Fight Club
Regie: David Fincher
Buch: Jim Uhls nach dem Roman von Chuck Palahnick
Musik: The Dust Brothers
Mit: Edward Norton, Brad Pitt, Helena Bonham Carter,
Meat Love, Zack Grenier, Jared Leto
--> Neue Kritik
(c) by 20th Century Fox
Die Story
Der konsumgeile Erzähler 'Jack' [Edward Norton] leidet an akuter Schlaflosigkeit und hat seit über sechs Wochen nicht mehr geschlafen. Er weiss keinen Ausweg und besucht auf Anweisung seines Arzts eine Gruppe von Hodenkrebs-Patienten, um zu sehen, was wahrer Schmerz ist. Dort kann er sich tatsächlich öffnen - und weinen. Und so schläft er wie ein Baby! Leider wird er abhängig von Selbshilfegruppen, jeden Tag muss er eine andere besuchen, um weinen zu können. Wochenlang geht diese Sucht gut. Bis Marla Singer [Helena Bonham Carter] in all seinen Sitzungen auftaucht. Er ärgert sich, wird nervös und kann nicht mehr schlafen. Er stellt sie zur Rede und sie vereinbaren, dass sie sich die verschiedenen Gruppen unter den Wochentagen fair aufteilen. Auf einem Flug trifft der brave Sachbearbeiter dann eines Tages den charsimatischen Seifenverkäufer Tyler Durden [Brad Pitt] und sein Leben nimmt eine neue Wendung: Kaum zu Hause muss er sehen, dass seine Wohnung mit all den geliebten IKEA-Möbeln explodiert ist! Aus Verzweiflung ruft er Durden an. Der ist ein völliger Spinner: Der Schönling schneidet bei Filmvoführungen gerne Mal Pornoszenen in Kinderfilme oder pisst als Nobelkellner in die Suppe. So ist es nicht derart erstaunlich, als er 'Jack' bittet, ihn so hart zu schlagen wie er nur kann! Das tut er - und kriegt gleich eine zurückverpasst. Durden ist kräftig und sein Schlag tut verdammt weh. Dennoch schlägt 'Jack' zurück. Und sie prügeln sich. Danach fühlen sie sich grossartig - und so fängt es an.
Mehr und mehr Männer wollen mitprügeln, wenn sich Tyler und 'Jack' jedes Wochenende verhauen. Immer treten sie Mann gegen Mann an. Es gibt kaum Regeln. Aus den Prügelorgien wird 'Fight Club', ein Ort, wo Normalbürger wieder einmal richtig 'Mann' sein können. Es geht nicht um gewinnen oder verlieren - sondern um das Gefühl zu leben und frei zu sein. Dann taucht Marla in dem verfallenen Haus auf, wo sich Durden und 'Jack' eingenistet haben. In Tylers Toilette liegen am Morgen einige Kondome. Geiler Sex für ihn und Marla - Schock für 'Jack'. Will sie nun diese wunderbare Männerfreundschaft zerstören? Von nun an muss er tagelanges Sexgestöhne und erderschütterndes Gebumse aushalten. Marla macht auch 'Jack' an, aber der will nicht. Kann nicht. Zudem hat er noch andere Probleme: Die Cops glauben, er habe seine Wohnung selbst in die Luft gejagt. Dabei war es Tyler! 'Um dich zu befreien', wie er sagt.
Auch andere will er 'befreien' - mehr und mehr 'Fight Clubs' werden gegründet. Der Anarchist und Konsumgegner Tyler fühlt sich zum Leader einer faschistoiden Truppe berufen, die er aus den 'Fight Clubs' rekrutiert. Diese ihm völlig ergebenen Soldaten jagen Computergeschäfte hoch, erpressen Politiker, verüben anarchistische Anschläge. Das wird 'Jack' zuviel und als Bob [Meat Loaf], der dicke Hodenkrebspatient mit Megatitten, mit dem er sich in einer Therapiegruppe angefreundet hatte, von Polizisten getötet wird, beginnt 'Jack' offen zu rebellieren - am nächsten Tag ist Tyler weg!
Achtung: das Ende wird verraten!
Im ganzen Land ist er unterwegs und gründet neue 'Fight Clubs', um seine Armee zu vergrössern und 'Projekt Mayhem' zu starten. 'Jack' jagt ihn, ist ihm aber immer einen Schritt hinterher. Die Leute, die er trifft, scheinen ihn alle zu kennen. Dann trifft er Tyler. Und ihm wird plötzlich alles klar: Tyler existiert nicht. Er ist eine Projektion all seiner Wünsche. Er lebt wie 'Jack' möchte, er handelt wie 'Jack' gerne möchte, er fickt wie 'Jack' gerne ficken möchte. Tyler ist ein imaginärer Freund! Alles was Tyler getan hat, hat er selbst getan. 'Jack' ist am verzweifeln, denn Tylers 'Projekt Mayhem' (das ja nun eigentlich seins ist) sieht die Zerstörung von Dutzenden von Kreditkarten-Hochhäusern vor. Wie kann er das verhindern? Indem er Tyler tötet? Aber wie tötet man sein eingebildetes alter-ego? Indem man sich selbst tötet, natürlich! Er setzt sich die Pistole an den Unterkiefer - und schiesst.
Tyler verschwindet. 'Jack' (ähm nennen wir ihn fortan Tyler Durden, denn das ist sein richtiger Name) lebt aber noch. Er hat sich bloss ein Loch in den Unterkiefer geschossen und blutet stark. Marla kommt angerannt. Tyler nimmt sie in die Arme und zusammen schauen sie aus dem Fenster, wo Bomben explodieren und Hochhäuser zusammenstürzen. Schön. Besser als Kino...
KritikE
Schaut dazu auch auf meiner neuen Fight-Club-Seite vorbei!
Ein Film wie ein Faustschlag! Der vielleicht meistdiskutierte Film des Jahres (neben 'Dogma') ist ein einziger 140min-Widerspruch: zynische Konsumsatire und brutales Drama, faschistoid und anarchistisch, eine homoerotische Fundgrube und ein sexistischer Machotraum, eine dröhnende Stilübung und eine tiefgehende Studie über Amerika am Ende des Milleniums. Aber das Beste: egal als was man den Film sieht, er ist in jeder Definition phantastisch! Highlights: Edward Norton, Finchers überladener aber ultra-innovativer Stil, die ganze erste Stunde, die extrem witzig ist und "sexiest man alive" Brad Pitt, der selten abstossender und selten faszinierender war. Und all diese Widersprüche machen so herrlich Sinn - denn ebenso verschieden sind Charakteren von Norton und Pitt. Doch genau wie die Widersprüche im Film werden die Charakteren eins - im wahrsten Sinne des Wortes! Ein grossartiger, kontroverser Paukenschlag, der das Potential hat jedem Zuschauer was zu bieten, das ihn beleidigt (nicht nur IKEA-Möbel-Fans). Film Total meint: "Wag es ja nicht, dieses Jahrtausend zu verlassen, ohne diesen Film gesehen zu haben." Wie wahr!
Fazit: * * * * *
Story: sehr gut
Kamera & Stil: famos
Darsteller: sehr gut - v.a. Edward
Norton. Brad Pitt und (überraschend) Meat Loaf sind auch seht gut! H.B.Carter etwas
unterfordert-
Musik: gut
Andere Stimmen zum Film:
"Fincher's movie may strike
people as brilliant, crazy or dangerous, but it will strike them." -- Newsweek
"Don't you dare leaving the century without seeing
this movie!" (* * * * *) -- Film Total
"Fight Club" is the most frankly and cheerfully fascist big-star
movie since "Death Wish," a celebration of violence in which the heroes write
themselves a license to drink, smoke, screw and beat one another up...It's macho porn--the
sex movie Hollywood has been moving toward for years, in which eroticism between the sexes
is replaced by all-guy locker-room fights... The fact that it is very well made and has a
great first act certainly clouds the issue.(* * ) --
Roger Ebert