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Drama
Taiwan 2009
Alternative Titel Tear; Yan lei; 眼泪
Regie
Cheng Wen-Tang
Drehbuch Cheng Wen-Tang , Cheng Jin-Fen
Darsteller Tsai Chen-Nan, Serena Fang, Huang Jian-Wei, Enno Cheng
Länge 110 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 30.8.10
© Bilder Welcome International,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Kaohsiung im Süden Taiwans: Der Polizist Guo (Tsai
Chen-Nan) leidet unter Wutanfällen, die sich auch in Folter von
Gefangenen äussern. Ansonsten behält er jedoch seine Emotionen unter Kontrolle,
weinen tut er nie. Stattdessen zieht er mit seinem Hund durch die Stadt und lebt
entfremdet von seiner Familie ganz alleine. Ein wenig sozialen Kontakt bekommt
er beim Glücksspiel, beim Aushelfen im Spital - und beim Quasseln mit den
Teenager-Mädchen Wen (Enno Cheng) und Xuan Xuan (Doris Yeh), die in sexy
Klamotten Betelnüsse an Trucker und Nachtschwärmer verkaufen. Doch da findet er
im Fall einer jungen Frau, die an einer Überdosis gestorben ist, endlich etwas,
was ihn seine Schuldgefühle aufarbeiten lässt.
REVIEW
Cheng Wen-Tang gehört zur New Wave der
taiwanesischen Filmindustrie - mit all deren typischen Vor- und Nachteilen. Das
grosse Plus ist die präzise Technik, die sich vor allem in einer erlesenen
Bildsprache äussert. Das gröbste Defizit sind die Verkünstelungen, welche die
Story oft unnötig langweilig machen oder sie in den Bereich des Kunstfilms
überführen. So verzichtet Cheng im vorliegenden Fall fast komplett auf Musik,
bringt Jump Cuts ins Spiel, hält seine Story betont vage und konstruiert seine
Bilder immer etwas ungewöhnlicher als nötig, sei es mit stark blockierenden
Gegenständen oder seltsamen Bildausschnitten.
Dennoch: Die Optik von "Tears" ist die grösste Stärke des Dramas. Ob Gitter im Vordergrund ein Gefängnis für den Protagonisten bilden oder Spiegel die zerrissene Persönlichkeit illustrieren - nahezu alles wirkt überlegt. Und vieles ist in seiner Schlichtheit elegant. Ein Betelnuss-Laden am Strassenrand, verlassene Geleise, die Betonbauten der Stadt. Das alles birgt nicht die visuelle Überwältigungstaktik der bekanntesten New-Wave-Exponenenten, Hou Hsiao-hsien und Tsai Ming-liang, doch auf seine ganz eigene Art zeigt uns Cheng Wen-Tang ("Summer's Tail") hier beeindruckende Aufnahmen.
Auch der Hauptdarsteller verdient nahezu uneingeschränktes Lob, weil der im Ausland kaum bekannte Tsai Chen-Nan sich abwechselnd einsam zurückhaltend und dann cholerisch aggressiv geben kann. Sein Verhalten als Folterpolizist soll Chens Kritik an den noch immer rüden Polizeimethoden in seiner Heimat sein - etwas, das unterzugehen droht. Zwar tauchen die Folterszenen immer wieder auf, doch erst gegen Ende wird klar, in wie weit sie den Seelenzustand unseres Antihelden dominieren. Das ist etwas wenig etwas zu spät. Doch der Aufbau von "Tears" ist sowieso ein fragwürdiger.
Cheng behält nämlich absichtlich vieles im Dunkeln. Charakterbeziehungen sind lange unklar, zwischenmenschliche Konstellationen scheinen vage oder wechseln bei Bedarf sogar, Nebenfiguren erscheinen wie unzugeordnete Satelliten. Der Film will einfach keinen Fokus kriegen. Einzelne Szenen sind stets hübsch anzuschauen oder gar dramatisch, doch als Ganzes fehlt dem Werk der Drive. Es fehlt an der griffigen Dramaturgie, welche uns an das Schicksal der Hauptfigur und ihrer Suche nach Erlösung fesseln würde. Und da kommt die Verkünstelung ins Spiel: Die fehlende Musik, die oft etwas zusammenhanglose Montage - all das verstärkt noch die Distanz. Und letztendlich das Desinteresse.
In "Tears" steckt auf jeden Fall ein guter Film. Ein vielschichtiger, ein stark gespielter und ein hochwertig bebilderter. Doch Regisseur Cheng Wen-Tang scheint Opfer der neueren Kinotradition Taiwans geworden zu sein, bei der mit immergleichen Taktiken der Erfolg auf Festivals von Pusan bis Venedig gesucht wird. Oft scheitert dies, manchmal gelingt es. Hier pendeln wir zwischen den Extremen: "Tears" bleibt stets sehenswert, stets intelligent genug, um unser Interesse wach zu halten. Doch man wird das Gefühl nicht los, dies sei eher trotz des Regisseurs als wegen ihm. Denn der Mann versucht alles, um sein eigenes Werk mit Verkünstelung zu sabotieren. Zum Glück gelingt ihm das nicht immer.
MEINE DVD
Taiwan, Code 3, NTSC
Bild:
Letterboxed Widescreen
Ton:
Mandarin 5.1 mit englischen und chinesischen Untertiteln.
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Yesasia
(Liefert aus HK)
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Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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