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Drama
Südkorea 2014
Alternative Titel Doheeya; Dohee; 도희야
Regie July Jung Joo-ri
Darsteller
Bae Doona, Kim Sae-ron, Song Sae-byeok, Jang Hie-jin, Kim Min-jae, Mun Seong-kun
Zuschauer 105'800
Länge 119 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 25.6.2017
© Bilder Art Service,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die Polizistin Young-nam (Bae Doona) wird aus der Stadt in einen
kleinen Küstenort versetzt, wo sie den Posten der Polizeichefin übernimmt. Ihr
wird schnell klar, dass die Regeln auf dem Land anders sind als in der Stadt.
Als sie Zeugin davon wird, wie die 14-jährige
Sun Dohee (Kim Sae-ron)
von ihrem Stiefvater (Song Sae-byeok) und
ihrer Grossmutter verprügelt wird, greift sie ein. Da sich die Lage nach dem
Unfalltod der Grossmutter noch verschärft, nimmt Young-nam Dohee bei sich auf.
Doch die Schülerin ist alles andere als pflegeleicht, verletzt sich in ihrem
Selbsthass oft selbst und strapaziert auch die Geduld von Young-nam, die wegen
ihres Alkoholkonsums schon angeschlagen ist.
REVIEW
Gleich drei kontroverse Themen, die hier auf überaus
achtsame Weise angegangen werden: Alkoholismus, Homosexualität und Misshandlung.
Am Anfang deutet nur wenig darauf hin, dass der Film gleich mehrere heisse Eisen
anpackt, aber wenn Protagonistin Young-nam gezeigt wird, wie sie Alkohol in ihre
Wasserflasche füllt, wird schnell klar, dass hier keine Wohlfühlshow folgt. In
der Tat kontrastiert Regisseurin July
Jung, die nach einer Reihe von Kurzfilmen ihr Spielfilmdebüt gibt, geschickt den
heimlichen Alkoholismus von Young-nam mit jenem des aggressiven Stiefvaters.
Die nächste Stufe ist die Gewalt, die nicht nur vom Vater ausgeht, sondern auch von der Grossmutter (und im weiteren Sinne von der ganzen Gemeinde, die etwa einen illegalen Einwanderer schamlos ausnutzt - beinahe ein viertes Thema des Films, wenn es etwas mehr ausgearbeitet würde). Die Gewalt ist sozusagen der plakativste Aspekt des Films, es wird schnell klar, dass die Kleine misshandelt wird. Und man ahnt in etwa, in welche Richtung der Film sich bewegen wird. Doch das Spannende ist, dass Jung Dohee nicht einfach in eine Opferrolle drängt, sondern sie deutlich facettenreicher zeichnet.
Das wird insbesondere im letzten Drittel klar, wenn die Kleine für ihre Beschützerin Gefühle entwickelt - diese wiederum aber gefährlich werden, weil, letztes Thema, Young-nam lesbisch ist. Soviel Spoiler muss sein, denn "A Girl at My Door" präsentiert dies weniger als grosse Überraschung, sondern als Teil des ganzen Mosaiks, welches eine ungeheure Eigendynamik entwickelt. Als Homosexuelle steht Young-nam sozusagen unter Generalverdacht, und die vielleicht gar nicht so naive Dohee weiss bald sehr genau, wohin die Erwachsenen um sie herum sie drängen wollen bzw. wohin sie sie drängen muss, um zu bekommen, was sie will. Sie ist, daran ist nicht zu rütteln, ein Opfer. Aber keines im rein passiven Sinne.
Die zur Drehzeit tatsächlich erst 14-jährige Kim Sae-ron, die als Kinderdarstellerin in The Man From Nowhere (2010) schon einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, spielt Dohee mit eindrücklicher Energie. Doch der Film gehört klar Bae Doona, im Westen vor allem bekannt durch ihre Zusammenarbeit mit den Wachowskis ("Cloud Atlas", "Sens8"). Ohne auch nur einmal den "Star rauszuhängen" spielt sie die leidgeprüfte Polizistin mit Ruhe, aber einigen Schattenseiten. Auch sie kennt das Gefühl, Opfer zu sein, und auch sie will sich nicht in diese Bahn drängen lassen.
Nicht vergessen werden darf freilich die Frau hinter den Kulissen: Debütantin Jung inszeniert unaufgeregt, aber stets glaubhaft, bedient sich simpler, aber präziser Bilder, und führt ihre Darsteller mühelos. Mit zwei Stunden ist der Film eine Spur zu lang - aber angesichts der sich immer wieder ändernden Konstellationen fühlt er sich nie langatmig an. Da könnte sich fast schon der deutlich namhaftere Produzent des Films, Secret Sunshine-Regisseur Chang-dong Lee (weiss Gott kein Mann des Subtilen) eine Scheibe abschneiden.
EXTERNE LINKS
imdb.com
Hancinema
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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