (DVD)
CH-Start: 12.8. 2004 (Kino)


Regie: Michel Gondry
Buch: Charlie Kaufman nach einer Story von Charlie Kaufman, Michel Gondry und Pierre Bismuth
Produktion: Anthony Bregman, Steve Golin
Kamera: Ellen Kuras
Musik: Jon Brion
Cast: Jim Carrey, Kate Winslet, Kirsten Dunst, Mark Ruffalo, Elijah Wood, Tom Wilkinson, Jane Adams, David Cross
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 3½/4 ...
has an emotional center, and that's what makes it work.
James Berardinelli (USA) 3½/4 ... manages to convey romance without forcing the mind to shift into neutral

 

Review:
21.6.04

"Eternal Sunshine of the Spotless Mind" ist ein wunderbarer Film. So romantisch und doch so bizarr, so lebensnah und doch so irr. Eindeutig das Werk von Charlie Kaufman. Dies ist sein bisher bestes Drehbuch. Ich mochte Adaptation. und "Being John Malkovich", doch "Eternal" bietet mehr, bewegt mehr und erreicht mehr. Jim Carrey spielt die Hauptrolle des schüchternen Joel, der sich eines unscheinbaren Tages am Strand in die impulsive Clementine (Kate Winslet) kennenlernt. Die beiden haben Mühe, sich näherzukommen, weil sie so unterschiedlich sind, doch es macht dennoch klick. Was die zwei nicht wissen: sie kannten sich schon zuvor! Wie bei einem Kaufman-Film üblich ist die Geschichte nicht linear erzählt und so erfahren wir wie auch die Protaonisten erst später, dass Joel und Clementine ein Paar waren. Sie haben sich jedoch auseinandergelebt. Deshalb beschloss Clementine, sich bei Dr. Howard Mierzwiak (Tom Wilkinson) und seiner Firma Lacuna (www.lacunainc.com) zu melden. Die Firma löscht Erinnerungen! Und als Joel erfuhr, dass Clementine ihn "ausradieren" liess, bat er Howard, ihn auch von allen Erinnerungen an Clementine zu befreien.

Die Handlung ist wirklich verzwickt und bietet ein paar Twists. Dazu kommt die Sci-Fi-Idee der Gedächtnis-Eliminierung ("technically speaking, the procedure is brain damage"). Und einige surreale Szenen, die sich abspielen, als Joels Gedanken gelöscht werden. Doch all dieses Absurde und Bizarre passiert nur, um die Liebe der beiden zu beschreiben. Das gibt dem Film seinen emotionalen Kern und seine Kraft. Der Anfang mit dem subtilen Antasten der beiden, ist bereits herrlich. Kate Winslet ist besonders gut als draufgängerische, etwas forsche, junge Frau. Carrey überzeugt ebenfalls in einer Rolle zwischen Tragödie und Slapstick. Dann kommen die besten Szenen, eben die, in denen Joels Gedanken gelöscht werden. Quasi im Rückwärtsgang erleben wir so die Beziehung der beiden. Wieso sie sich trennten, wie sie stritten, wie sie sich auseinanderlebten. Doch je weiter der Film voranschreitet, desto romantischer werden die Ereignisse. Umso schöner die Erinnerungen. Und Joel weiss plötzlich nicht mehr, ob er dies wirklich löschen will. In ganz absurden Momenten will er Clementine aus seinen Gedanken "entführen", damit sie nicht gelöscht wird. Einmal wollen sie sich in einer "peinlichen Erinnerung" verstecken. Plötzlich liegt Joel im Bett beim Masturbieren, als seine Mutter hineinkommt. Clementine liegt bei dieser Jugenderinnerung lachend neben ihm. Ein grotesker Gedanke. Der Film ist voll mit solchen Momenten, einer schöner als der andere, einer ideenreicher als der letzte.

Und während sich diese Clementine-Joel-Story abspielt, erfahren wir mehr über die Lacuna-Mitarbeiter, amüsant gespielt von Wilkinson, Mark Ruffalo, Kirsten Dunst und Elijah Wood. Doch gegen Ende hin wird deutlich, welche Fragen Kaufman alle aufgeworfen hat. Soll man schlechte Erinnerungen löschen oder machen auch die einen als Person aus? Sind wir nicht sogar nichts anderes als eine Ansammlung von Erinnerungen? Was ist Liebe? Was passiert mit Liebe? Und die schlussendlich beste Frage: Wenn wir wüssten, wie wir uns auseinanderleben, würden wir eine Beziehung dennoch nochmals starten? Die letzte Frage resultiert in den schönsten Momenten den Film. Eine ergreifende Szene zeigt Clementine in Joels Wohnung. Er hört das Tape, auf dem er begründet, wieso er Clementine löschen liess. Sie hört mit und als er sagt, sie schlafe ständig mit Männern, damit sie jemandem nahe ist, meint sie etwas verloren "that's not me. I don't do that". Wer hat recht? Hat er einen wunden Punkt getroffen? Kennt man die Person, die man liebt, überhaupt? Fragen über Fragen, die "Eternal Sunshine of a Splotless Mind" (der Titel basiert auf einem Alexander-Pope-Gedicht) so intellektuell stimulierend machen. Doch das gilt für alle Kaufman-Bücher. Diesmal ist aber nicht nur das Hirn im Hochbetrieb, sondern auch das Herz. Ich habe mehrfach gelesen, die kryptische Inszenierung sabotiere die Romantik, doch das empfinde ich nicht so. Es ist die Ballance, die es ausmacht: Hirn + Herz = Superfilm.

Regisseur Michel Gondry verfilmte zuvor bereits mit "Human Nature" eine Kaufman-Story, fühlt sich in dessen Welt also zuhause. Das erlaubt ihm, mit visuellen Tricks und hervorragenden Akteuren eine schräge Welt aufzubauen, die doch real wirkt, weil ihre Emotionen so echt sind. Kate und Jim sind fantastisch, was mich noch näher an den Film kettete. Ich liebe diese beiden Personen, ihr Schicksal ergreift mich. Kein leichter Film, aber einer, den man nicht so schnell vergessen will. Da schliesst sich der Kreis ...



page created: 21.6.04  ~  last updated 21.6.04

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© text molodezhnaja / fotos Focus Features

 

 

 

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