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Sci-Fi-Film. USA
Alternativer Titel Dune - Der Wüstenplanet
Regie
David Lynch
Drehbuch
David Lynch nach dem Roman von Frank Herbert
Produktion Raffaella De Laurentiis
Kamera Freddie Francis
Musik Toto, Brian Eno
Schnitt Antony Gibbs
Darsteller
Kyle MacLachlan, Francesca Annis, Everett McGill, Kenneth McMillan,
Sting, Max von Sydow, Jose Ferrer, Siân Phillips, Virginia Madsen, Patrick
Stewart,
Sean Young, Jürgen Prochnow, Brad Dourif, Linda Hunt, Richard Jordan,
Freddie Jones, Jack Nance, Dean Stockwell, Alicia Witt
Länge 131 Min.
Kinostart 1984
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 25.7.2011
© Bilder Universal,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Im Jahr 10'191 wird das bekannte Universum vom Padishah-Imperator Shaddam
Corrino IV (Jose Ferrer) vom Planeten Kaitan aus regiert. Seine Macht kann er
nur mit Hilfe der Raumfahrer-Gilde ausüben, deren mutierte Wesen den Raum falten
können, und so interstellares Reisen möglich machen. Die Gilde braucht dafür
Spice, das lediglich auf dem Wüstenplaneten Arakis zu finden ist. Um den
Planeten besser unter Kontrolle zu haben, heckt der Imperator mit Baron
Harkonnen (Kenneth McMillan) vom Planeten Giedi Prime einen Plan aus, der zwei
Fliegen mit einer Klappe schlägt: Das beliebte und daher unbequem gewordene Haus
Atreides vom Planeten Caladan soll die Leitung von Arakis unternehmen. Dort
wären sie den Armeen von Haus Harkonnen ausgeliefert, König Leto Atreides
(Jürgen Prochnow) könnte ausgeschaltet werden. Dank einem Verräter in den Reihen
der Atreides gelingt der Plan, der König ist tot. Doch sein Sohn Paul (Kyle
MacLachlan) entkommt mit seiner Mutter Lady Jessica (Francesca Annis) in die
endlose Wüste. Die Flüchtigen werden von den Eingeborenen aufgenommen, den
Fremen. Das Wüstenvolk weiht die Neuankömmlinge in ihre Geheimnisse ein - und
plant unter Führung von Paul, der den Beinamen Muad'Dib angenommen hat, den
Aufstand.
REVIEW
Von nahezu allen gehasst, an den Kinokassen
gefloppt, von Kritikern gescholten und vom eigenen Regisseur abgekanzelt: David
Lynchs "Dune" ist ein Werk, das viele Menschen auf diesem Planeten gerne aus der
Erinnerung streichen würden - vielleicht sogar auf anderen Welten noch dazu.
Doch seit ich ihn das erste Mal gesehen habe, fühle ich mich auf bizarre Weise
fasziniert von diesem vermeintlichen Desaster. Das Buch habe ich erst später
gelesen, und habe es geliebt. Der Film indes ist etwas anderes. Zutiefst
schizophren, viel zu wirr, höchst fiebrig, produktionstechnisch ruiniert sogar.
Aber einzigartige Erlebnisse wie diese gibt es viel zu selten.
Vor Lynch waren schon einige renommierte Macher glorios am Projekt gescheitert,
etwa David Lean, Alejandro Jodorowsky und Ridley Scott. Jodorowsky kam am
weitesten, mit involvierten Künstlern wie Salvador Dalí, Orson Welles, Pink
Floyd, Moebius, H. R. Giger, Dan O’Bannon und Mick Jagger! Als jenes Vorhaben
implodierte und nahezu alle seine Mitstreiter verstört zurückliess, übergab
Produzententochter Raffaella De Laurentiis den Job an David Lynch - obwohl der
sich weder für Sci-Fi interessierte, noch das Buch je gelesen hat! Sein siebter
Drehbuchentwurf wurde verfilmt, komplett in Mexiko, mit einem Budget von
40 Millionen Dollar.
Was danach kam: Die Produzenten zwangen Lynch, seine Pläne eines dreistündigen
Films zugunsten eines zweistündigen aufzugeben. Etliche Szenen wurden entfernt,
Voice-Over eingebaut. Eine längere Fassung gab es nie - auch wenn fürs TV etwas
zusammenmontiert wurde. Lynch lehnte nämlich einen Director’s Cut ab, wollte nie
wieder etwas mit "Dune" zu tun haben und redet in Interviews nicht über den
Film. Man kann es ihm nicht verübeln, obwohl nicht wenige Sci-Fi-Fans sich
danach sehnen, seine komplette Vision präsentiert zu bekommen - weniger wirr
dank weniger Story-Zusammenfassungen. Schliesslich hatte Lynch die Vorgabe, ein
episches Buch auf zwei Stunden einzudampfen, da steht "fail" von Anfang an
drauf. Was er dennoch hinbekam, ist erstaunlich.
Von der ersten Minute an, wenn lange (aber eigentlich recht klar) die Lage im
Universum erklärt wird, fühlt sich der Film an wie eine Trance. Die sphärische
Musik von Toto (der beste Track ist nicht das Titelstück, sondern "Big Battle") und Brian Eno erzeugen mit den Bildern einen Schwebezustand, der
noch verstärkt wird, weil alle Charaktere zu flüstern scheinen oder eben sogar
ihre Gedanken mitteilen. Diese Fiebertraum-Atmosphäre hält die ganze Laufzeit
über an und macht alleine schon einen Grossteil der Faszination aus. Dazu kommen
die Tricks von Kit West und Barry Nolan sowie Kreaturen von "E.T."-Designer
Carlo Rambaldi. Einige Effekte wie das Schutzschild beim Zweikampf, sind immens
angegraut, andere hingegen überzeugen immer noch - vor allem die legendären
Riesenwürmer von Arakis. Die sind majestätisch, ihr Erscheinen jedes Mal ein Akt
von Überwältigung.
Weniger majestätisch, aber überzeugend wuseln die Schauspieler durch ihre oft
bizarren Rollen. Der junge Lynch-Liebling Kyle MacLachlan wächst bestens in den
Part, und wenn er vor dem Fremen propagiert, man müsse die Spice-Produktion
vernichten, dann hat er sich die Autorität fast schon erarbeitet. Francesca
Annis ist Eleganz pur, Max von Sydow und Jürgen Prochnow strahlen Würde aus. Die
Liste an Stars ist beeindruckend. Heraus stechen sicher auch Kenneth McMillan
als gnadenlos chargierender Bösewicht und Sting als sein heisser Neffe. Deren
Adels-Haus hatte beim Release denn auch mit einigen Vorwürfen zu kämpfen.
Während die Atreides nämlich ein erfülltes heterosexuelles Leben führen, werden
die Harkonnens als schwul gezeichnet, vor allem der Baron selbst. Mit Lust auf
Körper und Seele junger Männer, überzogen mit einem Ausschlag, der damals ein
paar Bezüge an AIDS aufkommen liess. Der Filmkritiker Robin Wood bezeichnete
"Dune" deswegen als "den obszönst homophoben Film", den er je gesehen hat.
Allerdings lässt sich nicht erhärtend feststellen, dass der Baron schwul ist: Er
fällt über einen Jüngling her, er lüstert seinem knackigen Neffen nach, aber man
kann sich vorstellen, er würde es auch bei einer jungen Frau tun - es geht ihm
mehr um die Lust der Macht, die Kontrolle des jungen Fleisches, näher am
Sadismus als an einer homo- oder heterosexuellen Ausrichtung. Er als Inbegriff
des Hässlichens giert nach Schönheit und will sie im gleichen Atemzug dominieren
oder ausmerzen. Das macht diesen Baron so famos.
In "Dune" ist eh niemand immens sympathisch. Selbst Paul wirkt zu distanziert
und abgehoben, das kann er sich leisten, schliesslich ist er der Messias. Die
Atreides kommen etwas arrogant herüber, die Fremen verschlossen und
sektiererisch, der Imperator intrigant, die Bene Gesserit sowieso. Jeder hier
kämpft in einem Universum, in dem Machtspiele zum Alltag gehören,
Verdächtigungen auch. Also kann man höchstens einen unterschiedlichen Grad der
Sympathie aufbauen. Und so am Ende doch mitfiebern, wenn es darum geht,
mit geballter Kraft die Schurken auszuschalten.
Wer weit ins Detail geht, der findet unzählige Probleme. Warum etwa der
Wüstenanzug den Kopf nicht bedeckt - unlogisch, aber halt cineastisch bedingt.
Die rasanten emotionalen Entwicklungen, etwa Paul, der nach einer Szene mit Sean
Young schon proklamiert "ich liebe dich". Die vielen visuell wenig ansprechenden
Nachtszenen. Die unzähligen Namen und Aliase, von denen es alleine schon Paul
auf ein halbes Dutzend zu bringen scheint. Und nicht zuletzt die vielen
Änderungen zu Herberts gloriosem Buch, das eigentlich keine gebraucht hätte. Es
lohnt sich hier aber nicht, sich auf kleine Sachen zu versteifen, vielmehr muss
man sich einnehmen lassen von diesem ununterbrochenen Bombardement von Bizarrem,
Beeindruckendem und Betörendem.
Mir kam "Dune" auch nach dem wiederholten Anschauen nicht langweilig vor, ja
nicht einmal besonders wirr. Klar könnte man näher an der Vorlage bleiben. Klar
sollte der Film doppelt so lang sein. Doch ich bin froh, gibt es ihn
überhaupt. Das hindert mich dennoch nicht daran, "Dune" ganz weit oben auf
die Liste der Remake-würdigen Filme zu setzen. Er gehört neu verfilmt von einem
visionären Regisseur, der auch die Macht hat, sich gegen Produzenten
durchzusetzen. Werkgetreu, episch, facettenreich. Es steckt so viel drin in
diesem Stoff, Lynch hat nur die Oberfläche davon gekratzt. Visuell und
ausstatterisch stimulierend, inhaltlich aber noch weit entfernt vom Ideal.
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amazon.de (Liefert aus D)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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