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Actionabenteuer. USA/MEX
2006
Alternative Titel
-
Regie Mel Gibson
Drehbuch Mel Gibson,
Farhad Safinia
Produktion Mel Gibson, Bruce Davey
Musik James Horner
Kamera Dean Semler
Darsteller Rudy Youngblood, Raoul Trujillo,
Dalia Hernandez, Rodolfo Palacios,
Jonathan Brewer, Morris Birdyellowhead
Länge 140 Min.
US-Kinostart
08.12.2006
CH-Kinostart 11.01.2007
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 20.12.06
© Bilder Icon
STORY
Yucatán vor 500 Jahren: Krieger einer weit entwickelten Maya-Zivilisation
überfallen Dörfer um Dschungel. Einer der betroffenen Stämme ist der von "Pranke
des Jaguars" (Rudy Youngblood), der wie die Mehrheit seiner Freunde gefangen
genommen wird. Kurz vor seiner Gefangennahme kann er seine Frau Sieben (Dalia
Hernandez) und den gemeinsamen Sohn in einem Erdloch verstecken, dann
werden alle überlebenden Dorfbewohner in einem mühsamen Marsch zu einer Stadt
geführt. Dort werden manche von ihnen als Sklaven verkauft, die anderen erwartet
der Tod als Opfer auf dem Tempel! Als die Zeit an Pranke ist, unterbricht ein
Naturphänomen die Zeremonie, die Menschenopfer werden nicht mehr benötigt und
sollen eliminiert werden. Dabei gelingt Pranke die Flucht. Er eilt zu seiner
Familie zurück, verfolgt vom Krieger Leitwolf (Raoul Trujillo) und seinen
blutrünstigen Männern.
REVIEW
Mel Gibson ist ein ziemlich kaputter Kerl - Sohn
eines Holocaustleugners, Anhänger einer erzkonservativen Kirche und seit neustem
unter Alkohol judenfeindlicher Strassenrowdy. Was hat das mit seinen Filmen zu
tun? Gar nichts. Deshalb widme ich dem auch kein weiteres Wort, sondern erfreue
mich daran, dass gerade kranke Geister oft die faszinierendsten Kunstwerke
fertig bringen. "Apocalypto" ist Gibsons neuster Wurf, ein fesselndes
Actionabenteuer im Dschungel der Yucatán-Halbinsel im heutigen Mexiko. Alleine
schon der Umstand, dass ein Hollywoodregisseur einen historischen Streifen in
Originalsprache in Maya-Terroitorium dreht, ist Beachtung wert. Ich habe mir so
einen Film eigentlich schon immer gewünscht (man denke, was ein gross
angelegtes, blutiges Azteken- oder Inka-Epos hergeben würde) und auch wenn
"Apocalypto" eigentlich nicht die Art Maya-Epos ist, die ich mir
erhofft
hätte, so ist es doch ein hochgradig unterhaltsames, ungeheuer rasantes Werk.
Eines, das mir sehr gut gefiel. Die Anfangsszenen sind gewöhnungsbedürftig. Nicht unbedingt wegen dem absurden Humor, der amüsiert und die "heile Welt der Dorfbewohner" auf etwas andere Art als gewohnt einführt. Nein, vielmehr verunsichert die Kamera. Was ist das für ein Digital-Look im Dschungel? Wo sind die erdigen, fleischigen Töne? Ist das ein CGI-Tapir? Doch alle Ängste sind unbegründet: Gibson und Kameramann Dean Semler haben eine neue Technik angewandt, die bei Bewegungen besonders scharfe Bilder ermöglichen. Das ist ungewöhnlich und verleiht den rasanten Szenen enorme Klarheit. Sobald man sich an diesen fast hyperrealistischen Stil gewöhnt hat, saugt man die Bilder regelrecht auf. Und wenn im letzten Drittel fast nur noch nonstop gerannt wird, zeigt sich auch, warum Gibson auf diese Kamera setzte. Das Tempo ist ungeheuerlich, der Stil manchmal einem Anime nicht unähnlich mit dem rasant vorbeirasenden Vorder- und Hintergrund, während die rennende Person in der Bildmitte bleibt.
In diesen Verfolgungsszenen zeigt sich Gibsons Leidenschaft und Dynamik. Jedes Töten eines Verfolgers zelebriert er bis ins Detail, dem Dschungel lockt er jede nur erdenkliche Visage ab und seinen Helden lässt er fast übermenschlich rennen. Stundenlang, und erst noch verletzt, da geht die Realität flöten - doch dank des Charismas von "Pranke" macht das wenig aus. Mit dem Theaterdarsteller, Sportler und Läufer Rudy Youngblood, der US-indianische Wurzeln hat, gelang Gibson nämlich ein Glücksgriff. Der Kerl sieht dufte aus, spielt mit natürlichem Charisma und rennt wie ein Athlet durch die Büsche. Das hat eine rustikale Anmut und ist, in Ermangelung besserer Wörter, einfach geil.
Dass es dabei eben nicht zimperlich zu geht, ist klar: Gibson zeichnet eine harsche Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt und das Leben des Einzelnen wenig wert ist. Die Verfolgungsjagd hat diesbezüglich einiges zu bieten - aber nicht nur sie. Die Maya-Stadt etwa ist ein ebenso blutrünstiger Ort. Da rollen buchstäblich Köpfe die Tempel-Treppe runter und das Volk dürstet nach Blutopfern. Nichts für schwache Gemüter, aber ungeheuer intensiv. Leider hält Gibson auch hier die Realitätsnähe nicht gerade hoch. Zum einen ist die klassische Maya-Hochzivilisation um 900 n.Chr. zusammengebrochen, die hier gezeigte Stadt ist also etwas zu gross geraten. Gibson zeigt sie zwar nicht als Metropole von der Grösse Chichen Itzas, doch die Tempel sind beachtlich. Ausserdem waren die Maya nicht für derartige Blutrünstigkeit bekannt, dies wird eher den Azteken zugeschrieben. Die Maya-Kultur kannte umgekehrt sogar die Regel, dass der Gewinner eines sportlichen Wettbewerbs sich selbst opfert, um mit seinem Blut Fruchtbarkeit zu liefern. Doch ob nun wahrheitsgetreu oder nicht: Jeder, der mal in Yucatán war (ich hatte dieses Vergnügen), wird diese Bauten besonders interessiert anschauen und wenn man sie nächstes Mal in Realität bestaunt, bleibt ein saurer Nachgeschmack - will heissen: Wie viel Blut floss, bis das Ding stand?
In Gibsons Welt: sehr, sehr viel Blut. Die Mayas porträtiert er eher als Wilde, denn als die Sternendeuter einer Hochkultur, für die sie bekannt sind. Das irritiert besonders bei der Sonnenfinsterniss-Szene, die nur dadurch gerettet wird, dass Gibson nie ausdrücklich erklärt, die Priester hätten nicht gewusst, dass sie kommt. In "Apocalypto" scheinen die Mayas in mancher Hinsicht auf dem absteigenden Ast, diesen Mayas hier liegt Blut und Gewalt mehr als Wissenschaft. Das kann man akzeptieren, da er nur einen einzelnen Stadtstaat zeigt, der sowieso anachronistisch scheint. Künstlerische Freiheit, also. Und für das Spannungslevel des Films so oder so irrelevant.
Ich jedenfalls habe jede Sekunde aufgesogen, die satten 140 Minuten Lauflänge gingen im Flug vorbei. Das Dorfleben am Anfang, der lange Marsch zur Stadt, die Blutopfer im Tempel und natürlich die temporeiche und martialische Flucht - all das faszinierte mich mit seiner Rohheit und die realitätsnahe Umsetzung durch Bilder aus Mittelamerika, Maya-Dialekt und unbekannte Darsteller mit Ureinwohner-Abstammung. Hier steckt für Fans von Dschungel- und Kannibalenexzessen (trotz Fehlen von Kannibalen) ebenso viel drin wie für Freunde heisser Actionstreifen und Zivilisations-Dokus. Gibson nahm sich Freiheiten, die Story wirkt fast etwas dünn und die Gewalt wirkt oft übertrieben. Doch "Apocalypto" fetzt, hat einen einnehmenden Protagonisten und ist geprägt von inszenatorischer Leidenschaft. Das sollte die meisten Kinofans überzeugen.
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