The Ring Thing (2004)
Quick-Links: Cast & Crew - Review
CH-Start: 16.12.2004
14.12.04
Die erste Parodie von "The Lord of the Rings" kommt also aus der Schweiz. Die schlechteste leider auch. "The Ring Thing" heisst der Streifen - und auch in zehn Jahren dürften die meisten, die den Film gesehen haben, am liebsten ein Mäntelchen des Schweigens auf das Konstrukt legen. Ich sage das nicht als verbitterter "Lord of the Rings"-Fan. Schliesslich mag ich auch "Spaceballs" und "Airplane", die meine Lieblingsfilme höllisch verarschen. Ja ich amüsier mich auch bei von Kritikern weniger geliebten Parodien wie "Scary Movie 3" oder "Not Another Teen Movie". Aber "The Ring Thing" bringt kaum einen gelungenen Scherz auf die Reihe, vergeigt die meisten Anspielungen auf "Lord of the Rings" und kettet peinliche Zote an lahme Pointe bis aus dem Ganzen die Luft raus ist und man als Zuschauer nur noch das Ende herbeisehnt.
Dabei steckt was drin. Die Macher hatten ein kleines Budget und deshalb den Ansatz gewählt, vollkommen schräg zu sein. Ohne Rücksicht auf Verluste, könnte man sagen. Zu diesem Mut gratuliere ich dem Team, doch so ein Schuss kann aber eben leicht nach hinten losgehen. Statt schräg ist der Film in solchen Momenten nur noch bodenlos peinlich. Doch zuerst mal der Plot. Der schusselige und biedere Bankier Fredi (Edward Piccin) liebt die zickige Heidi (Julia Nakamoura). Mit zwei Monatslöhnen hat er einen teuren Verlobungsring gekauft, mit der er um ihre Hand anhalten will. Doch das Schmuckstück fällt ins Flugzeugklo und Fredi, Ring und Klo stürzen zur Erde. Fredi wacht in einer seltsamen Alpenwelt auf. Der böse Sauraus (Jörg Reichlin) hat ihm den Ring gestohlen und der alte Almgandhi (Leo Roos) erzählt dem ahnungslosen Fredi, was es mit dem Ring auf sich hat: Damit lässt sich die Welt regieren. Wenn er in Sauraus' Hand ist, droht der Untergang. Almgandhi rekrutiert darum Fredi, den er bloss Frido nennt, zusammen mit dem depperten Telehobbie Pupsi (Armin Arnold), um Sauraus zu besiegen. Unterwegs treffen sie auf die sexgeile Elfe Grmpfli (Gwendolyn Rich) und den feigen Krieger Rackaroll (Sebastian Arenas).
Immer mal wieder wird auf "The Lord of the Rings" Bezug genommen. Die Charaktere haben gleiche Züge, Mount Doom sieht aus wie das Matterhorn, die Musik hat ähnliche Noten und mancher Shot, vor allem jene, in denen Frido nach dem Ring greift, sind beinahe 1:1 kopiert. Das sind meist auch die besseren Momente des Films. Andere gelungene Szenen? Ja die gibts. Ich hab mich zum Beispiel köstlich ab einigen Ideen amüsiert, die die Low-Budget-Mentalität des Films aufs Korn zu nehmen. Das abgestürzte Flugzeug ist zum Beispiel aus Pappe (die Ränder nicht einmal sauber ausgeschnitten). Das ist so bizarr, dass es fast an "Monty Python" rankommt. In dieser Szene erzählt Almgandhi Frido auch, wie tot, zerstückelt und kaputt seine Heidi sein müsste. Eine sehr witzige Passage - bloss leider ein Plagiat von "Naked Gun", wo Lt. Drebin Derartiges mehrmals tut. Sowieso scheinen einige der Gags deutlich von besseren Parodien geklaut. Crew zeigen? Macht Mel Brooks in jeden Film. Bizarre Blut- und Gore-Momente? "Monty Python" kommt nicht ohne aus. Und aus "Naked Gun" scheint sowieso viel übernommen. Leo Roos ist beim Liefern solcher trockenen Pointen aber sehr überzeugend. Klar der beste Mann im Cast. Edward Piccins Part beschränkt sich etwas stark aufs Fluchen, aber er spielt ganz okay mit diesen grossen unschuldigen Frodo-Augen. Gewndolyn Richs Sprach-Gags werden schnell repetitiv, doch ihr Mut, Haut zu zeigen, ist löblich. Ich wurde aber den Film hindurch das Gefühl nicht los, man hätte mehr aus ihrer Rolle machen können, als ein Ripoff von "Shreks" Fiona.
Das war das Kapitel mit dem Lob. Der längere Teil mit dem Verriss kommt erst noch. Machen wir gleich bei den Charakteren weiter. Pupsi. Eine Zumutung ersten Grades. Ich suche den Fehler nicht beim Schauspieler, sondern bei den Autoren und der Regie. Dieser Part ist wirklich so oberpeinlich, dass ich schon bei seiner Einführung gehofft habe, der sterbe bald einen qualvollen Tod. Sebastian Arenas ist okay als Aragorn-Verschnitt, Ralph Vogt hat eine der besten Rückblenden als Gollum-Verschnitt mit "Problem in der Hose" - und Edward Piccins Reaktion darauf ist herrlich. Ansonsten auch diese Rolle verschenkt. Jörg Reichlin war mir zu blass für diesen dämonischen Job. Doch eben, die Akteure können alle nicht viel dafür, wenn sie Dialoge aufsagen müssen, die schlicht nicht lustig sind. Bei der Weltpremiere in Zürich herrschte bei der Mehrzahl der Pointen erschütternde Stille. Anstatt wirklich auf Satire, Parodie oder Verarsche zu setzen, kommen Blödel-Gags aus der Steinzeit-Ära zum Zug. Wenn der Film selbst auf Furz-Gags, schwule Drachen und Kot-Haufen zurückgreifen muss, ist man längst weggeschlafen. Am ehesten funktionieren der visuelle Humor, doch davon gibts zu wenig.
Und wenn wir gerade bei der Optik sind: Was ist da passiert? Kaum eine Einstellung aus der Totalen oder Halbtotalen war scharf. Ich dachte erst, da stimme was mit dem Projektor nicht, aber alle Close-Ups sind gestochen scharf. War die Kamera kaputt? Haben die Fokussierer geschlampt? Ich habe später erfahren, dass der erste Kameramann gefeuert und ersetzt wurde. Damit ist auch klar, wieso er gehen musste. Wer auch immer Schuld war, das Produkt ist eine Beleidigung für die Augen des Zuschauers. Es fehlt an Schärfe, die falschen Objekte (meist im Hintergrund) sind scharf und manche Szenen haben ein bräunliches Netz darüber, als sei die Kamera in eine Pfütze gefallen. Sehr sehr schlecht, was hier vorgesetzt wird. Die Schweiz wäre landschaftlich ja wirklich gut geeignet, mit Neuseeland mitzuhalten und die Farbpalette des Films ist recht gelungen weil verfremdet - aber über die Kameraschwächen dieser gravierenden Art kann ich nicht hinwegsehen. Dadurch fällt der Film noch schneller auf völiges Amateur-Niveau.
Technisch missraten, Schauspielerisch passabel, Dialog-mässig recht peinlich und inhaltlich absolut mager. Ein paar Leute gehen von A nach B und schreien sich unterwegs konstant an. Viel Gefluche, viel "ich mach das nicht!" und viel "was ist denn das?" - von Drehbuch eigentlich keine Spur, von anständigem Schnitt, von Dramaturgie ebenso wenig. Ich schreibe solche Dinge wirklich nicht gerne, weil den Kritikern ja immer wieder vorgeworfen wird, sie nörgeln nur, anstatt selbst zu drehen. Darum suche ich auch bei jedem Film was Gutes und sehe auch hier Ansätze. Aber "The Ring Thing" kann ich beim besten Willen nicht in Schutz nehmen. Dagegen sieht sogar "Achtung, fertig Charlie!" aus wie ein Meisterwerk. Und selbst der unsägliche "Scary Movie 2" erscheint in neuem Licht. Wenn bei einer Parodie das Timing nicht stimmt, dann zündet der Film nicht. Das ist hier der Fall. Beim Finale, als alle aufeinander eindreschen und man kaum mehr kappiert was abgeht (geschweige denn jemals lachen muss), habe ich mein zuvor gelegentlich auftauchendes Schmunzeln völlig vergessen und nur noch dem Absturz zugeschaut. Mit Volldampf ins Bodenlose. Löblich schräg ins Bodenlose mit Uru-cows und bizarren Ideen - aber solche Einfälle alleine reichen vielleicht auf Papier. Im Film geben sie einen fünf-Minuten-Scherz her. Das Beste neben oben genanntem Papp-Flugzeug? Der Gag im Abspann. Der ist so blutig, der passt gar nicht in den Film.
Fazit? Die erste Parodie ist nicht immer die beste. Oder: Manchmal sollte man einen lustigen Einfall besser durchdenken. "Lord of the Rings"-Verarsche in der Schweiz, darauf bin ich auch gekommen. Doch ich hab nicht zur Kamera gegriffen. Deshalb sollte ich die Schnauze halten. Aber ich warne euch trotzdem: Macht euch auf ein halbgares Filmchen gefasst, ein frustrierend missratenes, zusammengestückeltes und zu selten lustiges Filmchen mit Transen-, Schwulen-, Furz-, Kiff- und "bisch en Mongo"-Gags, von denen vielleicht 10% funktionieren. Der Rest ist "Gaga gugus Pupsischmusen".
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14.12.04 ~ last updated 14.12.04
© text molodezhnaja / photo Buena
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