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Tragikomödie
Taiwan 2007
Alternative Titel Bang bang wo ai shen; 幫幫我愛神

Regie Lee Kang-sheng
Drehbuch Lee Kang-sheng
Ausführender Produzent Tsai Ming-liang

Darsteller Lee Kang-sheng, Jane Liao, Ivy Yi, Yin Shin, Dennis Nieh

Länge 99 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 18.8.08
©  Bilder Strand, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Börsenmakler Ah Jie (Lee Kang-sheng) hat beim letzten Crash alles verloren. Nun ist er masslos überschuldet, seine Wohnung ist verpfändet und er sieht keine Zukunft mehr. Die Zeit schlägt er mit dem Rauchen von Joints tot, das Marihuana dazu pflanzt er im Schrank an. Als ihn die Verzweiflung mal wieder übermannt, ruft er die Hilfe-Hotline an. Dort hat er Chyi (Jane Liao) am Apparat, deren liebevolle Stimme ihn beruhigt. Er meldet sich wieder und beginnt, sich Chyi als sexy Telefonmieze vorzustellen. Doch als er sie um ein Date bittet, wimmelt sie ab - denn was er nicht weiss: Chyi ist eine pummelige und frustrierte Frau, deren Gourmet-Gatte (
Dennis Nieh) sie wegen seiner eigenen latenten Homosexualität lieber mit Essen ruhig stellt, als sich um sie zu kümmern. Der enttäuschte Ah Jie projiziert seine Fantasien nunmehr auf die hübsche Shin (Ivy Yi), die in knappen Kleidern an der Strasse unten Betel-Nüsse verkauft. Und er beginnt Chyi zu stalken - erwischt dabei aber die falsche Frau.

 

REVIEW
Taiwans Kunstkino lässt sich vor allem auf zwei Namen reduzieren: Tsai Ming-liang  und Hou Hsiao-hsien. Ersterer ist für surreale, oft mit Sex und psychedelischen Bildern geschwängerte Grossstadtgeschichten wie The Wayward Cloud verantwortlich. Letzterer für eher gemächliche Kunstdramen wie Three Times. Beide sind auf ihre Art ziemlich prätentiös, beide werden trotzdem an den Festivals gehätschelt und gepflegt. Neben diesem Duo gibt es noch eine Vielzahl weiterer Independent-Filmemacher, doch deren Werk lässt sich oft einteilen in die Tsai- und die Hou-Kategorie, denn viele nehmen sich die zwei als Vorbilder. Das gilt auch für Lee Kang-sheng, Tasis Lieblingsschauspieler. Zweimal wagte der sich nun auch schon hinter die Kamera, sein neuster Streich "Help Me Eros" steht denn auch ganz in der Tradition seines Mentors Tsai Ming-liang.

Der waltete hier als ausführender Produzent und Ausstatter - und obwohl Lee Kang-sheng selbst das Drehbuch verfasste, die Hauptrolle spielte und gleichzeitig Regie führte, trägt der Film doch die Handschrift von Tsai. Ist das gut? Nicht unbedingt, denn dadurch hängt "Help Me Eros" der gleiche verkünstelte Arthauskitsch an, wie vielen Filmen Tsais. Auch die Mischung aus Grossstadt-Ennui, etwas Psychedelik und gewagtem Sex ist bereits durch Tsai gut abgedeckt. Hier wirkt es nun aufgewärmt. Auf der anderen Seite haben Tsai und damit nun auch Lee eine beinahe typisch taiwanesische Bildsprache, die eine spezielle, flüchtige und stets leise faszinierende Atmosphäre aufbaut.

Die ganzen Neonlichter, die knapp bekleideten Schönheiten - das bietet auf alle Fälle etwas fürs Auge. Dazu kommt eine oft krude Symbolik, die in ihrer Direktheit überrascht. Der Film beginnt zum Beispiel mit dem grausamen Zubereiten eines lebenden Fisches, der noch nach Luft schnappt, wenn er auf dem Teller angerichtet wird. Ah Jie schaut sich die Sendung an und die Parallelen zu seinem Leben sind gewollt. Später wird Chiyis Leben als äusserlich harmlose Fassade dargestellt: Ihr properer Gatte, ein leidenschaftlicher Koch, füllt sie mit köstlichen Speisen ab und lässt sie regelrecht verfetten - weil er sie mit anderen Lüsten nicht bedienen will, denn er scheint eine latente Homosexualität zu unterdrücken. Man hasst weniger ihn als die Gesellschaft, die ihm vorschreibt, ein heterosexuelles Leben zu führen, statt seine Gefühle zu entfalten. Nun leiden darunter gleich zwei Menschen.

Anderes wirkt dagegen eher willkürlich, so etwa das wiederholte Bild der jungen Frauen, die regelrecht in die vorbeifahrenden Fahrzeuge gelotst werden. Oder die Lieder, die wie bei Tsais Filmen, meist einen ironischen Kommentar abgeben oder mit ihrer Kitschigkeit gar nicht zum Film passen wollen. Eine Enttäuschung gibts auch an der Schauspielfront zu verzeichnen: Während die Damen, die F4 Girls aus dem taiwanesischen Fernsehen, nicht nur ungeheuer sexy, sondern auch passend besetzt sind, wirkt der Regisseur selbst wie ein Fremdkörper. Sein gelangweiltes Spiel ist das eine, seine Fixierung darauf, dass seine Figur den akrobatischsten Sex diesseits des Kamasutras hat, das andere. So richtig glaubwürdig ist das nicht, er würde kaum Chyi stalken, wenn er daheim einen flotten Dreier mit zwei Erstklass-Frauen haben kann.

Doch Logik war nie die Stärke des Tsai-Kinos. Und sein Zögling Lee folgt demselben Mantra. Es geht mehr um Stimmungen und Assoziationen, um plumpe Metaphern und verkünstelte Traumszenerien. Manchmal trifft Lee damit den Nagel auf den Kopf und der Film wird zur prickelnden Grossstadtballade - doch genauso oft haut er daneben und präsentiert ein prätentiöses Kunstfilmgedöns. Sonderlich viel besser oder schlechter als ein Tsai-Original ist diese Kopie auch nicht. Es fehlt die überbordende Schwelgerei von The Wayward Cloud, dafür wirken hier die Charaktere wenigstens eine Spur glaubhafter. Der Schüler zieht also mit dem Meister gleich - und liefert einen zutiefst mittelmässigen Film ab, der aber immerhin Faszination ausstrahlt.

 

MEINE DVD
USA, Code 1, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Mandarin 2.0 mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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