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> Phantom India, 1969
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> Calcutta, 1969
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> God's Country, 1985
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> ... And the Pursuit of Happiness, 1986
© Text Marco,
molodezhnaja 21.6.07
© Bilder criterion, Screenshots molodezhnaja
Phantom
India
L'inde phântome (Frankreich, 1971) Regie:
Louis Malle Länge: 363 Minuten. Französisch mono mit englischen Untertiteln. |
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Ende 1967 fuhr Malle für zwei Wochen nach Indien, um dort eine Filmreihe zum Thema "neuer französischer Film" zu präsentieren. Er war derart fasziniert von dem Land, dass er fünf Monate blieb - und eine siebenteilige, rund sechsstündige Dokumentation über "Indien" drehte, auf die er bis zu seinem Lebensende ganz besonders stolz war. Und das auch zu Recht, denn das Mammutprojekt hat etwas Einzigartiges. Zwar orientiert sich der etwas ziellose und lockere Stil an den früheren Dokfilmen Malles, doch die Faszination Indiens, seiner Leute und seiner Gegensätze, wird spürbar. Das liegt wohl auch daran, dass die Dok ein ganz persönliches Unterfangen war, denn Malle reiste ohne Licht- und Toncrew an, sondern filmte "für sich" und sorgte erst später für einen Distributionskanal. Ein Jahr lang schnitt er das 30-stündige Rohmaterial, das er gedreht hatte und das Resultat ist wahrhaftig überwältigend: Ein sehr persönlicher, aber weitreichender Blick auf Indien, seine Probleme, seine Traditionen, seine Widersprüche, seine Menschen und seine Zukunft. Alles aufzuzählen, was Malle dabei anpackt, wäre sinnlos, vielmehr gilt es, ihn auf seiner Reise durch Kerala, Madras und Bombay zu begleiten. Er spricht mit Politikern und einfachen Leute, er spricht Englisch mit dem Mittelstand und filmt stumm die Armen und Ausgestossenen. Er widmet sich Kasten und Religion, Wirtschaft und Politik, Zeremonien und Tanz. All das macht er ein wenig naiv, denn schliesslich entdeckt er das Land sozusagen mit der Kamera. Doch schnell hat er die Kniffe draussen, rasch erkennt er die Zusammenhänge - und als Zuschauer kann man ebenso einem Trip durch ein Land folgen wie einem Filmemacher auf einer spirituellen Reise. Malles Entwicklung direkt auf Film. Die faszinierendsten Episoden sind jene, in denen Malle einem Werner Herzog gleich mit leichtem Kopfschütteln aber unerschütterlicher Neugier an das Gesehene herangeht und berichtet. Das Voiceover dazu passt ebenso wie die selten eingesetzte Musik - und die immer wieder ironisch montierten oder arrangierten Bilder. So sieht man etwa das bürgerliche Bombay beim Yoga erlernen oder einen zu instruierenden Verkehrspolizisten, hinter dem sein Lehrmeister steht und weil sich die beiden fast tanzend miteinander bewegen, spielt Malle Musik ein. Letztendlich ist es die schiere Fülle an Informationen und Eindrücken, welche Malle hier transportiert, die einen die ganze Zeit über an den Bildschirm fesseln. "Phantom India" ist technisch kaum eine herausragende Doku und manchmal würde man sich, wie fast in der ganzen Box, ein Ziel wünschen, einen deutlich herausgearbeitet Fokus, statt dem "dann filmen wir mal drauf los"-Motto. Doch der Reichtum der Bilder, die ungefilterten Eindrücke und Malles gewitzte Kommentare machen das Ganze zu einem unvergesslichen Trip in eine vielseitige Welt. Gerade für Bollywood-Fans ein sehenswerter "Reality Check". PS: Als Auskopplung aus dem Indien-Material veröffentlichte Malle 1974 Calcutta.
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Calcutta
Calcutta (Frankreich, 1969) Regie:
Louis Malle Länge: 99 Minuten. Framzösisch mono mit englischen Untertiteln. |
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Viele Inder, vor allem solche, die in England lebten, wo die BBC Phantom India ausgestrahlt hatte, warfen Malles 6-stündigem Doku-Epos vor, es sei zu stark fixiert auf die negativen Seiten Indiens. Dasselbe passierte auch bei "Calcutta": Malle und seine Cutterin Suzanne Barron waren sich einig, dass sie während des dreiwöchigen Aufenthalts in Calcutta derart viel gedreht hatten, dass dies einen eigenen FIlm rechtfertigen würde. Darin zeigt Malle die miserablen Lebensbedingen in der bengalischen Metropole, er schreckt nicht vor krassen Bildern halbverhungerter Kinder und schmutziger Zuwanderer zurück. Damit kolportiert er das Bild des mausarmen Calcutta - doch dies mit einem rein dokumentarischen Auge. Das elitäre Calcutta, das Calcutta der Industrie und des Fortschritts ist auch da, doch im Jahr 1969, in einer politisch turbulenten Zeit für Westbengalen (die mitte-links-Regierung wurde gestürzt), war die andere Seite schlicht dominanter. Und Malle zeigt sie. Nicht ohne Faszination, aber auch anklagend. Und stets voller Menschlichkeit. Die Hauptstadt Westbengalens erscheint daher als Moloch, in dem 40% der Einwohner unter menschenunwürdigen Bedingungen leben sollen und in dem doch das Leben pulsiert - oder das Chaos herrscht, je nach Ansicht. Malle illustriert dies mit weniger Worten und dafür mehr Tempo als in Phantom India. Der Film wirkt gestresster, hektischer und daher den Bildern angepasst. Zwar blinzelt auch hier immer wieder etwas Poesie durch, die den Vorgänger vielfach auszeichnete, doch es sind kurze Momente in einem Übermass an Tristesse und Dreck. Mag sein, dass dies kein sehr vorteilhaftes Bild von Calcutta zeichnet und natürlich sieht die Lage 40 Jahre später auch wieder anders aus - doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Malle hier Missstände vor Ort mutig und kompromisslos einfängt. Nach diesem auch für Malle prägenden und einschneidenden Erlebnis lebte er wieder in Frankreich, wo er Spielfilme wie "Murmur of the Heart " drehte und dann 1979 nach Amerika emigrierte.
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... And the Pursuit
of Happiness
... And the Pursuit of Happiness (USA, 1986) Regie:
Louis Malle Länge: 81 Minuten. Englisch mono mit englischen Untertiteln. |
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God's Country sollte nicht Malles einzige Auseinandersetzung mit seiner neuen Heimat Amerika bleiben, schon kurz nach dem Dreh des Hauptteils der Dok (1979) wandte er sich dem sozialkritischen Drama "Atlantic City" mit Burt Lancaster und Susan Sarandon zu. Nach dem Rassismusdrama "Alamo Bay" und dem zweiten Teil von God's Country stand eine weitere Dok an: "... And the Pursuit of Happyness", der seinen Titel aus der US-Verfassung nimmt und sich um Immigranten im Land dreht. Malle, selbst Immigrant, hat einen besonders guten Draht zu dem Thema. Die HBO-Produktion unterscheidet sich dahingehend von den anderen Malle-Dokus, dass der Regisseur hier mit einem festen Ziel an die Arbeit gegangen ist, statt zu improvisieren. Er wollte verschiedene Volksgruppen aufsuchen und interviewen, die sich in Amerika angesiedelt haben. Dank "Alamo Bay" hatte er schon eine Ahnung von den Rivalitäten zwischen vietnamesischen Einwanderern und alteingesessenen Bewohnern im Süden, ein Thema, das er hier abermals ausreizt und interessanterweise Schwarze findet, die sich durch die Vietnamesen gestört fühlen. Dies jedoch weniger aus rassistischen Gründen, sondern weil sie vermuten, die "chaotischen" Vietnamesen seien in das Quartier gelockt worden, um die Eingesessenen zu vertreiben, damit das Land neu bebaut werden könnte. Hinter all dem stecken natürlich die Weissen. Doch öfters noch als auf Misstrauen und Neid stösst Malle auf Euphorie. Diese Einwanderer sind dem "Streben nach Glück" noch mehr verhaftet, als die traditionellen Amerikaner, da sie beweisen wollen, dass sie etwas auf dem Kasten haben. Malle interviewt sie alle - auch den karibischen Poeten Derek Walcott, der 1992 einen Nobelpreis gewann, und der hier etwas verbittert ablästert. Die Palette an verschiedenen Volksgruppen und Charakteren verleiht dem Film einen allgemeingültigen, universellen Charakter. Mit 81 Minuten bleibt er angenehm kurz und man wird das Gefühl nicht los, der Film erzähle vieles, was man eh schon weiss, doch er ist auf alle Fälle ein interessanter Trip durch den Melting Pot Amerika.
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