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Drama. Deutschland
Alternativer Titel -
Regie
Eberhard Itzenplitz
Buch Ulrike Meinhof
Produktion Dieter Waldmann
Kamera Ulrich Burtin
Schnitt Helga Brüning
Darsteller Dagmar Biener, Petra Redinger, Antje Hagen, Barbara Schöne,
Christine Diersch, Helge Hennig, Hansi Jochmann
Länge 90 Min.
Erstausstrahlung 1970 (abgesagt) / 1994
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 18.2.2011
© Bilder arte,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Monika (Christine Diersch) und
Irene (Dagmar Biener) fliehen aus einem Berliner Heim für schwer erziehbare
Mädchen. Während die lesbische Irene tatsächlich entkommt und bei zwei
ehemaligen Heiminsassen, die sich mittlerweile prostituieren, Unterschlupf
findet, wird Monika geschnappt. In der Arrestzelle erzählt sie der wohlwollend
gesinnten Erzieherin Frau Lack von ihrem Leid. Etwa wie sie schon als Kind im
Heim von Nonnen schikaniert wurde. Um so bitterer, dass nun beschlossen wird,
Monika zu Klosterschwestern abzuschieben. Sie beschliesst, mit Provokationen so
negativ aufzufallen, dass sie wieder in ihr Heim zurück darf. Dort plant
Kollegin Evelyn, genannt Iv (Petra Redinger) bereits einen Bambule: einen
Zellenaufstand.
REVIEW
Erzwingt dies
automatisch auch einen Boykott dieses Films? Nein natürlich nicht, denn er ist
keine linksradikale Propaganda, schon gar kein RAF-Manifest. Es gibt zwar immer
wieder stark politisch aufgeladene Dialoge oder den klassenkämpferisch gefärbten
Diskurs zwischen Revolutionären (den Mädchen), den Machthabern (der Heimleitung)
und den machtlosen Gutmenschen, repräsentiert durch Wärterin Lack, sozusagen die
"impotente Sozialdemokratin", die es gut meint, aber vergessen hat, gegen das
System aktiv oder gar gewaltsam zu kämpfen. Schliesslich schrieb Meinhof das
Skript, als sie bereits weit links engagiert war und sich gerne in der typischen
Linksintellektuellen-Opferrolle sah. Doch wichtiger
als Demagogie oder Indoktrination waren ihr die Zustände in den Heimen. Heute
ist bekannt, dass in vielen Heimen der Nachkriegszeit Zustände herrschten, die
nicht zu tolerieren sind. Und auch wenn "Bambule" daraus manchmal revolutionäre
Ideen zu schöpfen versucht und die bürgerliche Vorstellung von Erziehung unter
Beschuss nimmt, so ist er durchaus ernst zu nehmen als ein Versuch, Auswüchse in
diesem abgeschotteten Milieu aufzuzeigen und Sympathie für die jungen Leute
aufzubauen. Ins Fernsehen kam
der Film trotzdem nicht: Zehn Tage vor der geplanten Ausstrahlung am 24. Mai
1970 beteiligte sich Ulrike Meinhof an der blutigen Befreiungsaktion von Andreas
Baader, weshalb die ARD die Ausstrahlung absetzte. Das dürfte Meinhof nicht
einmal gross gestört haben, denn der Film war längst nicht mehr ihr eigenes
Produkt. Der erfahrene Fernsehspiel-Regisseur Eberhard Itzenplitz inszenierte
aus dem Stoff vielmehr ein durchaus massentaugliches Drama in schlichten, aber
einprägsamen Bildern. Neben der
Schwarzweiss-Optik überzeugen die glaubhaften Jung-Schauspielerinnen mit ihrem
teilweise breiten Berliner Dialekt. Die Dramaturgie ist etwas holprig, weil es
verschiedene Mädchen gibt, die im Blickfeld stehen. Dadurch verliert die Story
etwas an Fokus und ein genaues Herausarbeiten der individuellen Dramen ist nicht
sehr einfach. Vielmehr geht es um das Kollektiv der Schicksale, um einen
Einblick in die Heimkultur, authentisch und stilsicher. Für Meinhof war
die Sache freilich schon gegessen. Sie ist von der kritischen Journalistin zur
verblendeten Aktivistin geworden, was sich in ihrem Denken ebenso niederschlug
wie in ihrem Jargon. So schrieb sie im März an den Produzenten: "Ich habe keine
Lust mehr, ein Autor zu sein, der die Probleme der Basis, z. B. der
proletarischen Jugendlichen in den Heimen, in den Überbau hievt, womit sie nur
zur Schau gestellt werden, dass sich andere daran ergötzen, zu meinem Ruhm. Ich
finde den Film Scheisse." Komplett gesehen hat sie ihn freilich nie: "Bambule"
wurde erst 1994 vom SWR ausgestrahlt, 24 Jahre nach seiner turbulenten
Entstehung. Da war Ulrike Meinhof längst tot, die RAF kurz vor der Auflösung.
Was blieb, ist ein sehenswertes Zeitdokument.
Blendet man den
Produktionshintergrund komplett aus, ist "Bambule" ein kompetent gemachtes,
teilweise dokumentarisch anmutendes Sozialdrama, das durchaus pikante Themen
anspricht und fest in seiner Entstehungszeit verankert ist, sowohl inhaltlich
wie stilistisch. Doch das Drehbuch stammt von Ulrike Meinhof, also kommt man gar
nicht umher, auch den Entstehungskontext mit einzubeziehen. In manchen
Krawallmacher-Kreisen ist es heute wieder en vogue, die Terroristen der RAF als
frühe Globalisierungsgegner und wackere Klassenkämpfer harmlos zu reden, doch
für den vernünftigen Grossteil der Zuschauer dürfte Frau Meinhofs spätere
radikale Zeit ein rotes Tuch sein.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der Presse-DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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