Bad Santa (2004)

Quick-Links: Cast & Crew - Review

US-Start: 29.11.2003
CH-Start: 11.11.2004


Regie: Tierry Zwigoff
Buch: Glenn Ficarra, John Requa nach einer Idee von Ethan und Joel Coen (uncredited)
Executive Producers: Ethan und Joel Coen, Harvey Weinstein, Brad Weston
Kamera: Jamie Anderson
Musik: David Kitay
Cast: Billy Bob Thornton, Tony Cox, Brett Kelly, Lauren Graham, Bernie Mac, Lauren Tom, John Ritter, Ajay Naidu
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 3½/4
A demented, twisted, unreasonably funny work of comic kamikaze style
James Berardinelli (USA) 3/4
Bad Santa is sometimes laugh-aloud hilarious
Slant Magazine (USA) 1/4 Poorly versed, so shoddily constructed, that what lingers in the mind is the vulgarity itself rather than any well-articulated subversive intention.
(c) Dimension

 

Review:

15.8.04

"You need many many years of fucking therapy" kriegt Willie T. Soke (Billy Bob Thornton) an den Kopf geworfen. Wie wahr. Soke arbeitet vor Weihnachten jeweils als Kaufhaus-Santa, doch er verhält sich leider nicht wie einer: Er säuft wie ein Loch, flucht wie ein Rohrspatz und poppt die Damen zum Ausspruch "you ain't gonna shit right for a week". Willie T. Soke ist ein Wrack und ein Arschloch wie es im Buche steht. Und er ist der Held von "Bad Santa". Fans von Weihnachten, Liebhaber von Santa und Menschen mit einem guten Herzen sollten dem Machwerk also fern bleiben. Alle, die schwarzen Humor vertragen, dürfen sich köstlich amüsieren. Ich? Ich bin am Boden gelegen vor Lachen. Zwar wird hier mehr geflucht als in "Pulp Fiction" und "Southpark" zusammen, aber zwischendrin, nein in den Fluchwörtern selbst, liegt soviel Humor, liegen soviel krankhafte Fiesheiten begraben, dass das Zwerchfell nicht zur Ruhe kommt.

Dieses Meisterwerk der Bösartigkeiten stammt aus den Köpfen der Coen-Brothers, doch umgesetzt hat es Ghost World-Regisseur Terry Zwigoff. Er geht keine Kompromisse ein und dafür gebührt ihm Respekt. Kein Kniefall vor religiösem Empfinden, keine Gnade vor Zwergwüchsigen, kein Respekt vor Frauen. Doch am schlimmsten weg kommt natürlich Willie T. Soke. Er zittert, er kotzt, er stirbt langsam vor sich hin. Mit seinem zwergwüchsigen Partner Marcus (Tony Cox) arbeitet er tagsüber als Santa und Elfe, um Abends das Kaufhaus auszurauben. Marcus braucht das Geld für seine teure Braut Lois (Lauren Tom), Willie versäuft es in ein paar Wochen. Und so trabt er auch diesmal nach Marcus' Anruf wieder an. Doch in Phoenix ist einiges anders: Der Chef des Kaufhauses (der am 11.9.03 verstorbene John Ritter, dem der Film gewidmet ist) hetzt dem diebischen Duo den Security-Mann Gin (Bernie Mac) auf den Hals, die Kellnerin Sue (Lauren Graham) hat einen Santa-Fetisch und verliebt sich in Willie - und ein übergewichtiges, geistig etwas langsames Kind (Brett Kelly) hängt sich wie eine Klette an ihn.

Willies Fiesheiten lassen dabei nie nach. Vor allem das Kind beleidigt er immer wieder. Und der Kleine gibt nie zurück. Erst als Willie bei dem Kleinen einzieht, der mit seiner Oma (Cloris Leachman) lebt, weil sein Dad im Knast sitzt, gibt es kurze Momente der Annäherung. Ein bewegender Moment ist etwa der, in dem Willie im Suff den geliebten Weihnachtskalender des Buben leer frisst. Der Film wurde für mich von der grotesk überzogenen Satire zum Meisterwerk, als ich sah, wie Zwigoff in all diesem Gefluche ganz ganz kleine Momente mit Gefühl einflicht. Keine Angst, er verwässert nicht Santas Boshaftigkeit und selbst das "Happy End" ist surreal oder gar ein Traum - aber immer wieder tauchen kleine emotionale Wahrheiten auf. Klar kommentiert Willie diese gleich mit fiesen Sätzen wie "I beat the shit out of some kids today, but it was for a purpose", aber dahinter steckt ein Herz, ein schwarzes, Alkohol-zerfressenes Verlierer-Herz ... aber dennoch ein Herz. Ich bin erstaunt, wie manche Kritiker dieses nicht sehen konnten.

Liegt wohl daran, dass die Boshaftigkeiten einfach überweiegen. Billy Bob Thornton meistert sie perfekt. Er ist für diese Rolle geboren und es ist eine Schande, dass er keine Auszeichnung bekommen hat. Das Timing ist blendend, sein Spiel treffend. Tony Cox als sein rotziger Partner ist ebenso cool. Und überraschend gut ist Brett Kelly. Das Kind macht Angst. Er ist übergewichtig, unsicher, schlacksig und spielt irgendwie auf den ersten Blick nicht gut. Aber das hat System. Den Zuschauern soll es gehen wie Willie. Es wird einem unwohl, wenn dieses Kind im Bild ist. Man weiss nicht, wie man auf den Kleinen reagieren soll. Willie weiss es auch nicht - und flucht es in Grund und Boden. Ajay Naidu hat einen kurzen Auftritt als Inder, der Willie vorwirft, er sei schwul - und ihn grundlos attackiert. Willie schreit ihn an "My brother lost a goddamn arm fighting you fuckers in Vietnam". Ich liebe diesen Humor.

Auf DVD gibt es einen "Badder Santa"-Cut des Films, der 7 Minuten länger ist als die US-Kinofassung. Ich habe diese Version gesehen und hoffe, es ist die, die hier ins Kino kommt. Denn "Bad Santa" kann kaum lang genug sein. Eine genial gespielte, durch und durch unkorrekte und böse Satire mit tollem Soundtrack und Dialogen, die man immer wieder zitieren möchte. Wie gesagt: Ein Meisterwerk der Bösartigkeiten. Keinesfalls verpassen!

"Why don't you wish in one hand, and shit in the other. See which one fills up first."



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