> molodezhnaja Hauptseite
> filme V

> VALLEY OF THE WOLVES: IRAQ

 


 

Actionfilm. Türkei 2006
Alternative Titel
Kurtlar vadisi - Irak; Tal der Wölfe: Irak

Regie Serdar Akar, Sadullah Sentürk
Drehbuch
Bahadir Özdener, Raci Sasmaz
Darsteller
Necati Sasmaz, Billy Zane, Ghassan Massoud, Gürkan Uygun,
Bergüzar Korel, Kenan Çoban, Gary Busey, Erhan Ufak, Diego Serrano

Länge 117 Min.

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 29.8.06


STORY
Juli 2003 im Nordirak: Amerikanische Soldaten umstellen einen türkischen Militärposten und nehmen elf türkische Offiziere gefangen. Die Schmach ist derart gross, dass sich einer der Männer danach das Leben nimmt. In seinem letzten Brief informiert er seinen Bruder Polat (Necati Sasmaz), wer den Befehl für seine Verhaftung gegeben hat: der sadistische Sam William Marshall (Billy Zane) wars. Der Amerikaner will im Irak den christlichen Glauben verbreiten und den Einheimischen die Organe ausweiden. Selbst vor Brutalität gegen Frauen und Kinder schreckt er nicht zurück. Zeit für Polat und seine Kumpels, einzugreifen.

 

REVIEW
So viel Polemik um so einen schwachen Film. "Valley of the Wolves" ist ein durchschnittlich gemachter Actionstreifen mit einem steifen Helden, holprigem Plot und grenzenloser Langeweile. Gerade Letzteres ist verheerend, da man dadurch viel Zeit hat, die bedeutungsschwangeren Dialoge anzuhören, die zwischen ideologisch verbrämt, demagogisch und pathetisch schwanken. Das Argument, dass Hollywood seit Jahren solche Filme gedreht habe und türkische Filmemacher sehr wohl das Recht hätten, dies auch zu tun, schiesst am Ziel vorbei: Ja, sie haben das Recht - nur macht das den Film nicht automatisch gut. Es hat schliesslich einen Grund, warum so viele Leute Müll wie "Iron Eagle", "Rambo III", "Red Dawn" oder "Missing in Action" verdammen. Die sind nicht gut. Und dabei ist es völlig egal, ob der Held nun ein Amerikaner auf Steroide, ein Türke auf Valium oder ein schwuler Mormone ist.

Im Falle von "Valley of the Wolves: Iraq" ist es ein wortkarger, cooler türkischer Kämpfer, der bereits in der gleichnamigen Erfolgsserie seinen Mann stand und es nun in seinem ersten Kinofilm tut. Tatsächlich kommt er schauspielerisch nicht über das Niveau von mittelmässigen TV-Schauspielerin hinweg, es hat ja auch einen Grund, warum als Bösewichter Billy Zane und Gary Busey angeheuert wurden: Die sind (von Zanes Film mit einem grossen Schiff mal abgesehen) Dauergast in Billig- und Videoproduktionen. Genau die Liga von "Valley of the Wolves" also. Zane und Busey sind Amerikaner. Und da wird der Film endlich interessant. Nicht als cineastischer Erguss, da bleibt er alberner Trash, sondern als Zeichen unserer Zeit. Reaktion und Gegenreaktion auf diesen Film sind hundertfach spannender als das Teil selbst. Deshalb dazu ein paar Worte.

Gefallen hat der Film primär den Türken, die ihn in seiner Heimat zum erfolgreichsten Film überhaupt machten. Dass Erfolg nichts mit Qualität zu tun hat, wissen die Schweizer nicht zuletzt seit der Armee-Komödie "Achtung, fertig, Charlie", doch wenn ein Hit aus der Heimat international unter Beschuss kommt, dann steht man für ihn ein, ist doch patriotische Pflicht, oder? Nicht ganz, ich sage auch gerne jedem Deutschen oder Türken, dass "Charlie" doof ist. Etwas anderes passierte in Fankreisen von "Wolves", wo die Liebe zu dem Ramsch plötzlich zur nationalen Pflicht erhoben wurde, der sich nur wenige entzogen. Das wiederum weckte das Interesse der "Gegenseite": Ins Herz getroffene Amerikaner, die meinen, ihr NATO-Verbündeter sei ihnen mit einem anti-amerikanischen Film in den Rücken gefallen. Eine bezeichnende Situation für das stark angewachsene Misstrauen zwischen den beiden Nationen.

Anti-amerikanisch ist der Film auf jeden Fall, daran führt kein Weg vorbei. Der Film beginnt nicht umsonst mit einer einseitigen Interpretation der Sackaffäre von 2003. Damals führten amerikanische Soldaten einige türkische Soldaten ab, ihre Köpfe in Säcke gesteckt. Sie wurden später freigelassen, Donald Rumsfeld entschuldigte sich. Tatsächlich war diese Aktion skandalös und es ist nachzuvollziehen, dass damit die türkische Ehre verletzt wurde. Nicht vergessen darf man jedoch, dass die Türkei seit dem Zweiten Golfkrieg 1990 fürchtete, die Erstarkung der Kurden im Nordirak würde letztendlich zu einem kurdischen Staat führen - im schlimmsten Fall sogar inklusive den kurdischen Gebieten in der Türkei. Deshalb führte die Türkei mehrere Aktionen auf fremdem Territorium durch, von Gefechten und politischer Agitation ist die Rede, auf jeden Fall an der Grenze der Legalität. Was genau also die Soldaten 2003 dort machten, blieb umstritten und der Film kehrt das logischerweise unter den Teppich. Der Hintergrund ist eh egal, Hauptsache man kann sich auf einen "Tatsachen" berufen. Actiontrash, der behauptet, die Realität anzubilden, ist immer dubios. Der Zwischenfall dient jedenfalls als Ausgangspunkt und führt Billy Zane als Bösewicht ein, der später unschuldige Menschen abschlachtet. Selbst bei Abu Ghraib, das völlig ohne Hand und Fuss in den Film hinein findet, hat er seine Finger drin. Zanes Sam Marshall ist eigentlich Zivilist, der Film versucht also, nicht die Amerikaner pauschal als Mörder hinzustellen - doch geben sich die Filmemacher eben naiv, oder insgeheim demagogisch.

Man sieht schliesslich anhand der Publikumsreaktionen, dass hier nicht ein amerikanischer Querschläger (der Zane-Charakter) als Bösewicht wahrgenommen wird, sondern die Amerikaner allgemein. Und damit schürt der Film anti-amerikanische Ressentiments, die in den letzten zehn Jahren in der Türkei leider immer mehr Auftrieb erhalten haben. Die Macher von "Valley of the Wolves" nehmen bewusst in Kauf, Öl ins Feuer zu giessen, gegen die Amerikaner zu hetzen. Und nicht nur gegen sie. Dass ein Arzt, übrigens ein an den Haaren herbeigezogener Subplot, seine aus gemeuchelten Irakis entfernten Organe nach London und Tel Aviv schickt, ist ein deutlicher Seitenhieb gegen Israel, der von seinem Publikum auch so verstanden wird - und sei es nur unterschwellig. Der Film wird dadurch nicht direkt antisemitisch, doch er zeichnet ein Bild, von den bösen Amerikanern, Briten und Israelis, die zusammenarbeiten, um die Moslems dieser Welt ihrer Würde und ihrer Organe zu berauben. Das ist ebenso reisserisch wie dumm.

Dass die Bösen gläubige amerikanische Christen sind und die Leuchtgestalt des Films ein fast kitschig heiliger Imam ist mir doch letztendlich schnuppe. Jeder Actionfilm braucht seine Schurken, seine Helden und seine Moral, und wenn ein Hollywoodfilm heutzutage Moslems als Bösewichter benutzt, gibt es auf der ganzen Welt einen Aufschrei - den gleichen gibt es halt auch umgekehrt. Oder wenn Sunny Deol in indischen Actionfilmen Pakistanis niedermacht. Es ist überall dieselbe plumpe Stimmungsmache, die Mechanismen dieses Genres unterscheiden sich schliesslich nur marginal. Gefährlich wird die Sache nur, wenn so ein Unterhaltungs-Nonsens für sich in Anspruch nimmt, die Realität abzubilden - und die verführbare Masse ihm das glaubt. Das hat hier anscheinend funktioniert, wie man an den Reaktionen sieht, die im Stile von "endlich mal ein Film, der die Wahrheit zeigt" angelegt sind. Oder "endlich haut mal einer den Amis eins rein".

Was mich an der ganzen "Diskussion" aber auch stört, ist die Polemik auf türkischer Fan-Seite: Sie argumentiert, türkische Regisseure hätten das Recht, Amerikaner ins schlechte Licht zu rücken und durchaus passierte Gräueltaten in einen manipulativen Actionfilm einzubauen. Ja klar, das haben sie, das hat jede Filmnation, die bereit ist, sich danach auch den Reaktionen zu stellen. Doch schauen wir mal auf Amerika: Da gibt es diese plumpen Actionkisten leider auch noch, diese brutalen Helden-Actionstreifen fürs Videoregal. Doch auf der anderen Seite gibt es Filme, die sich mit amerikanischen Gräueltaten auseinandersetzen. "Platoon" oder "Casualties of War" haben amerikanische Massaker lange vor "Valley of the Wolves" gezeigt. "Syriana" hat jüngst die US-Politik im nahen Osten angeklagt. Gibt es türkische Filme, die das tun? Das Militär selbstkritisch anschauen? Nein, in der Türkei wird ein Film wie "Büyük adam küçük ask" ("Hejar"), der von einem 5-jährigen Kurdenmädchen handelt, das das Herz eines konservativen Richters erweicht, sogar verboten. Er weiche vom eingereichten Skript ab, rücke die Polizei ins schlechte Licht und wiegle die Kurden auf, lautete die Begründung. Wieso schreien dieselben Leute nicht bei so einem Verbot auf und sagen, der Regisseur habe das Recht, eine solche Geschichte zu filmen? Hier messen viele "Valley of the Wolves"-Fans mit verschiedenem Mass - und das ist noch etwas verlogener als die Reaktion einiger Amerikaner, denen man mit dem Film auf den Schlipps getreten ist.

Es gäbe noch viel zu beleuchten an diesem ganzen Phänomen und kaum je sind alle Themenfelder abgedeckt. Der Film selbst geht hoffentlich bald vergessen, er ist es kaum wert, von jemandem auf dieser Welt gesehen zu werden. Doch "Valley of the Wolves" zeigt auf hochinteressante Weise, wie auf unserem Planeten in den letzten Jahren das gegenseitige Misstrauen gewachsen ist und wir selbst einen dummen Actionfilm als Zeichen nehmen, dass eine Fraktion einer anderen etwas Böses will. Ein erschreckender Gedanke. Dabei hat es die Amerikaner hier noch sanft erwischt. Man denke an die armen Kasachen, die in der Komödie "Borat" als ein Volk dargestellt werden, das mit Pferden und Familienangehörigen intim ist. Dieser Frevel rief selbst die kasachische Regierung auf den Plan, die den Film verteufelte. Da zeigt sich, dass es anscheinend vor allem eines bringt, wenn man einem anderen Land auf die Füsse tritt: gute Werbung.

 

BESTELLEN 
tulumba

 

EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 6.0