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2020
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Liebesfilm
Taiwan 2020
Sprache Mandarin
Alternative Titel The Name Engraved in Your Heart; Ke zai ni xindi de
mingzi; 刻在你心底的名字
Regie
Patrick Liu Kuang-hui
Darsteller Edward Chen Hao-sen, Tseng Jing-hua, Fabio Grangeon, Mimi
Shao, Leon Dai Li-ren, Jason Wang Shih-hsien
Länge 114 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 23.4.2021
© Bilder Netflix,
Screenshots molodezhnaja
STORY
1987, nach der Beendigung des Ausnahmezustands in Taiwan, der seit der
Unabhängigkrit gegolten hat: Wang Be-to (Tseng
Jing-hua), der sich selbst Birdy nennt, kommt neu an eine katholische
Bubenschule. In der Schulband freundet er sich bald mit Jia-han (Edward
Chen) an. Mehr als das, denn weil Birdy wegen seiner Homosexualität gemobbt wird, gesteht sich auch Jia-han bald seine Gefühle für ihn ein. Doch
obwohl der Schulpriester und Bandleader Oliver (Fabio
Grangeon) den Jungs eintrichtert, jeden Moment im Leben beim Schopf zu
packen, ist auch ihm klar, dass eine Beziehung der beiden im noch immer
repressiven Land schwierig ist. Das schlägt sich auch auf die beiden nieder.
Immer wieder distanzieren sie sich wieder voneinander oder ärgern den anderen,
etwa indem Birdy mit den neu im Musikunterricht integrierten Mädchen flirtet, um
das Gefühl einer "normalen" Beziehung zu vermitteln. Ihre Emotionen füreinander
aber lassen nie nach.
REVIEW
Taiwan hat in Sachen LGBTQ-Anerkennung
schon einiges mehr auf die Beine gestellt, als viele seiner Nachbarländer. Das
gilt auch fürs Kino, doch die meisten Filme beschränkten sich bislang auf den
Independent-Bereich. "Your Name Engraved Herein" brachte eine Wende:
Es ist nicht nur Taiwans erfolgreichster Schwulenfilm sondern auch gleich der
erfolgreichste Film überhaupt im Jahr 2020. Sein späterer Vertrieb via Netflix
brachte ihm denn auch gleich noch internationale Anerkennung. Für den Serienregisseur
Patrick Liu
auf jeden Fall eine ganz grosse Sache. Und man mag es ihm auch gönnen, denn der
Film ist wirklich gut. Er funktioniert vor allem als dramatische
Liebesgeschichte mit einem historisch-politischen Hintergrund.
So entfaltet sich abseits der eigentlichen Liebesgeschichte ein spannendes Zeitbild. Wir erfahren von den Repressionen nach Beendigung des jahrzehntelangen Ausnahmezustands, wie der Millitärapparat immer noch in den Alltag eingreift. Aber auch wie im Familienkreis etwa die Geistseswissenschaften als Zeitverschwendung angesehen werden, da nur die Naturwissenschaften es angeblich ermöglichen, sich eine finanziell stabile Zukunft aufzubauen. Das sorgt für etliche eindrückliche Szenen, die Einblicke in die Ära geben und auch erschrecken: Von echter Freiheit noch keine Spur, das Privatleben wird von Staat, Religion, Militär und gar der eigenen Familie gelenkt.
Inmitten dieses Umfeld ist die Liebe der beiden Hauptfiguren noch rebellischer. So manche erste Liebe hat den Anstrich einer Macht, die Wände einreissen kann - aus dem Blick der Verliebten. Doch in diesem Fall, mit all seinen kleinen und grossen Problemen, wird die Liebe geradezu zum epischen Konflikt. Edward Chen, der nach der TV-Serie "Red Balloon" wieder in eine homosexuelle Hauptrolle schlüpft, meistert dies meistens gut, sein Co-Star Tseng Jing-hua ("Detention") indes tendiert manchmal zum Chargieren. Das Skript tut ihnen auch nicht immer einen Gefallen, denn die Szenen, in denen sich die beiden Protagonisten anschreien, wiederholen sich gar oft. Klar ist der jugendliche Testosteronüberschuss gekoppelt mit der rigiden Gesellschaftsnorm und der Unsicherheit der beiden als Grund für dieses Aufbrausen schnell ausgemacht - aber rein filmisch gesehen wird dies repetitiv und auch anstrengend. Es ist bezeichnend, dass die zwei Jungs den halben Film hindurch bluten oder sonstwie verwundet sind.
Das ändert nicht dran, dass man mit den Jungs auf jeden Fall mitfühlt, dass man ihnen eine gemeinsame Zukunft wünscht - obwohl angesichts des Umfelds klar ist, dass dies kaum möglich sein wird. Und so freut man sich über kleinere Szenen, kurze Momente der Intimität oder das gemeinsame Bad am Strand. Ja selbst eine nicht vollends romantische, weil von einem der Jungs nicht initiierte, Befriedigungsszene in der Dusche, bringt eine buchstäbliche Erlösung. Bevor es zum nächsten Akt der Gewalt geht, untereinander oder von aussen.
Ein ganz klein wenig enttäuschend sind die Küsse. Vielleicht liegt es daran, dass die Hauptdarsteller meines Wissens nach nicht schwul sind. Das war bei "Call Me By Your Name" weniger ein Problem und klappte auch schon anderswo. Hier indes lassen es zwar die gegenseitigen Berührungen durchaus knistern, aber die Küsse wirken kalt: einfach Lippen aufeinandergedrückt. Eine nebensächliche Feststellung, klar, aber macht sie deutlich, dass bei aller schauspielerischer Einvernahme einer Rolle es hier vielleicht angebracht wäre, zwei tatsächlich bi- oder homosexuelle Jungs zu casten. Nicht nur der Küsse wegen natürlich, sondern der Repräsentation wegen. Es täte auch Taiwans LGBTQ-Bewegung gut. Das Land mag in dem Bereich einigen Nachbarn voraus sein, aber noch gibt es sehr wenige Stars, die auch öffentlich zu ihrer sexuellen Orientierung stehen. Regisseur Patrick Liu outete sich immerhin nach dem Filmdreh bei seiner Mutter. Einer von vielen kleinen Schritten, die es auch in Taiwan immer noch braucht. Und darum ist auch "Your Name Engraved Herein" allemal ein wichtiger Film, denn er hat es geschafft, das Schwulsein weit in den Mainstream zu tragen.
EXTERNE LINKS
imdb.com
Screenshots des Trailers, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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