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Historienfilm. Deutschland 1942
Alternativer Titel
Schicksalswende; Wilhelm II und Bismarck

Regie Wolfgang Liebeneiner
Drehbuch
Curt Johannes Braun, Felix von Eckardt
Produktion
Emil Jannings
Musik Herbert Windt

Kamera
Fritz Arno Wagner
Schnitt Martha Dübber

Darsteller
Emil Jannings, Theodor Loos, Werner Hinz, Carl Ludwig Diehl, Werner Krauss,
Otto Graf, Paul Hoffmann, Paul Bildt, Christian Kayssler, Fritz Kampers, O.E. Hasse
Länge
99 Min. (Schicksalswende-Cut)

Kinostart 1942

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 19.10.10
©  Bilder Koch Media, Screenshots molodezhnaja


STORY
1888 stirbt der alte Kaiser Wilhelm I (Theodor Loos), kurz darauf folgt ihm sein krebskranker Sohn Friedrich III (Karl Ludwig Diehl). Daher kommt der 29-jährige Enkel, Wilhelm II (Werner Hinz) auf den Thron. Der übernimmt auch den altgedienten Reichskanzler Bismarck (Emil Jannings) und verkündet: "Lieber lass ich mir jedes Glied einzeln abhacken, als dass ich mich jemals von ihnen trenne". Bismarcks wichtigste Aufgaben sind es, den russischen Zaren zu besänftigen und die aufrührerischen Sozialisten im eigenen Land zu bekämpfen. Doch machthungrige Monarchisten beginnen, gegen Bismarck zu intrigieren und einen Keil zwischen den Kanzler und den König zu treiben.

 

REVIEW
Dass ein Film aus der Nazizeit Otto von Bismarck (1815-1898) zum Helden macht, ist kurios: Schliesslich passen Hitlers expansionistischen Ideen etwas mehr zum imperialistischen Gedankengut von Wilhelm II, dessen Fehlkalkulationen das Deutsche Reich in den Ersten Weltkrieg manövrierte. "Staatseiniger" Bismarck hat dagegen zeitlebens versucht, mit seinem komplexen Bündnissystem eine Quasi-Stabilität in Europa herbeizuführen und dafür innenpolitisch durchaus mit harten Bandagen gekämpft. 

Doch dass die Nazis unzimperlich mit historischen Figuren umgingen, ist nicht neu - der gute alte Preussenkönig Friedrich II wurde ja in Filmen wie Der grosse König regelrecht zum Proto-Nazi erklärt, der den Kampf der armen Deutschen für mehr Land einläutete. Bismarck wird in "Die Entlassung" ebenfalls zu einem Nazi-konformen Politiker, einem sozial denkenden Landesvater, der sich mit Bonzen und Monarchisten anlegte. Zu viele Parallelen zwischen Hitler und diesem Film-Bismarck zu suchen, ist müssig, man kann das Hineinlesen auch übertreiben - schliesslich bekommt auch Wilhelm II hier Sympathien. Doch der Film macht keinen Hehl daraus, in welcher Zeit er entstanden ist.

Reden vom unvermeintlichen Krieg gegen Russland, Sticheleien gegen Frankreich und England, Lobpreisungen der deutschen Truppenstärke - das alles mag im historischen Kontext durchaus korrekt sein, doch wirkt im Umfeld des Zweiten Weltkriegs wie propagandistisches Säbelrasseln. "Einen deutschen Staatsozialismus müssen wir anstreben. Von oben her, nicht von der Strasse" verkündet Bismarck vielsagend. Man kann den Film daher schlicht nicht von der Weltpolitik anno 1942 trennen. Tut man es doch, dann bleibt ein ziemlich lasches Historienfilmchen.

Regisseur Wolfgang Liebeneiner (1905-1987), der während dem Krieg der regimetreuen UFA vorstand und auch nach Hitlers Ende noch viele Jahrzehnte lang Filme drehen durfte, inszeniert mit wenig Flair und wenig Drive. Was er aber gut hinbekommt, ist das intrigante Treiben des späten 19. Jahrhunderts, in dem Interessen von Royalisten, Sozialisten, Republikanern, Kriegstreibern und weiss der Kuckuck was aufeinandertreffen. Nichts davon darf man freilich auf die historische Waagschale legen, aber die Stimmung, die stimmt. Auch den Hauptdarsteller castete Liebeneiner perfekt, mit Superstar Emil Jannings (1884-1950) kann man schliesslich nicht falsch liegen. 

Der damals nazitreue Schauspieler trat hier in seiner drittletzten Rolle auf und wirkt ebenso herrscherisch wie volksnah. Eine überzeugende Leistung, die sich jedoch nicht mit den besten Parts in Jannings Kanon messen kann. Gegen Ende scheint es aber so, als wolle Liebeneiner nicht zu viele Sympathien für dem alten Mann aufbauen: Dann wird Wilhelm II als Vorantreiber, als Erlöser gefeiert, der mit dem ganzen Bündniszeug aufräumt. Und da ist dann wohl auch die Lösung des Eingangs erwähnten Rätsels: "Die Entlassung" ist zwar primär eine Lobpreisung Bismarcks, aber greift Wilhelm I nicht an. Deutschland hat eben Führer, auf die es stolz sein kann, so die Aussage.

PS: Auf DVD erhältlich ist freilich nur die von der FSK leicht zurechtgeschnittene Fassung "Schicksalswende", in welcher der Vorspann sowie die Bismark'sche Schlussrede fehlen. Das soll den Film "entnazifizieren", ein Unterfangen, das wenig bringt und stattdessen den Film nur noch holpriger macht.

 

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amazon.de (Liefert aus D)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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