Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events (2004)
Quick-Links: Cast & Crew - Review
US-Start:
17.12.2004
CH-Start: 27.01.2005
17.12.04
"A Series of Unfortunate Events" des Autors Daniel Handler (aka. Lemony Snickets) sind so etwas wie die US-Gegenstücke zu "Harry Potter" und momentan voll en vogue. Ich hab dennoch noch keines der momentan elf Bücher gelesen. Am Schluss sollens dreizehn sein. Mal sehen, obs auch so viele Filme geben wird. Ich bezweifle es, denn anders als die Filme um den britischen Hexenlehrling kam "A Series of Unfortunate Events" bei Publikum und Kritik nur okay an. Dabei ist der Film wunderbare Unterhaltung. Das Skript nimmt die drei Bücher "The Bad Beginning", "The Reptile Room" und "The Wide Window" zusammen. Daraus ist bereits zu sehen, dass der Film einen leicht episodischen Charakter bekommt. Doch erst einmal, für die weniger Eingeweihten, die Story:
Die Baudelaire-Kinder erfahren, dass ihre Eltern bei einem tragischen Feuer umgekommen sind. Der Anwalt Poe (Timothy Spall) bringt die 14-jährige Erfinderin Violet (Emily Browning), ihren lernfreudigen Bruder Klaus (Liam Aiken) und Baby-Schwester Sunny (Kara und Shelby Hoffman) deshalb zu ihrem nächsten Verwandten: Count Olaf (Jim Carrey), von dem sie nie zuvor etwas gehört haben. Olaf ist ein drittklassiger Schauspieler mit übergrossem Ego, "Nosferatu"-Look und bösen Gedanken. Er will durch die Kindern nur an das Baudelaire-Vermögen gelangen und versucht deshalb bei erster Gelegenheit, sie zu töten. Sie überleben aber und Poe bringt sie zu erst zum Schlangen-Fan Onkel Monty (Billy Connelly) und später zur hyperängstlichen Tante Josephine (Meryl Streep). Doch überall taucht Olaf auf.
Carrey ist als Olaf eine Idealbesetzung. Grossspurig verkörpert er den Fiesling mit viel Gusto. Zum Glück weiss Silberling, dass man diesen Carrey nicht 100 Minuten aushält und bringt ihn wohl dosiert. So kann man sich über sein fieses Lachen, seine Verkleidungen, seine Dinosaurier-Imitation oder seine köstliche Aussprache von "Baudelaire" freuen. Die anderen Mimen rücken etwas in den Hintergrund, bleiben aber absolut interessant. Jude Law spielt die Titelrolle des Lemony Snickets. Er ist nur zu hören und in Silhouette zu sehen, wie er das Buch schreibt und am Anfang genüsslich warnt "this is a very unpleasant movie". Die ersten fünf Minuten sind eh genial - wenn Silberling erst mit einem animierten Elfen-Film beginnt, den regelrecht zerstört und mit Laws warnendem Voice-Over weitermacht. Auch Meryl Streep hat sichtlich Spass als verschrobene Tante, Dustin Hoffman leistet sich ein Cameo, Billy Connelly bleibt blass.
Und dann sind natürlich die Kinder. Emily Browning hat die Lippen einer Angelina Jolie und das Hirn eines MacGyver. Sie ist sexy, aber trotzdem kindlich. Eine hübsche Besetzung. Weniger gut gefiel mir Liam Aiken, der in allen Belangen passiv bleibt. Hey, deine Eltern sind tot! Hey dein Onkel will dich killen! Aber er scheint irgendwie im Dilirium. Die Coolste kommt gleich im Doppelpack: Die Zwillinge Kara und Shelby Hoffman. Der Film unterlegt ihre Baby-Laute mit köstlichen Untertiteln. Diese rotzige Kombination sorgt für einige der grössten Lacher des ganzen Films. Die meisten anderen gehen aufs Konto von Jude Laws Erzähler oder Jim Carreys hysterischer Performance.
Doch ein Film wie dieser wird letztendlich auch an seinem Art Design gemessen. Die Vorlage ist schliesslich ziemlich düster und visuell einfallsreich. Ein Stoff, wie ihn Roald Dahl schreiben und jemand wie Tim Burton, Nicolas Roeg oder Danny De Vito blendend hätte inszenieren können. Silberling, der den Job übrigens vom ebenfalls geeigneten Barry Sonnenfeld übernommen hat, nutzt die Chance und erschafft eine bezaubernde und doch verstörende Welt. Hier passieren schliesslich wirklich schlimme Sachen und die visuelle Repräsentation wird dem gerecht. Manche Sets sind eindeutig künstlich, funktionieren dann aber durch eine surreale Abstrahierung. Es ist eine vollkommen andersartige und doch so wunderbare Welt. Bestes Set Design? Meryl Streeps Haus auf Holzpfählen über einem gigantischen Abhang am Meer. In dem Haus gibts auch ein Bild von "Out of Africa". Nur ein visueller Mini-Gag. Ein anderer ist das Dino-Modell in Montys Garten, das einem Shot aus "Jurassic Park" nachempfunden ist. Ganz klar: Silberling und sein meisterlicher Kameramann Emmanuel Lubezki ("Sleepy Hollow", "Y tu mama también") hatten ihre Freude.
Genau die kam zu mir rüber. Ich liess mich anstecken und blendend unterhalten. Wie gesagt: Der Plot ist etwas episodisch und hie und da hängt er durch (v.a. bei den Monty-Szenen), doch das stört kaum. Etwas schmerzhafter sind die kitschigen Szenen, die nicht wirklich funktionieren. Das Lesen des laaaangen Briefes gegen Filmende hat bei mir zum Beispiel nichts ausgelöst, auch nicht der Verschwörungs-Plot, der wohl durch die nächsten Filme weitergezogen würde. Eher schon gefielen mir die kleinen emotionalen Momente wie die zweitletzte Einstellung des Films, der die drei Kinder auf dem Rücksitz des Autos zeigt, schlafend, die Köpfe beeinander. Ein himmlisch schöner Shot, der mehr sagt, aus tausend Worte. So einem Werk kann man nicht böse sein. Dazu temporeiche Handlungsteile, tolle Performer, eindrückliche Bilder, rabenschwarzer Humor und die Aussicht auf ein Sequel. Ein wirklich gelungenes Fantasy-Comedy-Abenteuer mit düsterem Einschlag für die ganze Familie.
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7.1.05 ~ last updated 7.1.05
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