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Drama. Schweiz 1959
Alternativer Titel -

Regie Kurt Früh
Drehbuch
Kurt Früh

Produktion
Max Dora
Musik Walter Baumgartner
Kamera Georges C. Stilly
Schnitt René Martinet

Darsteller
Emil Hegetschweiler, Margrit Winter, Blanche Aubry, Erwin Kohlund, Hans Gaugler,
Eva Langraf, Silvia Frank, Ettore Cella, Max Werner Lenz, Alfred Schlageter, Lotte Berlinger
Länge
88 Min.

Kinostart 28.3.1959

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 10.9.10
©  Bilder Praesens, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Café Odeon am Zürcher Bellevueplatz geben sich Künstler, Journalisten, Politiker, Lebenskünstler und leichte Mädchen die Klinke in die Hand. Dort taucht Leni (Margrit Winter) auf, eine junge Frau vom Lande, deren Mann hinter Gittern sitzt. Sie findet Unterkunft bei ihrer Schwester, die mit ihrem Dandy für zwei Wochen nach Mailand geht. Um an Geld zu kommen, versucht sie sich selbst als Prostituierte, ist jedoch viel zu brav. Das wiederum gefällt dem verheirateten Gymnasiallehrer Dr. Kartmann, der ihr helfen will. Da dies jedoch seine Ehe gefährdet, springt der Kellner Walter (Emil Hegetschweiler) helfend ein.

 

REVIEW
Bei meinen ersten Besuchen in Zürich wurde mir das Odeon als Treffpunkt "der Schwulen" porträtiert, obwohl ich noch kaum wusste, was das eigentlich war. Der reichhaltigen Geschichte des Anwesens kam ich dann erst später auf die Spur. Das 1911 eröffnete Grand Café nach Wiener Vorbild war lange Zeit Treffpunkt der Intellektuellenszene, Leute wie Alfred Einstein, Stefan Zweig, Erich Maria Remarque, James Joyce oder Lenin verkehrten dort. Erst in den 70ern kam es zum Zerfall und zu Betriebsdefiziten, weshalb 1972 die Schliessung folgte. Das heutige Odeon nimmt nur noch etwa einen Drittel der Fläche ein.

Kurt Frühs "Café Odeon" aus dem Jahr 1958 zeigt noch das klassische Odeon, frequentiert von der Elite - aber auch von der Rotlichtszene Zürichs. Damit wird dieses kleine Restaurant zu einem Art Mikrokosmos, der für die eidgenössischen Landbewohner den Mythos "Stadt" repräsentiert. Reiche Leute, kultivierte Leute, aber eben auch leichte Mädchen. Und Sünde! Früh weicht diesen Klischees keineswegs aus, er kolportiert sie sogar oft. Das macht den Film zwar zu einem plakativen Melodrama, bietet aber auch interessante Einblicke in das Denken jener Zeit. Man erkennt die Lockerheit und Freizügigkeit des städtischen Ambientes, aber auch die Biederkeit und Scham, die sich drumherum tummelt.

Lenis Schwester repräsentiert das völlig Durchtriebene - eine Frau, die so richtig unschweizerisch den Luxus zelebriert. Die Figur ist überzeichnet, keine Frage, das wird bei ihren hysterischen Ausbrüchen und materialistischen Dialogen klar. Aber damit passt sie zur Moralisierung des ganzen Films, und zu seiner oft aufbrausenden Art. Figuren schreien plötzlich, geben sich lallend dem Lebensfrust hin oder sind kurz davor, sich leidend das Leben zu nehmen. Das steht im völligen Kontrast zum porträtierten Odeon-Leben und zur gelassenen Art von Kellner-Darsteller Emil Hegetschweiler. Auch da scheint der Film also einer gewissen Schizophrenie verpflichtet.

Die Dualität umfasst beinahe die ganze Laufzeit. Wir haben Intellektuelle und Nutten. Wir haben Vor-Ort-Realismus und hysterische Theatralik. Wir haben Biederkeit und Sex, manifestiert durch einen Strip vor der zahlenden Kundschaft. Wir haben Zurückhaltung und Überzeichnung. Stadt und Land. Reichtum und Armut. Und so weiter. In nahezu allen Fällen versucht Früh, zwei Enden des Spektrums zu zeigen. Dadurch verliert der Film allen Fokus und selbst ein Erzähler (in der Person Hegetschweilers) kann die Sache nicht recht zusammenhalten. Unsere Heldin, wenig glaubhaft gespielt von Margrit Winter, schon gar nicht.

Schauspielerisch gibt "Odeon" eh nicht viel her. Winter wirkt wie im falschen Film, Hegetschweilers ist ganz nett, aber als Erzähler unbeholfen. Der Rest ist entweder chargierend oder blass, aber niemand hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Dasselbe gilt für Frühs lieblose Bildgestaltung - er scheint es beim plumpen Abfilmen zu belassen. Die Lokalität alleine soll bereits für Stimmung sorgen, wer braucht da schon noch raffinierte Bildgestaltung? Ein Fehlschluss. Doch einer, der zu "Café Odeon" passt. Das Werk hat einen gewissen Reiz, weil es seine Entstehungszeit sowohl bildlich wie auch soziologisch abbildet. Doch cineastisch bleibt er kalter Kaffee.

 

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Soundmedia (Liefert aus CH)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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