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> CONSTANTINE
Comicverfilmung. USA 2005
Regie Francis Lawrence
Drehbuch Frank Cappello, Kevin Brodbin nach der Graphic Novel von Jamie
Delano und Garth Ennis
Produktion Lauren Shuler Donner, Akiva Goldsman, Lorenzo di Bonaventura,
Michael E. Uslan, Edwin Stoff u.a.
Musik Bryan Tyler
Kamera Philippe Rousselot
Darsteller Keanu Reeves, Rachel Weisz, Shia LeBeouf, Djimon Hounsou,
Pruitt Taylor Vince
Max Baker, Gavin Rossdale, Tilda Swinton, Peter Stormare, José Zuniga
Länge 112 Min.
US-Kinostart
18.02.2005
CH-Kinostart 17.02.2005
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 7.2.05
© Bilder Warner Bros.
STORY
John Constantine (Keanu Reeves) hat sich als Teenager das Leben genommen, wurde
jedoch reanimiert. Nach katholischem Glauben ist er damit verdammt, in die Hölle
zu kommen, denn Suizid ist eine Sünde. Und da er für eine kurze Zeit, die wie
eine Ewigkeit schien, bereits dort war, will er alles tun, um nicht zurückkehren
zu müssen. Der kettenrauchende Einzelgänger tut dies jedoch auf seine Art: Er
hofft, sich bei Gott einzuschleimen, indem er die Dämonen erledigt, die auf die
Welt kommen wollen. Er betätigt sich als Exorzist, Dämonenjäger und Erdenkontakt
zum Erzengel Gabriel (Tilda Swinton). Doch nun spürt er, dass eine ganz neue
Gefahr droht. Und die hat etwas mit der schönen Polizistin Angela (Rachel Weisz)
zu tun, deren Zwillingsschwester unter mysteriösen Umständen Selbstmord begangen
hat.
REVIEW
"Constantine" basiert auf den Graphic Novels
"Hellblazer", die ich nie gesehen habe. Für mich ist der Streifen also primär
ein Fantasy-Horrorthriller mit Comic-Touch. Als solcher funktioniert er
blendend. Ob es eine treue Adaption ist, will ich gar nicht erst erforschen. Das
sollen die Experten tun. So wie ich Hollywood kenne, ist es jedenfalls keine.
Aber eben: Was solls? Nach etwas knorzigem Start entwickelt sich das Regiedebüt
des Musikvideo- und Werbefilmers Francis Lawrence zu einem höllisch guten
Streifen mit beeindruckendem Look. Im Zentrum stets Keanu Reeves.
Kettenrauchend, Alkohol-trinkend und wüst herumfluchend gibt er Mr. Cool und tut
dies zu 75% effektiv. Man hat wenig Sympathie für ihn, doch das ist in diesem
doch recht unterkühlten Streifen eher Nebensache. Ich bangte jedenfalls mehr um
ihn, als etwa um Arnie im nicht unähnlichen aber bedeutend schwächeren "End of
Days". Zudem nimmt man Keanu den gefallenen Menschen eher ab, als man es bei
Arnie tat.
Reeves' coole Sprüche und derbe Taten machen bereits einen Grossteil des Reizes aus. Und in Kombination mit Rachel Weisz funktionieren sie noch besser. Beide sind nicht die grössten Schauspieler auf Erden, doch sie haben ein Gespür für markige Popcorn-Rollen. Sie sind ein attraktives, dynamisches Duo auf einer dämonischen Mission. Diese ist extrem verankert in der katholischen Lehre. Eigentlich macht "Constantine" noch mehr Werbung für den Katholizismus, als es "Signs" jemals getan hat. Selbst ich als eingeschworener Agnostiker wollte mir danach ein Kreuz zum Umhängen kaufen. Um auf Nummer sicher zu gehen, versteht sich. Denn "Constantine" zeichnet sicher kein schönes Bild der Hölle und mausert sich zum moralischen Film. Selbst der Wandel, den Constantine durchmacht, hat etwas moralistisches an sich. Zwar wird der Glauben popularisiert, seine Optik verkünstelt, seine Aussagen hin und wieder in den Dreck gezogen, doch zum Schluss ist klar, dass an diesem Film durchaus Menschen gearbeitet haben, die an diese Dinge glauben - und als Zuschauer ist man in diesem Zirkus aus Sünde, Hölle und Vergebung gefangen, da sie Teil des Plots sind und zu akzeptieren sind, sonst klappt der Film nicht.
Ich habs jedenfalls geschafft. Für die Dauer von zwei Stunden habe ich mich in die "was wäre wenn"-Situation hineinversetzt und ich sags mal ganz überspitzt: Zum Glück konnte ich nach dem Film diesen temporären Glauben wieder abschütteln. In so einer Welt von Sünde, Schuld und seltsamen Vergebungsritualen möchte ich nicht leben. Der Film geniesst es sichtlich, diese Welt audiovisuell auszuarbeiten. Mit Feuer, Wasser, Dunkelheit und atmosphärischen Tönen. Die Spezialeffekte sind solide, vor allem die hirnlosen Dämonen aus den Stan-Winston-Studios überzeugen. Auch ein aus Käfern und Krabben zusammengesetzter Dämon ist erste Sahne. Der Look des Films ist insofern durchs Band gelungen. Der Einsatz des Wassers als "Gleitmittel" zwischen den Ebenen, hat mich fast ein wenig an Hideo Nakata erinnert, in dessen Filmen das Wasser auch stets eine metaphysische Rolle zu übernehmen scheint.
Doch zurück zu Handfesterem. Neben Keanu und Rachel brilliert eine Riege von illustren Nebendarstellern in manchmal grotesken Rollen. Tilda Swinton spielt mal wieder ein geschlechtsneutrales Wesen, Djimon Hounsous Rolle ist zu wenig gut ausgearbeitet, aber er ist okay. Pruitt Taylor Vince ist herrlich als schwabbeliger, saufender Mönch und Shia LeBeouf als Genre-typischer Sidekick nicht zu anstrengend. Köstlich auch der Auftritt von Peter Stormare. Er chargiert, bis sich die Balken biegen. Es sollte nicht funktionieren, doch an dieser Stelle des Films schluckt man alles. Ich habe diese Passagen, vor allem das, was Keanu in diesen Momenten durchmacht, als durchaus packend empfunden und obwohl das Finale einen antiklimaktischen Touch hat, war ich fasziniert, ja, es entwickelte sogar die Lust auf mehr.
Schwächen gibts auch. Viele sogar. Der Anfang ist etwas schleppend, die Rolle des Mexikaners, der zu Beginn ein wichtiges Artefakt findet, ist minim. Der Plot hat ein paar Löcher, das Finale könnte knalliger sein, Keanu braucht eine gewisse Zeit, bis er als kaputter Held durchgeht und gegen Ende hin treten ein paar Charaktere auf, die wahrhaft nicht von dieser Welt sind - schauspielerisch meine ich. Da werden keine Verluste gemacht, man spielt, weil der Plot eh jenseits von Gut und Böse angelangt ist, mit comic-artiger Innbrunst. Ich fands auf einem beinahe trashigen Level sehr angebracht. "Constantine" funktioniert deshalb für mich als Fun-Film. Was es zu sehen gibt, ist zwar durchwegs düster, die Bilder höllisch und der Humor bestenfalls trocken oder rabenschwarz - doch "Constantine" ist weder tiefsinnig noch neuartig. Er versucht lediglich, die Zuschauer mit einem teuflischen Plot, soliden Spezialeffekten und Akteuren sowie gutem visuellem Gespür zu unterhalten. Und das schafft er ausgezeichnet.
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EXTERNE INFOS & REVIEWS
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Roger Ebert (1½/4)
James
Berardinelli (2½/4)
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