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Thrillerdrama
Philippinen / USA 2006
Alternative Titel
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Regie Neill Dela Llana, Ian Gamazon
Drehbuch Neill Dela Llana, Ian Gamazon
Darsteller Ian Gamazon, Dominique Gonzalez, Jeffrey Lagda, Solita P. Nadal

Länge 80 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 26.8.06
©  Bilder magnolia, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der in San Diego lebende Philippine Adam (Ian Gamazon) arbeitet als Security-Mann und hat Probleme mit seiner Freundin. Da erreicht ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters. Er fliegt nach Manila, um der Beerdigung beizuwohnen. Doch am Flughafen erhält er per Handy einen mysteriösen Anruf: Seine Mutter und seine Schwester seien in den Händen von moslemischen Terroristen. Und wenn Adam nicht genau befolge, was sie ihm via Telefon erzählen, würden die Familienangehörigen sterben. Für Adam beginnt so eine schweisstreibende Odyssee durch die Provinz Cavite.

 

REVIEW
"Cavite" ist durch und durch ein Independent-Film, den die philippinisch-stämmigen Amerikaner Neill Dela Llana und Ian Gamazon fast im Alleingang durchgezogen haben. Allein deshalb ist das Projekt schon faszinierend. Und es funktioniert in manchen Belangen vorzüglich. So ist etwa der Blick in die südwestlich von Manilas internationalem Flughafen gelegene Provinz Cavite verstörend und beeindruckend zugleich. Selten zuvor hat ein Spielfilm die Slums und Hüttensiedlungen des Landes derart deutlich in die Handlung eingeflochten - so deutlich, dass manche Philippinos erklärten, er rücke das Land in ei falsches Licht. Dass vor Ort gedreht wurde, verleiht dem Film aber auf jeden Fall enorme Faszination und stellenweise fast dokumentarische Präzision.

Um diesen Aspekt zu unterstreichen, nutzen Dela Llana und Gamazon eine agile Handkamera, die bisweilen die Anspannung der Figur in diesem ungewohnten Umfeld noch unterstreicht - manchmal jedoch einfach nur mit ihrem Dauer-Geschüttle auf die Nerven geht. Das ist denn auch nicht der einzige technische Lapsus, ebenso ärgerlich sind ein paar ganz heftige Anschlussfehler, teilweise innerhalb einer Sequenz. Einmal wechselt der Himmel innerhalb eines einzigen Jump-Cuts von stark bewölkt bis schön blau. Und von Adams manchmal tropfnassem, dann gebügelt trockenem Hemd sollte man sich auch nicht zu sehr ablenken lassen.

Solche "Fehler" darf man einem Film mit derart geringen Ressourcen (es heisst $7'000) durchaus vergeben. Auch die Inspirationen, die bei "Narc" (die Eröffnungssequenz, bei der man nicht auf Anhieb weiss, dass sie Adams Vater zeigt) sowie bei "Phone Booth" und "Cellular" angesiedelt sind, stören nicht gross, wenn die Filmemacher Spannung und Faux-Doku so wunderbar verbinden. Ja selbst Ian Gamazons schlechtes Spiel kann man vergeben, denn ausser in den sperrigen Dialogen muss er nur durch die Städte rennen, und das macht er passabel. Doch leider gehen die Ambitionen der Filmemacher weiter - ins politische. Und da bricht der Film in sich zusammen.

Die Globalisierungskritik zum Beispiel, beschränkt sich auf den Kontrast aus McDonald's und Slum. Eine echte Aussage ist dabei nicht zu entdecken, nur, dass die armen Menschen der Erde trotzdem noch Geld in die Taschen der Reichen scheffeln, wenn sie bei McDonald's einkaufen. Diese Kritik erstickt bereits in ihren Ansätzen. Am Gravierendsten ist aber die Vermischung aus sozialer und moslemischer Rebellion. Die Terror-Gewalt im Film richtet sich gegen Christen und im weitesten Sinne die philippinische Regierung. Das ist sicher nachvollziehbar, da der Terrorist sich als Moslem ausweist und der Bürgerkrieg in den Philippinen ein solches Szenario zulässt (siehe Abu-Sayaf-Konflikt).

Aber: Die Provinz Cavite ist fast komplett christlich. Zwar sagt der Terrorist schon, in Mindanao (wo die meisten der moslemischen Philippinos leben), sei die Situation schlimmer, doch dem Zuschauer wird suggeriert, in Cavite müssten Moslems in Armut leben, deshalb die Antwort der Terroristen. Und warum müssen die Moslems in Armut leben? Weil die amerikanisch gesteuerte Regierung und die globalen Firmen wie McDonald's sie ausnutzen. Das wird so nie ausgesprochen, aber den Link macht man angesichts der Präsentation sofort - selbst wenn die gezeigten "armen Moslems" eben gar keine sind, sondern arme Christen. Das Problem mit der politischen Diffusion zieht sich bis ins Finale, das zwar andeutet, dass Adam durch die Sache nicht näher zu Gott gefunden hat, wie es der Terrorist verlangte, aber auch seltsame Sympathien mit den Absichten des Terroristen aufkommen lässt. Die Filmemacher beziehen bewusst keine Stellung, wohl am ehesten, um zu provozieren, doch ein Film ohne Ziel, verliert Sinn und Aussage. Am schönsten fassen das die sonst nie auf meiner Wellenlänge liegenden Kollegen vom Slant Magazine zusammen: "Cavite posits a wake-up call without ever really embodying what its lead character is waking from."

Fast jeder Satz im Film, der politische Dimensionen hat, ist letztendlich fragwürdig. Sei es die latente Homophobie, die ohne ein Wort der Widerrede unnütz im Raum steht, oder die Diskussionen zwischen Adam und seinem Peiniger: Adam ist eine derart schwache Figur, dass sein Gegner rhetorisch stets die Oberhand behält und seine Aussagen stärker im Kopf hangen bleiben. Wir bekommen seine Ansicht zu Jihad zu hören, seine Ansicht zu verlorenen Werten, und nur seine Ansicht hat Resonanz. Die leichte Ironisierung dadurch, dass etwa der vom Terroristen bezahlte Bub das Geld bei McDonald's investiert, ist zu wenig, um diese einseitige Dominanz zu unterwandern. Doch der schlimmste Fehltritt bleibt, den moslemischen Kampf in den Philippinen als Aufstand des unterdrückten und verarmten Volkes darzustellen, wenn das einzige unterdrückte und arme Volk, das wir im Film sehen, Christen sind. Sympathie hat man danach im schlimmsten Fall für den Aufstand an sich. Und damit ganz subtil auch für den Terror.

Kombiniert mit ein paar Fehltritten am Schluss, wie etwa Danas Rede, die die diffuse Politik des Films nich zu stützen scheint, oder der Mangel an Erklärung, wie etwa der Terrorist stets wissen konnte, wo Adam eigentlich ist, hinterlässt der an sich faszinierende Film einen zwiespältigen Eindruck. "Cavite" ist ein in vieler Hinsicht bemerkenswerter Film, aber der Umstand, dass den Zuschauern suggeriert wird, sie bekämen sozialkritischen Inhalt zu sehen, der jedoch weder Ziel noch Sinn hat, macht ihn umso frustrierender. Warum viele amerikanische Reviews trotzdem gut sind? Indie-Filme haben einen Vorteil. Und viele Amerikaner, die keine Ahnung von den Konflikten und der Lebenssituationen in manchen Teilen der Philippinen haben, sehen darin einen "eye opener". Ich frag mich in dem Fall, ob die oberflächlichen Nachrichten, die die Leute konsumieren, oder ihre fehlende Landeskenntnis den Film tatsächlich aufwerten.

 

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USA, Code 1, NTSC
Letterboxed Widescreen
Tagalog und Englisch 2.0 mit englischen und spanischen Untertiteln.

 

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SCREENSHOTS

 


 

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