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Drama. Pakistan. Urdu
Alternative Titel Speak out;
بول

Regie Shoaib Mansoor
Drehbuch Shoaib Mansoor
Produktion Shoman Production
Songs Sajjad Ali, Atif Aslam, Sarmad Ghafoor, Shoaib Mansoor
Kamera Salman Razzaq
Darsteller Humaima Malik, Manzar Sehbai, Iman Ali, Shafqat Cheema, Atif Aslam
Länge 152 Min.

Kinostart 24.6.2011
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 15.12.2011
©  Bilder Eros Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
Lahore: Familienoberhaupt Hakim Saab (Manzar Sehbai ) ist betrübt, weil seine Frau nur sieben Mädchen zur Welt brachte. Er wünscht sich sehnlichst einen Jungen. Doch auch sein jüngster Spross entpuppt sich als Enttäuschung, ist er doch ein Hermaphrodit. Hakim ist beschämt und Saifullah (Amr Kashmiri) wächst gänzlich ohne väterliche Liebe auf. Die älteste Tochter Zainub (Humaima Malik) hat genug von diesem System in ihrer Familie. Sie kämpft für Veränderungen. Doch kommt sie gegen den Vater an, in einer Gesellschaft, die ihm alle Rechte gibt?
 

 

REVIEW
Ein Film wie "Bol" funktioniert als Propaganda eigentlich schlecht: Er hat etwas zu sagen über falsch verstandene Tradition, über religiösen Extremismus und festgefahrene Familien-Hierarchien in patriarchalischen Strukturen. An sich als ehrenhafte Ideen. Aber welcher Fundamentalist, welcher Stockkonservative oder sonstwie Fehlgeleitete geht den Film anschauen, wenn er genau weiss, welche Themen er anpackt? Die effektivste Propaganda-Waffe ist die Subtilität. Aussagen in einen ganz gewöhnlichen Film verpacken: das haut am besten hin. "Bol" indes kommt mit wehenden Fahnen und sagt "das will ich, das sag ich, das denke ich!" Man mag dies als mutig anschauen, aber es ist nicht immens wirkungsvoll. Es predigt zu den bereits Bekehrten.

Doch der Zweitling von Khuda Kay Liye-Regisseur Shoaib Mansoor bekam, wie bereits der Vorgänger, unvernünftig viel Lob zugesprochen. Ein solch didaktisches, oft mittelmässig abgefilmtes Werk sollte für seine Unzulänglichkeiten durchaus auch kritisiert werden. Aber es scheint, als ob die gut gemeinte Botschaft so stark leuchtet, dass alles andere in den Hintergrund rückt. Ein Problem vieler indischer Filme - und es scheint in Pakistan nicht anders zu sein. Filmemacher haben ein Ansinnen und kreieren eine Story drumherum. Manchmal mit Vorschlaghammer, aber nie subtil. "Bol" macht diese Fehler auch - aber wenigstens auf erhöhtem Niveau.

So sind zum Beispiel die Schauspieler fast alle erste Sahne, selbst Popstar / Bollywood-Sänger Atif Aslam macht seine Sache vor der Kamera nicht schlecht. Und manche der Dialoge zwischen Vater und Tochter haben Einschlagskraft, vor allem wenn sie ein verkalkter Mann von Vorgestern zu hören bekäme. Es ist gut, zu wissen, dass es auch im in den letzten Jahren wieder stärker traditionalisierten Pakistan noch immer viele Kräfte gibt, die den Fortschritt wollen, die Weiterentwicklung von Gesellschaft und Glaube. Manche Städte Pakistans waren in der islamischen Welt einst die liberalsten, davon scheinen wir heute weit entfernt. Und "Bol" thematisiert indirekt auch dies. Doch primär geht es um das Verhältnis zwischen Mann und Frau, genauer, der ungerechten Behandlung innerhalb der Familie.

Frauen werden als minderwertig angesehen, als Gebärmaschinen, die man mit Hilfe einer Mitgift fortschaffen muss. Während Männer die verdienende Macht sind, eine, die sich jede Familie wünscht. Und ein Hermaophrodit (oder alternativ ein Schwuler) hat gar noch weniger Wert als die Frauen, ist er doch nicht einmal zum Kinderkriegen zu "gebrauchen". Diese traurige Feststellung trifft freilich nicht alleine auf Pakistan zu, sondern genauso auf Indien und andere asiatische Staaten der Schwellenland-Stufe und darunter. Einen gewichtigen Anteil daran hat die Religion, die rückständige Ideen an die Massen bringt, und sie festigt, indem sie als unumstössliche Dogmen gegeben sind. Wer kämpft schon gerne gegen etwas, das vermeintlich gottgegeben ist? Religion wird dazu pervertiert, den Status Quo zu festigen, die Macht der Mächtigen (und der Männer) zu bewahren. Mit Glaube hat das nichts zu tun, nur mit Macht.

"Bol" hat nicht den Mut, dies so explizit zu sagen. Der Film sucht die Wurzel eher in der Tradition - und die kann man mit Worten und Taten ändern. Es wäre schon, wenn dies zuträfe, aber ich bin pessimistischer. So lange Religion über dem Staat steht, hat keine Nation die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Nur ein Land, welches die Religion den Gesetzen unterordnet, statt überordnet, hat die Möglichkeit auf gesellschaftlichen Fortschritt. Eine Erkenntnis der Aufklärung, auf welche so manche islamische Nation noch warten muss, wohl auch Pakistan. Kann "Bol" diesen Prozess beschleunigen? Immerhin feierte er grosse Erfolge an den Kinokassen. Ich hoffe es. Aber bezweifle es auch.

Dazu ist er doch zu simpel gestrickt. Die erste wirklich einfahrende Szene ist die, in welcher der Vater Gewalt in erschütternder Weise ausübt. Alles andere hat nicht dieselbe Kraft, ja wirklich bisweilen etwas amateurhaft. Beispiel: Warum sind Journalisten in südasiatischen Filmen immer solche Volldeppen? Das trifft auf Bollywood genauso zu wie auf Pakistan, wenn man nach diesem Film geht. Schon früh gibt es eine Szene, in der Zainub vor dem Galgen ein letztes Interview gibt. Was sie redet, ist didaktisch, was sie gefragt wird, ist lächerlich. Und ob eine zum Tode verurteilte Frau überhaupt die Plattform bekäme, ihre Ideen an die Presse weiterzugeben, darf ganz fest bezweifelt werden. Aber der ganze Aufbau der Szene ist so unseriös, so unwissend, dass ihre Wirkung verpufft.

Die Rückblende, also der eigentliche Hauptteil von "Bol", ist freilich besser, aber nicht allergrösstes Kino. Zu langatmig, zu repetitiv, visuell zu bescheiden, dramatisch zu ausgelutscht, und die ganzen Atif-Aslam-Szenen wirken ebenso deplaziert wie fad. Über allem schwebt stets der Goodwill der Zuschauer, weil man ja die guten Ideen unterstützen will. Aber das ändert wenig daran, dass hier jede Meinung mehrfach ausformuliert wird, jede Überzeugung herausgeschrieen, jeder Gedankengang verbalisiert. Nichts lernt man hier einfach vom Zuschauen, nichts von der Handlung - nein, alles wird einem eingetrichtert wie in einer Schulstunde. Das ist bei vielen südasiatischen Filmen mit Botschaft so. Und "Bol" kriegt von mir deshalb eine mittelmässige Benotung. Hinter den Ansinnen des Films kann ich stehen. Hinter dem Film selbst nur bedingt.

 

SONGS
Ganz nette Tracks, meist traditioneller Natur.

 

MEINE DVD
Eros Entertainment (Indien), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi (Dub) 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½

 

BESTELLEN 
Induna (Liefert aus IND)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

Bollywood Hungama (4/5)
Rediff (3½/5)

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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