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D
rama
Japan 2016
Alternative Titel
The Bride of Rip Van Winkle; Rippu Van Winkuru no hanayome; リップヴァンウィンクルの花嫁

Regie und Drehbuch Shunji Iwai
Darsteller Haru Kuroki, Gou Ayano, Cocco, Hideko Hara, Go Jibiki,
Soko Wada, Tomoko Mariya, Yugo Sado, Nana Natsume, Akio Kaneda

Länge 179 Min. (Kino-Cut: 120 Min.)
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 3.12.2016
©  Bilder Toei, Screenshots molodezhnaja


STORY
Nanami (Haru Kuroki) ist eine Teilzeitlehrerin, doch ihre Schüchternheit kostet sie den Job. Auch sonst kommt die graue Maus kaum durchs Leben, verbringt zu viel Zeit im Internet, statt unter Menschen. Auch ihren Freund lernt sie online kennen: den Lehrer Tetsuya (Go Jibiki). Es dauert nicht langem bis die Heirat ansteht. Da Nanami niemand zum Einladen hat, heuert sie den Alleskönner Amuro (Go Ayano) an, der sie mir Statisten versorgt. Nach der Hochzeit wird ihr gesteckt, dass Tatsuya eine Affäre habe. Nanami bringt nicht den Mut auf, ihren Mann damit zu konfrontieren, und hat bald selber Fremdgeh-Vorwürfe am Hals. Die Ehe zerbricht. Zum Glück ist Amuro wieder zur Stelle und vermittelt ihr einen Job als Haushälterin in einer seltsamen Villa. Dort lernt Nanami Ex-Pornostar
Mashiro (Cocco) kennen, die ebenfalls dort arbeitet.

 

REVIEW
Wer mit dem Kino von Shunji Iwai nicht viel anfangen kann, wird hier eine schwere Zeit haben - und eine lange: "A Bride for Rip Van Winkle" ist im Director's Cut fast exakt drei Stunden lang, und birgt, wie bei Iwai üblich, nicht viel Plot, sondern vor allem Atmosphäre. Wer aber Iwai kennt, oder besser noch, ein Fan seines Schaffens ist, der findet hier viel Bekanntes. Und viel Gutes. Vor allem aber ist es ganz generell ein Geschenk, mal wieder was von diesem Ausnahmekünstler zu sehen. Er hat sich vor 12 Jahren aus dem japanischen Spielfilm-Kino verabschiedet, inszenierte Kurzfilme, Dokfilme und sein englischsprachiges Debüt "Vampire".

Nun ist er zurück. Und wie. Er verfilmte seinen eigenen Roman, heuerte überzeugende Darsteller an und kümmert sich nicht um inszenatorische Konventionen, sondern zieht sein eigenes Ding durch. Davon zeugt nicht nur die ausufernde Laufzeit, sondern auch die Inszenierung. Einstellungen werden oft lange gehalten und die Aufnahmen wirken etwas verträumt. Er experimentiert zwischendurch auch, etwa bei einer längeren Sequenz mit einer Überwachungskamera, die aus der Ecke des Raumes filmt und erst noch leicht schräg gehalten ist - eine eher anstrengende Sache.

Selbst der Ton ist oft (wohl gewollt) schlecht - Hintergrundgeräusche oder Soundtrack übertönen Dialoge, das Gesagte wirkt oft dumpf. Was genau die Absicht dahinter ist, will sich nicht erschliessen, zumal es das Zuhören auch etwas mühsam macht. Deutlich besser hören kann man den Soundtrack, der Bachs Suite Nr. 3 D-Dur rauf und runterspielt, auch den bekanntesten Satz daraus, "Air". Dessen Extremmelancholie passt bestens in den Film, bei dem das Leid der Hauptfigur schon fast absurde Dimensionen annimmt. Wie sie gelähmt von ihrer Schüchternheit einen Rückschlag nach dem anderen einsteckt, macht Zuschauer auf jeden Fall unruhig.

Diese Unruhe ist auch ein spannendes Attribut des Films: Nicht nur die Hauptfigur erzeugt sie, auch die Musik und die Bildsprache fördern sie. Unter der Oberfläche scheint immer etwas Seltsames zu brodeln. Und wenn Nanami in die Villa zieht, bricht all das auch immer öfter heraus. In diesem letzten Akt des Films passier auch einiges mehr, und auch der Titel wird etwas sichtbarer: Ein Rip Van Winkle, also der Mann aus Washington Irvings Kurzgeschichte, der während britannischer Herrschaft eindöst und im neuen Staat USA wieder aufwacht, kommt zwar nicht vor. Aber es fällt nicht schwer, sowohl Nanami als auch Mashiro einen Schlafzustand zu attestieren.

Haru Kuroki wiederum verkörpert eine solch durchs Leben träumende Figur perfekt. Ihre Passivität und Unterwürfigkeit mag etwas am Geduldsfaden nagen, aber ihr Spiel passt. Zum Glück, denn man kommt trotz des Reizes des Films nicht umher, um sein gröbstes Problem anzusprechen: Er ist einfach langweilig. Aller Faszination zum Trotz, aller souveräner Schauspieler und inszenatorischer Einfälle - man muss immens viel Einsatz aufbringen, um nicht einzuschlafen. In einer Szene, die erst noch von träumerisch langsam bewegenden Quallen eingerahmt ist, reden die zwei Frauen unendlich lange.

In einer anderen sehen wir minutenlang und ohne einen einzigen Höhepunkt Nanamis sterbenslangweilige Hochzeitszeremonie. Das soll wohl als Spiegel für eine spätere (gespielte) Hochzeit zwischen den beiden Frauen dienen, die viel mehr Freude und Leben birgt - aber leder eben auch viel zu lang ist. So richtig will sich nicht erschliessen, warum Iwai sich genötigt sieht, solchen Sequenzen ein solches Gewicht und eine solche Länge zu gönnen, denn sie machen "A Bride for Rip Van Winkle" zur Durchhalteübung.

Der Film ist daher schwer zu empfehlen, fast schwerer noch als Iwais frühere Werke. Die einen mögen sich mitnehmen lassen von der traumwandlerischen Inszenierung. Andere mögen mit dem Regisseur sinnieren über die Erkaltung der Gesellschaft, das Zurückziehen trotz Vernetzung, die Isolation der Jungen oder die aufgezwungenen Werte der Erwachsenen. Und wieder andere dürften einfach nach ein paar Minuten aufgeben oder einschlafen. Ich liege wohl irgendwo dazwischen und bleibe dementsprechend neutral - mit leichtem Drall ins Positive.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1 verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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